Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
untergetaucht."
"Ja. Keine Entführung oder so etwas. Da bin ich mir fast sicher."
"Und der falsche Lebenslauf?"
"Ich weiß es nicht. Zeugenschutzprogramm vielleicht oder etwas anderes, was auch in die Richtung geht."
"Und woran denken Sie da?"
"Er war darauf getrimmt, sich Telefon- und Autonummern zu merken. Er könnte ein Cop gewesen sein. Oder ein FBI-Mann."
"Ganz egal, wer oder was Craven ist. Er scheint mir in Schwierigkeiten zu sein und ich möchte, daß Sie ihn finden."
Jo zuckte die Achseln. "Meinetwegen", brummte er.
*
Lew Valdez war FBI-Mann und besaß ein hübsches Haus in einer der Suburbs von Elizabeth, New Jersey, wo er mit seiner Frau lebte. Jo stellte seinen Mercedes am Rand der breiten Allee ab. An beiden Seiten waren schlanke, hochaufragende Bäume, durch deren Kronen der Wind raschelte. Eine schöne Gegend, dachte Jo. Valdez war eben ein Mann von Geschmack.
Jo ging zur Haustür und klingelte. Eine Frau öffnete, die auf ihrem Arm ein Baby trug, das den Privatdetektiv mit großen Augen ansah. Die Frau kannte Jo nur von einem Foto, daß Lew Valdez immer bei sich trug. Und das Kind war noch nicht auf der Welt gewesen, als Kommissar X dem FBI-Mann zum letzten Mal begegnet war.
"Guten Tag, Ma'am. Mein Name ist Walker. Sie werden mich nicht kennen, aber ich muß dringend mit Ihrem Mann sprechen."
Ihr Blick war mißtrauisch.
"Warten Sie einen Moment!" sagte sie dann und verschwand. Als sie zurückkehrte, hatte sie das Kind nicht mehr auf dem Arm. Sie bat Jo herein und führte ihn in ein Wohnzimmer mit klobigen Polstermöbeln und einem niedrigen Tisch aus Glas. "Setzen sie sich", sagte sie. "Mein Mann steht gerade unter der Dusche. Er kommt aber gleich. Wollen Sie etwas trinken?"
"Danke, nein", erwiderte Jo.
Es dauerte nicht lange, bis Valdez den Raum betrat. Und bis dahin herrschte mit wenigen Unterbrechungen ein verlegenes Schweigen.
Lew Valdez blieb in der Tür stehen. Er trug Jeans und T-Shirt. Sein Haar war noch nicht ganz trocken.
Valdez' Gesichtsausdruck blieb unbewegt. Nur seine Augen verengten sich ein wenig. "Tag, Walker! Lange her, daß wir uns zum letzten Mal gesehen haben.“
Kommissar X nickte. "Seit der Rinaldo-Geschichte nicht mehr."
Valdez verzog das Gesicht zu einem etwas gezwungen, wirkenden Lächeln, trat an Jo heran und gab ihm die Hand. "Das müssen drei oder vier Jahre her sein."
"Könnte stimmen."
Die Blicke der beiden Männer trafen sich einen Augenblick lang. Dann sagte Valdez: "Wir hätten Frank Rinaldo damals ohne Ihre Hilfe nicht bekommen, Walker!" Er lächelte.
"Wer ist dieser Rinaldo?" fragte Valdez' Frau.
"Ein Profi-Killer", erklärte der FBI-Mann. "Sechs Morde konnte man ihm vor Gericht nachweisen, aber es waren vermutlich mindestens doppelt so viele." Valdez atmete tief durch. "Ein paar von unseren Leuten waren auch unter den Opfern."
"Oh...", machte seine Frau, die von der Story offenbar zum ersten Mal hörte. Jedenfalls machte sie ein recht überraschtes Gesicht.
Valdez wandte sich wieder an Jo. "Ich bin jetzt nicht mehr im Außendienst", sagte er. "Ich hatte die Nase voll. Ziemlich bald nach der Sache damals habe ich mich versetzen lassen."
"Und was machen Sie jetzt?"
"Jetzt schiebe ich an meinem Schreibtisch eine verhältnismäßig ruhige Kugel und komme auf der Karriereleiter ganz gut vorwärts."
Jo verstand. Valdez hatte inzwischen eine Familie gegründet und da war es sicher das Beste für ihn, nicht mehr jeden Tag Kopf und Kragen zu riskieren.
Valdez beugte sich etwas vor. "Ich nehme an, Sie sind nicht einfach nur zum Vergnügen hier, Walker!"
Jo hob die Schultern ein wenig.
"Nein, leider nicht", murmelte der Privatdetektiv, während Valdez' Augen ein wenig schmaler wurden.
"Was wollen Sie?" fragte der FBI-Mann.
"Ein Gespräch unter vier Augen."
"Meinetwegen."
Mrs. Valdez verstand diesen Wink mit dem Zaunpfahl. Als sie den Raum verlassen hatte, sagte Jo: "Es geht um einen Mann, von dem ich vermute, daß er vielleicht mal beim FBI war. Sein Name ist Leslie Craven, aber dieser Name ist falsch. Es scheint, als hätte er die Identität eines Toten angenommen."
Valdez runzelte die Stirn.
"Was ist mit diesem Mann?"
"Er ist vermutlich in Gefahr. Vielleicht lebt er auch schon nicht mehr. Jedenfalls ist er wie vom Erdboden verschwunden. Kurz zuvor hatte er eine handgreifliche Begegnung mit zwei Männern, die ihn vielleicht entführen oder umbringen wollten."
Valdez hob die Augenbrauen. "Und was kann ich jetzt dabei für Sie
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