Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
geschah gar nichts. Nicht die geringste Bewegung war auf der anderen Seite der ramponierten Holztür zu hören, auf der kaum noch Lack war.
Dann wurde das Schloß herumgedreht.
Die Tür ging einen Spalt breit auf und zwei dunkle Augen blickten mißtrauisch hervor. Dann öffnete sie die Tür ganz. Ihre Augen verrieten eine deutliche Spur von Entsetzen, als ihr die Leiche des Killers auf diese Weise ein Stück entgegenrutschte.
"Er wollte mich umbringen!" flüsterte sie und Jo nickte.
"Ja. Haben Sie eine Ahnung, wer ihn geschickt haben könnte?"
"Nein."
"Wollen Sie mich zum Narren halten?"
"Ich weiß nichts! Ich weiß überhaupt nichts." Sie deutete auf Tom Rowland. "Wer ist das?"
"Ein Captain der Mordkommission."
Das schien für sie wie ein Schlag vor den Kopf zu sein und ihr absolut nicht zu gefallen. Rowland beugte sich indessen über den Toten und durchsuchte dessen Taschen. Aber er fand nichts, was etwas über seine Identität aussagen konnte. "Wir haben sein hübsches Gesicht sicherlich in unserer Fotosammlung!" meinte er.
Von draußen waren Sirenen von Polizeiwagen zu hören und wenig später tauchten ein paar Uniformierte auf. Rowland zeigte ihnen seine Marke und wies sie an, jemanden von der Spurensicherung zu holen.
"Der Kerl hat mich schon den ganzen Tag verfolgt", berichtete die junge Frau. "Ich dachte schon, daß ich ihn abgehängt hätte. Aber das war ein Irrtum..."
Indessen legte Jo der jungen Frau einen Arm um die Schulter und führte sie von dem toten Killer weg in das schäbige Hotelzimmer hinein.
"Ich bin Ihnen schon wieder zu Dank verpflichtet, Jo!" meinte sie.
"Wie wär's, wenn Sie mir jetzt langsam Ihren Namen sagen würden."
Sie musterte Jo mit ihren ausdrucksstarken, dunklen Augen. Eine hübsche Frau, ging es Jo durch den Kopf. Aber eine, bei der man aufpassen mußte, um nicht unversehens über den Tisch gezogen zu werden. "Ich heiße Teresa", sagte sie.
"Und weiter?"
"Marquez."
"Mexiko? Puertorico?"
"Spielt das eine Rolle?"
"Was weiß ich! Wenn Sie am Leben bleiben wollen, spielt alles eine Rolle!" Jo ahnte, was in ihrem hübschen Kopf vor sich ging. Sie dachte, jetzt, da der Killer tot war, könnte sie genau so weitermachen wie bisher. Aber das kam nicht in Frage. Jetzt war es für sie an der Zeit, endlich auszupacken. "Wo ist das Päckchen?" fragte Jo und sie blickte ihn mit bleichem Gesicht an.
"Welches Päckchen?"
"Wenn Sie mir so dumm kommen, ist es vielleicht das Beste, ich überlassen Sie Harry Dominguez."
Sie wurde noch bleicher.
"Sie wissen also Bescheid...", murmelte sie schluckend. Jo gab dazu keinen Kommentar. Es war das Beste, sie erst einmal im Unklaren darüber zu belassen, wieviel er wirklich wußte.
Es war ja wenig genug.
Jo zog die Augenbrauen in die Höhe. "Also?" Er machte den Kleiderschrank auf. Es war nichts darin, außer ihrem Regenmantel. Ansonsten schien sie kein Gepäck zu haben. Nur eine Handtasche, die sie mit beiden Händen umklammerte.
Jo riß sie ihr aus der Hand.
"Was fällt Ihnen ein!"
Anstatt eine Antwort zu geben, öffnete Kommissar X die Tasche und wühlte sie durch. Er fand einige tausend Dollar an Bargeld, ein paar Papiertaschentücher, etwas Parfum, eine Zahnbürste und noch einige weitere Kleinigkeiten...
Jo tastete noch das Innenfutter ab, aber ein Kilo Koks befand sich dort auf keinen Fall.
Teresa trat nahe an Jo heran "Halten Sie mich wirklich für so dumm, das Zeug hier in diesem Zimmer zu haben!" flüsterte sie.
"Sie waren ja auch dumm genug, es zu stehlen!"
Sie warf den Kopf in den Nacken und strich sich eine Strähne ihrer dunklen Haare aus dem Gesicht. "Können wir uns nicht irgendwo anders über die Sache unterhalten?"
"Glauben Sie, Sie schaffen es, ohne die Polizei am Leben zu bleiben?"
Sie trat noch näher an Jo heran. Ihr Parfum war sehr dezent. Sie roch gut und sie wußte, wie man mit den Wimpern aufschlagen mußte, um auf Männer Eindruck zu machen. "Wenn Sie mir helfen, Jo..."
"Ich habe mich inzwischen selbst ziemlich unbeliebt bei den Brüdern gemacht..."
"Aber doch nicht meinetwegen!"
"Ich wüßte keinen anderen Grund!"
"Das tut mir Leid."
"Das braucht es nicht. Mir reicht es schon, wenn Sie Ihre Karten auf den Tisch legen. Dann enden Sie und ich vielleicht nicht mit einer Kugel in der Schläfe - wie Dick Fowler." Jo gab ihr die Tasche zurück. "Vielleicht sollten wir wirklich an einem anderen Ort unterhalten", meinte er dann. "Geben Sie Rowland Ihre Personalien. Sind Sie immer noch eine
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