Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
sah einen Buick vor dem Haus halten. Ein Mann stieg aus und ging auf die Tür zu. Er hatte einen Schlüssel.
Jo hatte den Mann sofort von den Bildern her erkannt, die in den Zeitungs- und Illustriertenausschnitten von ihm zu sehen waren, auch wenn er dort einen weitaus gepflegteren Eindruck machte.
Der Mann war Barry Douglas. Und er sah ganz so aus, wie ein Mann, dessen Verzweifelung im Lauf der Jahre eher angewachsen als geschwunden war.
Jo trat in den Flur des Dachgeschosses und hörte Douglas ins Haus kommen. Auf jeden Fall war es jetzt zu spät, um noch unbemerkt ins Freie zu gelangen.
Douglas ging ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen, wobei er die Katze verscheuchte, die sich dann wimmernd davonmachte.
Jo kam leise die Treppe hinunter, aber Douglas hatte sich so hingesetzt, daß sein Blick auf das untere Drittel der Stufen bis fast zur Haustür ging. Aber Jo wollte auch gar nicht an ihm vorbei. Er wollte sich mit Douglas unterhalten.
Als Jo ein paar weitere Stufen hinter sich gebracht hatte, kam Douglas herbei. Er schien etwas gehört zu haben. Jedenfalls stand er jetzt in der breiten Eingangstür des Wohnzimmers und hielt eine Pistole in der Hand, deren Lauf auf Jo zeigte.
In der anderen Hand hielt er eine Bierflasche und genehmigte sich erst einmal einen Schluck.
"Was machen Sie hier?" zischte Douglas. "Glauben Sie, es gibt hier was zu holen?"
"Ich wollte mich nur ein bißchen umsehen", meinte Jo gelassen.
"Erzählen Sie keinen Quatsch und kommen Sie herunter!"
"Bitte!"
Jo gehorchte. Der Mann wirkte ziemlich nervös und auch wenn man schwer abschätzen konnte, wie viel er schon zuvor getrunken hatte - ein Risiko wollte Kommissar X in dieser Lage nicht eingehen.
"Und jetzt die Hände hoch! Schön langsam hinter dem Kopf verschränken!"
"Sie sind Barry Douglas, nicht wahr?"
"Steht draußen an der Tür. Was soll die dumme Frage?"
"Ich nehme an, daß Sie wissen, wer Moss Gardner war..."
"Das wissen Millionen!"
Es hörte sich fast schon wie eine vorweggenommene Verteidigung an und dabei hatte Jo noch gar nicht en Finger in die eigentliche Wunde gelegt. Douglas stellte die Bierflasche auf einer Kommode ab.
Er trat an Jo heran, setzte ihm die Pistole an den Bauch und tastete ihn kurz ab. Dann zog er eine Sekunde später dem Detektiv die Automatic aus dem Schulterholster.
Ein breites Grinsen stand jetzt auf Douglas Gesicht. Dann folgte ein heiseres Lachen. Er trat wieder zwei Schritte zurück und wog die Automatic in der Linken.
"Ich überlege noch, was ich tun soll", meinte er. "Ob ich Sie als einen Einbrecher einfach aus Notwehr erschießen soll, oder ob ich mir doch die Mühe mache, die Polizei anzurufen, damit man Sie ins Loch steckt!"
Jo lächelte dünn. "Das zweite wäre mir lieber", meinte er. "Aber es gibt auch eine dritte Möglichkeit."
"So?"
"Wie wär's, wenn wir erst einmal ein paar Takte reden!"
Douglas hob die Waffe, richtete sie in Kopfhöhe auf Jo und kniff ein Auge zu. "Wenn Sie etwas zu sagen haben, sagen Sie es jetzt!"
"Mein Name ist Walker und ich bin Privatdetektiv."
"Können Sie das beweisen?"
"Ich habe meine Lizenz dabei. Rechte Jackettinnentasche. Sie können Sie sich selbst herausholen!"
"Damit Sie mich dann ausknocken, was?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, auf den Trick falle ich nicht herein."
"Wie auch immer. Jedenfalls ermittle ich im Mordfall Gardner!"
Die Pistole sank ein Zoll tiefer und Douglas zusammengekniffenes Auge öffnete sich wieder. Mißtrauen stand in seinem Gesicht. Ein kurzer Blick ging unwillkürlich die Treppe hinauf, während Jo lächelte und dann nickte.
"Ja, ich war oben", erklärte der Privatdetektiv. "Sie glauben, daß Gardner Ihre Frau und Ihre Tochter auf dem Gewissen hat, nicht wahr?"
"Was wissen Sie schon davon!"
"Nicht viel. Ich hatte noch nicht genug Zeit, alles zu lesen, was Sie da oben an Material über den Prediger gesammelt haben... Aber vielleicht helfen Sie mir ein bißchen weiter?"
"Warum sollte ich das?"
"Sie haben Gardner ausgekundschaftet, nicht wahr? Und Sie waren am Dreizehnten in der Show."
"Na, und?"
"Können Sie wirklich nicht verstehen, daß einer wie ich da ins Grübeln kommt?"
"Was kommt als nächstes? Daß ich psychische Probleme hatte und deshalb in Behandlung war? Wollen Sie mir vielleicht auch gleiche alle anderen Morde dieses Prominenten-Killers anhängen?" Douglas atmete tief durch und sah Jo dann fest in die Augen. Er trat einen Schritt näher heran. "Oder wollten Sie einfach nur Geld?
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