Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
auf.
Jo war als erster im Flur.
Er sah Broxons langgestreckte Gestalt am Boden wälzen. Er preßte sich beiden Hände gegen den Hals. Sein Bodyguard stand in gekrümmter Haltung da und rieb sich die Augen. Er schien mehr oder weniger blind zu sein. Vermutlich hatte er eine Ladung Reizgas abgekriegt.
Der Mörder mußte in der Tür zu den Toiletten gelauert und sich auf Broxon gestürzt haben. Jetzt rannte er den Flur entlang. Seine Schritte hallten an den kahlen Mauern wieder und Jo wußte, daß es jetzt schnell gehen mußte, wenn er ihn noch einholen wollte.
Jo zog die Automatic und setzte zu einem Spurt an. Mit den Augenwinkeln sah er, wie Rowland sich über den aus dem Hals blutenden Broxon beugte und ihm fachgerecht die Ader abdrückte. "Rufen Sie den Notarzt!" rief er dabei dem Mann im braunen Anzug zu, die wie eine vor Schreck erstarrte Salzsäule dastand.
"Lassen Sie mich durch! Ich bin Arzt!" rief jemand aus dem Hintergrund. Es schien, als sollte Broxon Glück im Unglück haben.
Indessen spurtete Jo dem Mörder hinterher.
Es war tatsächlich der Mann mit der dicken Brille. Er war zwar nicht besonders sportlich, aber er hatte einen guten Vorsprung.
Die Tür ins Freie flog auf und Jo hörte ihn über das Pflaster der Seitenstraße rennen.
Kaum einen Augenblick dauerte es, da hatte Jo ebenfalls die Straße erreicht. Er sah eine dunkle Limousine mit Chauffeur, die wahrscheinlich hier vorgefahren war, um Broxon abzuholen.
Von dem Mann mit Brille war keine Spur, aber sofern er nicht einen Komplizen hatte, konnte er noch nicht allzuweit sein. Bis zur nächsten Straßenecke hatte er es jedenfalls auf keinen Fall geschafft, dazu war er nicht schnell genug.
Jo hatte ihn nach links rennen sehen und folgte ihm über den engen Bürgersteig, der hier direkt an die hoch aufragenden Gebäudemauern grenzte. Und dann sah er ihn plötzlich in einer der Hausnischen stehen.
Es ging blitzschnell.
Mit den Augenwinkeln sah Jo eine schnelle Bewegung und wirbelte herum. In letzter Sekunde riß er dem Kerl den linken Arm in die Höhe, in dem er die Sprühflasche mit Reizgas hielt.
Im nächsten Moment hätte er vermutlich das scharfe Rasiermesser vorschnellen lassen, das von der Rechten fast krampfhaft umschlossen wurde. Aber der Blick in den Lauf von Jos Automatic ließ ihn in der Bewegung einhalten. Er erstarrte und atmete tief durch "Fallenlassen!" befahl Jo.
Es dauerte noch eine volle, quälend lange Sekunde, bis der Mann gehorchte und das Rasiermesser auf das Pflaster klirren ließ.
*
Wie sich im Police-Department herausstellte, hieß der Mann mit Brille Peter Clemence und war mehrmals wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verurteilt worden.
Zunächst weigerte Clemence sich, irgendetwas zur Sache von sich zu geben. Nach einem Anwalt verlangte er allerdings auch nicht. Er saß nur stumm da und belauerte seine Gegenüber durch die dicken Brillengläser. Erst nachdem Clemence das Beweismaterial gezeigt wurde, das inzwischen in seiner Wohnung sichergestellt worden war, wurde er gesprächiger.
Er hatte über jedes der bisherigen Opfer des Prominenten-Killers umfangreiche Aufzeichnungen angelegt und sie genau ausgekundschaftet. Dazu kamen noch einige Personen, die vielleicht als zukünftige Opfer in Frage kamen.
Schließlich gestand er einen Mord nach dem anderen. Ein seltsamer Glanz erfüllte dabei seine Augen. Clemence schien Gefallen an seiner Rolle zu finden. Erst war es die Rolle des geheimnisvollen Phantoms gewesen, jetzt wechselte er über zu der des öffentlichen Monsters.
"Man wird von mir sprechen", sagte er immer wieder. "Jedes Schulkind wird in einer Woche meinen Namen kennen!" Er kicherte dabei und setzte nach innen gekehrt hinzu: "Vielleicht bekomme ich sogar eine Titelstory in Newsweek! Wäre doch möglich oder?" Dann richtete er den Blick auf Rowland und fragte: "Was ist mit dem schwarzen Riesen? Habe ich ihn erwischt?"
Rowlands Gesicht war zur Maske erstarrt. "Nein", sagte er. "Tyler Broxon wird wahrscheinlich mit dem Leben davonkommen!"
"Was ist mit Moss Gardner?" fragte Jo.
Clemence kicherte. "Dieser Prediger?"
"Ja genau."
Er machte eine wegwerfende Geste. "Schlagen Sie ihn ruhig auf meine Rechnung drauf, Sir!"
"Haben Sie ihn denn umgebracht?"
Clemence grinste. "Warum sollte ich nicht?"
"Ich habe mich inzwischen vergewissert: Sie waren nicht am 13. im Publikum der Gardner-Show!" stellte Jo fest.
Clemence wandte sich an Rowland und kniff die Augen zu engen Schlitzen zusammen. "Soll das
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