Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Kokain erleichtert hat, dann könnte die junge Lady seine Komplizin gewesen sein", schlug Jo vor.
"Und warum sollte Fowler sie dann umbringen?" dröhnte Rowland.
Jo zuckte die Achseln. "Vielleicht wollte er nicht teilen."
"Alles Theorie, Jo. Beweisen können wir davon gar nichts."
"Ich weiß."
"Ich bin ja nun nicht erst seit gestern beim Police-Department und ich habe gesehen, wie andere Abteilungen sich an Dominguez die Zähne ausgebissen haben. Speziell die Sitte. Es hat sich niemand gefunden, der bereit war, vor Gericht gegen ihn auszusagen. Selbst wenn wir also etwas Handfestes in den Händen hätten, könnten wir damit vermutlich wenig anfangen!"
Jetzt schaute April Bondy durch die Tür.
"Jo, da ist ein Anruf, der sehr merkwürdig ist. Eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen will..."
Jo hob die Augenbrauen.
"Stell sie durch!"
"Schon geschehen. Ich werde das Gespräch aufzeichnen." Jo nahm seinen Hörer. "Hallo?"
"Spreche ich mit Mister Walker?" Die Stimme klang seltsam vertraut. So vertraut, daß es Jo einen Stich versetzte.
"Ja, hier ist Walker", murmelte er.
"Sie müssen mir helfen!"
"Wer sind Sie?"
"Erinnern Sie sich nicht? Wir sind uns im Central Park begegnet. Sie haben mich vor diesen Kerlen gerettet."
"Ich dachte, ich hätte Sie in einem Leichenschauhaus gesehen."
"Jo, da draußen ist jemand, der mich umbringen wird!"
"Wo sind Sie?"
Sie nannte ihm eine Adresse in Spanish Harlem. Ein Hotel oder zumindest etwas, das sich so nannte.
"Was soll ich tun?" fragte sie, völlig verzweifelt. Was immer sie sonst auch über sich erzählt hatte - viel war es ja nicht gewesen - ihre Verzweifelung schien Jo zumindest echt zu sein.
"Schließen Sie Ihr Zimmer ab und lassen Sie niemanden herein", riet Jo, obwohl er wußte, daß das auch nicht viel nützen würde. "Ich bin gleich da!"
"Was ist los?" wollte Rowland wissen, als Jo aufgelegt hatte und die Ladung seiner Automatic kurz überprüfte.
"Scheint, als wäre die Frau aus Yonkers aus dem Jenseits aufgetaucht! Jedenfalls gibt es was zu tun!"
*
Jo ließ den 500 SL auf Hochtouren laufen, soweit dies der Stadtverkehr zuließ. Und Rowland orderte per Funktelefon einige Streifenwagen nach Spanish Harlem.
Die Adresse war leicht zu finden. Ein billiges Stundenhotel, an dessen Rezeption ein hohläugiger Latino saß, der behauptete, kein Englisch zu verstehen.
Jo hielt ihm das Bild der Toten aus Yonkers unter die Nase.
"No he visto esa mujer!" behauptete er mit reicher Gestik, ohne wirklich hinzusehen.
"Welche Nummer!" zischte Jo ungeduldig. "Que numero?"
Als Tom Rowland ihm seine Marke auf den Tisch legte, wurde er blaß. Vielleicht war er illegal hier oder es gab noch irgend einen anderen Grund, aus dem eine Polizei-Marke ihm Schrecken einjagte. Jedenfalls wurde er sofort auskunftsfreudiger. "Numero ocho!" murmelte er und deutete die Treppe hinauf. Nummer acht. Jo holte die Automatic heraus und spurtete die Treppe hinauf.
Dann ging es den Flur entlang.
Vor der Nummer acht stand ein Mann im hellen Regenmantel, der sich an der Tür zu schaffen machte. In der Rechten hielt der Kerl eine Pistole mit Schalldämpfer.
Jo stoppte, während der Killer herumwirbelte und sofort schoß. Es machte 'Plop!', ein Geräusch, das fast so klang, als würde jemand niesen. Jo ließ sich zur Seite fallen, während das Projektil über ihn hinwegschoß, um dann am Ende des Flurs die Tapete von der Wand zu kratzen. Noch im Fallen ballerte Jo zurück und erwischte den Killer an der Seite. Der Kerl wurde rückwärts gegen die Tür gerissen. Sein heller Mantel färbte sich rot, während er erneut den Arm hochriß und seine Waffe auf Jo richtete.
Jo rollte sich am Boden herum und wollte seine Automatic ebenfalls in Anschlag bringen. Aber er kam nicht mehr dazu. Ein Schuß krachte und traf den Killer mitten in der Brust, ließ ihn mit dem Rücken gegen die Tür des Hotelzimmers fallen und an dieser zu Boden rutschen. Seine Augen blickten starr und tot geradeaus.
Jo rappelte sich hoch und blickte zurück.
Es war Tom Rowland, der den letzten Schuß abgegeben hatte. Der dicke Captain war vom Treppensteigen noch ganz außer Atem.
"Danke", sagte Jo. "Das war knapp."
"Es hat eben doch seine Vorteile, daß wir unterschiedliche Sprintgeschwindigkeit haben, Jo!" erwiderte der Dicke, nachdem er wieder zu Atem gekommen war.
Jo behielt die Automatic in der Hand und stellte sich neben die Tür.
"Machen Sie auf!" rief er "Ich bin's! Walker!"
Ein paar Augenblicke lang
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