Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Stunde damit einen Menschen auf die Art und Weise umgebracht hatte, auf die Chuck Porter gestorben war, dann mußten eigentlich irgendwelche Spuren zurückbleiben. Blut, Haut, Kleidung - irgend etwas...
Es sei denn, man hatte sich viel Mühe gegeben, alles zu beseitigen, aber wenn sich die Spurensicherung den Wagen ersteinmal vornahm, dann würde am Ende auch noch einziges Haar ausreichen, um Cosgrove zu überführen.
"Ich versichere Ihnen, daß ich niemanden überfahren habe!"
"Es gibt Zeugen", stellte Blanfield dagegen.
"Aber... Ich würde so etwas niemals tun! Fahrerflucht, meine ich!" Der dicke Mann schnappte nach Luft und wischte sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht. Er sah aus wie jemand, den man zusehends in die Enge trieb.
"Es dreht sich wahrscheinlich gar nicht um Fahrerflucht. Sondern um Mord", brummte Blanfield.
"Der Motor ist noch warm. Jemand muß noch vor wenigen Minuten damit unterwegs gewesen sein", warf Jo ein.
Cosgrove wurde bleich.
"Ich war...", er zögerte. "Wir haben eine Filiale in Yonkers. Dorthin war ich unterwegs."
"Wie lange?" hakte Blanfield nach.
"Na, wie Sie schon richtig festgestellt haben: Ich bin kurz bevor Sie mit Ihrer Armee hier eingedrungen sind, zurückgekommen."
"Wann sind Sie von Yonkers aus losgefahren?"
"Überhaupt nicht."
"Was soll das heißen?"
"Daß heißt, daß ich auf halbem Weg umgedreht bin, weil ich meine Unterlagen vergessen hatte. Das ist auch der einzige Grund, weswegen ich jetzt hier bin!"
"Das heißt, Sie haben kein Alibi..."
"Wie sollte ich, wenn ich allein hinterm Steuer sitze? Zwischendurch habe ich ein Gespräch per Autotelefon mit einem Lieferanten geführt."
"Das entlastet Sie leider nicht."
"Ich glaube, ich werde meinen Anwalt rufen", meinte Cosgrove. "Ihre Anschuldigungen sind ungeheuerlich!"
Blanfield nickte. "Das ist wahrscheinlich das Beste. Ich werde Sie vorläufig festnehmen müssen."
Der Lieutenant las Cosgrove seine Rechte vor. Die Handschellen machten 'klick' und dann ging es los. Bevor Jo dem Troß folgte, wandte er sich noch kurz an die Verkäuferin.
"Was wollen Sie noch?" fragte sie genervt. "Genügt Ihnen die Unruhe nicht, die Sie hier schon gestiftet haben? Ich bin davon überzeugt, daß sich alles als Irrtum herausstellen wird."
"Nur eine Frage", erwiderte Jo. "Beherrscht Ihr Boß eigentlich Kurzschrift?"
Sie sah Kommissar X an, als hätte sie jemanden vor sich, bei dem eine Schraube locker war. "Ich habe keine Ahnung", meinte sie schließlich.
*
Am nächsten Tag fuhr Jo auf einen Sprung zum Jennings-Haus. Als er seinen Mercedes neben dem Portal abstellte und ausstieg sah er ein paar Möbelpacker herauskommen, die einen Lastwagen mit den wertvollen Möbeln beluden.
Etwas abseits stand ein Toyota, dessen Hinterbank mit Koffern und Taschen vollgestellt war.
Warren kam in diesem Moment die Stufen des Portals hinunter. Er trug nicht seine gewohnte, betont seriöse Kleidung, sondern legere Jeans und eine Lederjacke. In den Händen hielt er noch je eine Tasche, die er kurz darauf in den Kofferraum des Toyota pferchte. Er hatte Glück, daß die Klappe noch ins Schloß bekam.
"Wollen Sie verreisen, Warren?" erkundigte sich Jo, der ihm gefolgt war. Er griff in die Tasche und holte sich seine Zigaretten heraus. Als er Warren eine anbot, kam dieser etwas näher und nahm an.
"Sie haben recht, Walker. Ich mach mich dünne." Warren deutete mit der Zigarette zwischen den Fingern auf das Haus. "Sie sehen ja, was hier los ist!"
"Was ist denn hier los?"
"Alles wird verscherbelt. Von den Jennings-Kindern hat an diesem Gemäuer wohl keiner mehr Interesse. Er zuckte mit den Schultern. "Ich werde mir woanders was suchen. Bodyguards braucht man schließlich überall, oder?"
"Leider ja."
Er grinste. "Wie man's nimmt!"
"Ich hatte gehofft, jemand von denen hier zu treffen."
"Sie?" Warren lachte heiser. "Sie sind doch achtkantig vor die Tür gesetzt worden! Wenn ich Sie wäre, dann..."
Jo hob die Augenbrauen. "Dann was?"
Warren zögerte eine Sekunde. Schließlich fuhr er fort: "Dann wäre ich nicht noch einmal hier hergekommen. Schon gar nicht, wenn ich einen so großzügigen Scheck bekommen hätte, wie Sie... Sorry, aber ich habe gesehen, was für eine Summe da eingetragen war!"
"Ich bin aber trotzdem hier!"
"Berufskrankheit, was? Sich immer in Dinge einmischen, die Sie nichts angehen! Wen wollten Sie denn hier noch treffen?"
"Spielt das eine Rolle?"
Er zuckte mit den Schultern und ließ die Zigarette aufglimmen,
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