Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
schien zu denken, ich wüßte über den Inhalt der Akte Bescheid."
"Und? Wußten Sie es etwa nicht?"
"Nein." Sie senkte den Kopf. "Aber was spielt das schon für eine Rolle..." Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach. Ein Kloß schien ihr im Hals zu sitzen. "Nach dem Tod meines Mannes stellte sich heraus, daß unser Bankkonto wesentlich besser ausgestattet war, als ich gedacht hatte. Es waren regelmäßig beachtliche Einzahlungen eingegangen. Die Einzahlungen begannen eine Woche, nachdem mein Mann für LaRue zu arbeiten begonnen hatte. Sie wurden immer höher und gingen auf jeden Fall weit über das hinaus, was er normalerweise für einen Job dieser Art verlangte..."
"Das Geld stammte ausschließlich von Miles LaRue?"
"Ja", nickte sie. Es dauerte einen Augenblick, bis sie weitersprach. " Dann tauchte er hier auf, meinte, ich sollte alles vergessen. Er bat mich, ihm die Unterlagen auszuhändigen und gab mir dafür einen Umschlag. Ich habe keine Fragen gestellt."
"Verstehe", murmelte Jo.
"Das ist alles", meinte Mrs. Spellings dann. "Mehr weiß ich nicht. Und ich hätte Ihnen auch dies nicht erzählt, wenn nicht..."
Jo hob die Augenbrauen. "Wenn was nicht?"
Sie zögerte. Ein Kloß schien ihr im Hals zu sitzen. "Ich möchte nicht, daß ein Unschuldiger stirbt", meinte sie. "Aber ich hoffe trotzdem, daß Sie jetzt nicht als erstes zu Mister LaRue gehen und ihm brühwarm unter die Nase reiben, was ich Ihnen gesagt habe!"
Jo nickte. "Ich werde sehen, in wie weit sich das vermeiden läßt!" versprach er.
"Sehen Sie, ich habe zwar keine Ahnung, was in den Unterlagen stand, aber ich habe mir so meine Gedanken gemacht."
"Und die wären?"
"Chuck - mein Mann - sollte für LaRue in dem Levine-Mordfall ermitteln, um seinen Bruder aus dem Gefängnis zu bringen. Vermutlich haben Sie denselben Auftrag."
"Das ist richtig", nickte Jo.
"Aber Chuck muß dann irgend etwas über Miles LaRue herausgefunden haben, was diesem schaden konnte. Und es war ihm offenbar das viele Geld wert... Erst dachte ich, daß es einer von diesen verrückten Ku-Klux-Klan-Fanatikern war, der Chucks Wagen in den Abgrund gedrängt hat. Schließlich hatten wir genug Drohanrufe, seit mein Mann mit dieser Sache zu tun hatte..."
"Und was denken Sie nun?" hakte Jo nach. Die Sache fing an, interessant zu werden.
"Als LaRue mit seinem Geld auftauchte, war mir klar, daß er meinen Mann auf dem Gewissen hatte. Vielleicht nicht er selbst. Vielleicht hat er einen Handlanger geschickt. Schließlich ist er ein verhältnismäßig wohlhabender Mann, der sich jemanden anheuern könnte. Teurer als die Dauer-Erpressung, die mein Mann mit ihm gemacht hat, konnte das auch nicht werden!" Mrs. Spellings wandte sich ab und ging zwei Schritte zum Fenster. "LaRue hat mir Geld für mein Schweigen gegeben, ich habe es angenommen. Vielleicht war das ein Fehler..."
"Darüber steht mir keine Meinung zu, Ma'am", erwiderte Jo sanft.
Sie zuckte die Achseln und wischte sich etwas aus den plötzlich geröteten Augen heraus.
*
"Was hältst du von ihr?" fragte April, während sie wieder mit dem Landrover unterwegs waren.
Jo zuckte die Achseln. "Auf jeden Fall hat unser Auftraggeber uns ein paar Fragen zu beantworten!" meinte er.
"Scheint, als hättest du den richtigen Riecher gehabt, Jo! Ich hab's nicht glauben wollen!" April strich sich mit der Linken eine blonde Strähne aus den Augen. "Was könnte dieser Spellings über Miles LaRue herausgefunden haben?"
"Ich weiß nicht...", murmelte Jo. "Aber so ganz schlüssig erscheint mir diese Version auch nicht."
"Was meinst du damit, Jo?"
"Na, überleg' doch mal! Jemand engagiert einen Privatdetektiv, der schnüffelt etwas über das Ziel hinaus und wird dann durch seinen Auftraggeber umgebracht. Doch dieser hat nichts Eiligeres zu tun, als gleich einen Nachfolger zu engagieren! Das will mir nicht in den Kopf!"
April atmete tief durch. "Du hast recht, das ist schon etwas merkwürdig."
"Eigentlich sollte man meinen, daß Miles nach dieser Sache erst einmal die Nase voll von unserer Zunft gehabt hat!"
"Aber er wollte unbedingt das Leben seines Bruders retten, Jo! Und so etwas kann nur gelingen, wenn neue Beweise auf den Tisch kommen!"
Kommissar X wandte plötzlich den Blick in den Rückspiegel. Ein verbeulter Chrysler fuhr ziemlich dicht auf. Von dem Gesicht des Fahrers war kaum etwas zu sehen. Er trug eine Sonnenbrille und eine Baseballmütze mit großem Schirm.
"Glaubst du, der will etwas von uns?" fragte April,
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