Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
gibt es?" fragte Craven, während er seine Rechte aus der weiten Hosentasche herausnahm.
Franklin machte eine wichtige Miene. "Da war ein Anruf für Sie", berichtete er dann. "Vorhin, als Sie zum Essen weg waren."
Craven zog die Augenbrauen in die Höhe. Er konnte sich denken, worum es ging. "Die Japaner?" fragte er.
"Ja", nickte Franklin und beugte sich dabei etwas nach vorn. "Carla hat das Gespräch zu mir hereingelegt, aber wir standen ziemlich auf dem Schlauch. Schließlich sind Sie der einzige bei uns, der Japanisch spricht - und das Englisch von Mister Nakamura ist nicht gerade einfach zu verstehen."
Craven zuckte die Achseln. "Tut mir leid!"
"Sie können ja nichts dafür. Aber es wäre gut, wenn Sie langsam die Verträge vorbereiten könnten!"
Craven legte jetzt die Mappe, die er unter dem Arm hielt, Franklin auf den Tisch. "Alles fertig", sagte er dazu und Franklin blickte erstaunt auf.
"Alle Achtung! Wann haben Sie denn...?"
"Ich möchte ab morgen ein paar Tage Urlaub nehmen."
"Nun, gerade jetzt, da wir mit Nakamura ins Geschäft kommen. Japan hat 120 Millionen Einwohner. Das ist ein Buchmarkt, auf dem sich ganz ansehnliche Auflagen erzielen lassen."
Mit anderen Worten: ein Riesengeschäft. Und Leslie Craven war derjenige, der es ins Laufen gebracht hatte. Franklin war das sehr wohl bewußt - und das war Cravens Trumpf.
"Wie gesagt, es ist jetzt alles unter Dach und Fach", meinte Craven ziemlich gelassen.
"Nakamura deutete an, daß man sich in seinem Haus überlegt, uns auch noch den Kim-Basinger-Band abzukaufen", erwiderte Franklin.
"Wie schön", murmelte Craven. Aber er schien sich nicht wirklich darüber zu freuen, obwohl das auch sein Erfolg war.
Franklin seufzte. Dann meinte er: "Na schön, Les, Sie bekommen Ihren Urlaub. Jetzt, wo Nakamura angebissen hat, wird es vielleicht auch ohne Sie laufen."
"Das denke ich auch."
Franklin musterte seinen Angestellten stirnrunzelnd. Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und beugte sich dann etwas nach vorn.
"Was ist los, Les?" fragte er dann in vertraulichem Tonfall.
"Ich brauche einfach ein paar Tage, das ist alles." Leslie Craven lächelte. "Ich fühle mich ein bißchen ausgebrannt, wenn Sie wissen was ich meine."
Franklin nickte. "An dem Punkt sind wir alle irgendwann einmal." Er lachte heiser. "Meistens zu einem ungünstigen Zeitpunkt."
*
"Was ist das denn?"
"Das ist Kaffee, Jo. Und zwar so stark, daß wenigstens eine geringe Chance besteht, daß du gleich nicht wieder einschläfst, wenn du deinem Klienten gegenübersitzt!"
Jo Walker, der auch als Kommissar X bekannte New Yorker Privatdetektiv, verzog den Mund, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte. Der Kaffee schmeckte bitter, aber im Moment bedeutete er wohl die einzige Chance, auf die Schnelle ein paar Lebensgeister zurückzurufen. In den letzten Nächten hatte der Privatdetektiv so gut wie überhaupt keinen Schlaf bekommen. Jo war im Auftrag eines Reeders Hafen-Piraten auf die Spur gekommen, die ganze Containerladungen verschwinden ließen. Nächtelanges Observieren hatte ihn schließlich zum Erfolg geführt und in der letzten Nacht war die Bande dann in flagranti erwischt und verhaftet worden. Kein angenehmer Job, aber ein sehr einträglicher.
"Ich hoffe nur, daß dieser Klient einen Auftrag hat, der sich tagsüber erledigen läßt!" murmelte Jo an seine hübsche Assistentin April gewandt, während er sich mit der flachen Hand über das Gesicht fuhr.
April strich sich das enganliegende, dunkelblaue Kleid glatt, das ihre wohlproportionierten Formen ziemlich exakt nachzeichnete.
"Wer weiß!" erwiderte sie und warf dabei ihre blonde Mähne in den Nacken. "Vielleicht bekommst du den Auftrag gar nicht, wenn der Gentleman drüben im Büro etwas von deiner Verfassung mitkriegt! Der macht mir nämlich einen sehr dynamischen und energiegeladenen Eindruck!"
"Wer ist es denn?"
"Er heißt Mark Franklin und leitet eine literarische Agentur, die sich auf das Vermitteln von Lizenzen sogenannter 'Bücher zum Film' spezialisiert hat. Mehr konnte ich ihm nicht aus der Nase ziehen. Er will mit dir persönlich reden!"
Walker zuckte die Achseln, trank den Rest des Kaffees und betrat dann sein Büro. Er versuchte dabei einen halbwegs frischen Eindruck zu machen.
Mark Franklin unterzog Jo einer eingehenden Musterung. Der Privatdetektiv spürte deutlich, daß er in diesen drei Sekunden gewogen und eingeschätzt wurde. Jo reichte ihm die Hand und stellte sich vor.
"Sie sollen sehr gut
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