Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
haben.
*
"Das scheint ein turbulenter Morgen gewesen zu sein", stellte April Bondy fest, als sie Jo in der Agentur auftauchen sah. Jo blickte an seiner abgeschürften und zum Teil zerrissenen Kleidung hinab und lächelte. "Das kann man wohl sagen", meinte er. Der Taxifahrer, der ihn zurück zu seinem 500 SL vor Joricia Nolans Haus gebracht hatte, war erst, nachdem er Jos Kreditkarte gesehen hatte, bereit gewesen, den Privatdetektiv zu befördern. "Ich hatte eine ziemlich unerfreuliche Begegnung mit ein paar Gorillas, die Cravens Schwester überwachen." Jo faßte ihr in knappen Sätzen zusammen, was sich ereignet hatte.
April runzelte die Stirn. "Was sind das für Leute?"
"Keine Ahnung!" Jo hob die Schultern. "Jedenfalls sind sie ziemlich rabiat, wie man an meinem Zustand sehen kann." Er lächelte dünn. "Wenn Craven denen in die Hände fallen sollte, wird er nicht viel zu lachen haben."
"Du glaubst also, sie haben ihn noch nicht. Meinst du, er ist auf der Flucht?"
"Ich weiß es nicht."
Er wischte sich mit der flachen Hand über das Gesicht.
"Hast du wenigstens die Wagennummer?"
"Ein New Yorker Kennzeichen. Mehr konnte ich nicht sehen."
April atmete tief durch. "Hast du eine Ahnung, wie viele Wagen es gibt, die ein New Yorker Kennzeichen tragen? Selbst wenn man nur die Cadillacs berücksichtigt."
"Hör zu, ich möchte, daß du mal in unseren Archiven nachschaust, was wir über Andy Carillo haben."
"Wer soll das sein?"
"Eine Unterweltgröße. Wurde zu fünfzehn Jahren verurteilt und daran war Craven durch seine Tätigkeit als Under-Cover-Agent maßgeblich beteiligt war. Eigentlich müßt er noch im Gefängnis sitzen, aber er wäre nicht der erste, der seine Geschäfte von dort aus weiterführt..."
"...und Killerkommandos losschickt?"
"Warum nicht?"
"Ich werde mal sehen, was sich machen läßt."
"Außerdem kannst du Tom anrufen. Er soll schon mal heraussuchen, was es über Carillo zu wissen gibt!"
April stemmte die schlanken Arme in die Hüften. "Und was machst du?"
"Ich sehe zu, daß ich wieder wie ein Mensch aussehe!"
Als Jo die Jacke auszog, sah April, daß das Schulterholster, daß er darunter trug, leer war.
"Was ist mit deiner Waffe?" fragte sie.
"Ich werde sie als gestohlen melden müssen", erwiderte er.
*
Eine Stunde später war Jo in Rowland Büro und bekam eine Akte vor die Nase geknallt. Der Captain hatte gute Laune und das hatte seinen Grund. Er war nämlich endlich ein Stück weitergekommen, was Roger Delcourt anging, den Toten aus dem East River.
"Wir haben ihn!" lachte Rowland. "Endlich! es hat ja auch weiß Gott lange genug gedauert."
Jo hob die Augenbrauen. "Und?"
"Roger Delcourt alias Roger Dugas alias noch ein halbes Dutzend anderer Namen wird von Interpol wegen Mordes gesucht. Er hatte sowohl einen französischen wie auch einen belgischen Paß und sich sein Geld damit verdient, Drecksarbeit für die Unterwelt zu erledigen."
"Aber was hat Leslie Craven mit der europäischen Unterwelt zu tun?"
"Eine gute Frage, Jo. Vielleicht Craven selbst nichts, aber Andy Carillo, für den du dich so interessierst."
Kommissar X runzelte die Stirn und sah Rowland verwundert an. "Ich dachte, Carillo sitzt im Loch."
"Er ist vor drei Jahren vorzeitig entlassen worden. Wegen guter Führung."
"Und was macht er seitdem?"
"Er lebt in Frankreich an der Cote d'Azur und genießt den Teil seines Vermögens, der auf Schweizer Nummernkonten oder auf den Cayman-Inseln liegt. Er soll schon wieder kräftig seine Finger in dubiosen Geschäften haben."
"Du meinst, Delcourt wurde von Andy Carillo hierher geschickt, um sich Craven vorzunehmen?" fragte Jo.
Rowland hob die Schultern und machte den Eindruck, als wollte er sich da nicht hundertprozentig festlegen. Schließlich sagte er: "Jedenfalls stand Delcourt auf Carillos Gehaltsliste, wenn man Interpol glauben kann."
Das war allerdings ein interessanter Umstand. Jo zuckte die Achseln. "Leider sagt uns das weder, warum Delcourt umgebracht wurde, noch was mit Leslie Craven geschehen ist."
"Du hast recht, Jo. Aber zwischen allen dreien besteht ein Zusammenhang."
Jo trat etwas näher an seinen alten Freund Rowland heran und meinte dann: "Ich dachte, du bist aus dem Fall raus, nachdem dieser FBI-Wichtigtuer dir den Marsch geblasen hat!"
Rowland grinste. "Er hat gesagt, ich soll mich nicht um Craven kümmern." Er hob ein wenig die ziemlich breiten Schultern. "Und daran halte ich mich ja auch, Jo. Aber andererseits habe ich immer noch einen Toten im
Weitere Kostenlose Bücher