Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
vielleicht mein Pflichtverteidiger sein, und ich habe es noch nicht gemerkt?" Aber der Captain fand das nicht sehr komisch. Ihm war das Lachen schon seit geraumer Zeit vergangen und so verdrehte er nur die Augen. Clemence hinderte das allerdings keineswegs, erst einmal ausgiebig über seine Bemerkung zu lachen.
Dann wandte er sich wieder an Jo. "Es gibt mehr Wege, um in so ein Studio hineinzugelangen, als Sie sich vorstellen können, Sir!"
"Und welcher war Ihr Weg?"
Clemence lachte heiser. "Es ist nicht mein Job, das herauszufinden!" Eine seltsame, fast euphorische Stimmung schien ihn erfaßt zu haben. "Na, dann strengen Sie sich mal ein bißchen an!" lachte er dann auf eine Art und Weise, die Rowland fast zur Weißglut trieb.
*
Als Jo die Räume seiner Agentur in der 7th Avenue betrat, war es draußen bereits dunkel.
Es überraschte Jo ein wenig, April Bondy um diese Zeit noch anzutreffen. "Ich habe noch ein paar Sachen erledigt, die in letzter Zeit liegengeblieben sind!" meinte sie dazu. Jo hatte sie nach Clemence' Festnahme kurz über Autotelefon informiert und sich gleichzeitig bei ihr vergewissert, ob Clemence auf der Liste der Leute stand, die am 13. im Publikum der Gardner-Sow gewesen waren. Jetzt war April natürlich gespannt darauf, was sich bei der Sache noch ergeben hatte.
Nachdem Jo ihr einen knappen Bericht gegeben hatte, hob sie die Augenbrauen und fragte: "Und? Was denkst du? Ist damit der Fall erledigt?"
"Rowland denkt das."
Ein entzückendes Lächeln spielte jetzt um Aprils volle Lippen. Sie zwinkerte Jo zu. "Und du bist anderer Auffassung, was?"
"Kannst du Gedanken lesen?"
"Du vergißt, daß wir nicht erst seit gestern zusammenarbeiten! Und wenn du diesen Ton hast, kann ich mir denken, was das zu bedeuten hat?"
Jo zuckte die Achseln. "Ich bin mir nicht sicher. wahrscheinlich ist er der Killer, nach dem Rowland schon die ganze Zeit sucht. Einer, der endlich einmal selbst im Rampenlicht stehen möchte und deshalb zum Mörder wird!"
"Ins Rampenlicht wird der Kerl jedenfalls kommen", meinte April. "Spätestens morgen wird sein Name so bekannt sein wie nur wenige in der Stadt!"
"Ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob er wirklich der Mörder von Gardner war. Er war schließlich nicht im Publikum der Show..."
"Und wenn es doch einen anderen Weg gab, ins Studio hineinzukommen?"
"Das werden wir abchecken müssen", nickte Jo. "Aber das ist auch nicht der Hauptpunkt."
April strich sich mit einer unnachahmlichen Bewegung eine Strähne aus dem Gesicht. "Da bin ich aber neugierig!"
"Wir haben diesen Clemence stundenlang befragt und er war schließlich auch sehr gesprächig. Es machte ihm geradezu ein höllisches Vergnügen, uns seine Taten in jeder Einzelheit auszumalen..."
"Ein Sadist? Jo, daß so jemand nicht alle Tassen im Schrank hat, hätte ich dir schon sagen können, bevor er festgenommen wurde!"
Aber Jo schüttelte den Kopf. "Ich meine etwas anderes: Alle seine Schilderungen stimmten ziemlich haargenau mit dem überein, was in den Akten über die einzelnen Tatabläufe nachzulesen ist - und zwar auch Details, die nicht der Zeitung standen. Nur bei Gardner, da hat er einfach gekniffen."
"Was sagt Tom dazu?"
"Der ist froh, daß er die Akte bald schließen kann!"
"Und wie reimst du dir das zusammen?"
Jo zuckte mit den Schultern. "Barry Douglas ist der Schlüssel zu allem. Er hat den Mörder gesehen. Aber der wird sich irgendwo verkrochen haben und erst wieder auftauchen, wenn er sich völlig sicher fühlt..."
*
Am nächsten Morgen meldete sich eine Vertreterin des Senders telefonisch bei Jo in der Agentur. Es war Lorraine Conrad und sie hatte wohl schon die Morgenzeitung gelesen oder ferngesehen.
Jedenfalls war sie bestens informiert über die Festnahme von Clemence. Sie kannte die Lebensgeschichte dieses Mannes inzwischen wohl sogar genauer als Jo. "Wie es scheint, hat es sich gelohnt, Sie zu engagieren, Mister Walker! Hätten Sie vielleicht Lust, in den nächsten Tagen in einer unserer Sendungen aufzutreten?"
"Ich glaube nicht, daß ich dazu Zeit haben werde, Miss Conrad."
"Wie schade!"
"Außerdem ist es für meine Arbeit eher hinderlich, wenn Ihre Zuschauer mein Gesicht auf der Straße wiedererkennen."
"Ja, ich verstehe. Sie werden in den nächsten Tagen noch einen Scheck erhalten, Mister Walker..."
Dann war das Gespräch zu Ende. Es schien Jo, als wäre Miss Conrad gar nicht so unglücklich über den Ausgang der Sache. Ein Wahnsinniger wie Clemence, das war etwas, was
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