Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
"Schätze, dieser Kramer - so war doch der Name oder? - wurde mit einer solchen Waffe erschlagen. Habe ich recht?"
Jo ging nicht darauf ein. "Was haben Sie getan, bevor Sie bei Jennings als Nachtwächter waren?"
"Wen interessiert das?"
"Sie waren bei der Army, nicht wahr?"
"Na und?"
"Sanitäter?"
"Ja."
"Das heißt, Sie wußten, wie man mit einer Spritze umgeht."
Chuck Porter war völlig bleich geworden. In seinen Augen blitzte es wild. Er stand da, wie ein gehetztes, in die Enge getriebenes Tier. Kalter Schweiß brach ihm aus und es war Jo sofort klar, daß er da ins Schwarze getroffen hatte.
"Woher... Woher wissen Sie das alles?"
Jo holte den Notizblock heraus, den er in Kramers Wohnung gefunden hatte. "Hier", sagte er. "Sie haben das für wertlose Kritzeleien gehalten, als Sie Kramers Wohnung durchwühlt haben, und nur die Fotos und sonstiges Beweismaterial mitgenommen, das Kramer bei sich gehortet hatte. In Wahrheit sind dies hier aber Notizen in Kurzschrift." Jo lächelte dünn. "Er war auf seine Art ein ausgezeichneter Detektiv, daß muß man ihm lassen. Was glauben Sie, was hier noch alles über Sie drinsteht?"
"Ich habe diesen Kramer nicht umgebracht! Und ich habe auch nicht seine Wohnung durchwühlt!" beharrte Porter tonlos.
"Und was ist mit Anthony Jennings?" fragte Jo dann.
Eine unheilvolle, gespannte Stille erfüllte auf einmal den Raum.
In Porters Kopf schien es fieberhaft zu arbeiten. Verzweifelung stand ihm im Gesicht geschrieben. Sein Gesicht lief puterrot an und schien kurz vor dem Platzen zu stehen.
Dann ging es blitzschnell.
Er riß eine Schublade der Kommode heraus und zog den 45er hervor, den er ansonsten bei seinen Bewachungsaufgaben trug. Chuck Porter war völlig durchgedreht und feuerte sofort wild drauflos.
Jo warf sich zur Seite und riß Blanfield dabei mit sich, während die Kugeln haarscharf über sie beide hinwegpfiffen und auf der anderen Seite des Raumes die Fensterscheiben in Scherben gehen ließen.
Auf dem Boden rollte sich Jo herum, während Porter zur Tür hinaus rannte. Der Privatdetektiv rappelte sich so schnell es ging hoch und setzte ihm mit der Automatic im Anschlag nach.
Porter hatte den Aufzug benutzt und das hieß, daß Jo nur seine gut durchtrainierten Beine und die Treppe blieben. Das hieß aber auch, daß Porter aller Wahrscheinlichkeit nach schneller unten sein würde.
Trotzdem, Jo gab sein Bestes. Irgendwo weit abgeschlagen hörte er hinter sich den Lieutenant ächzen.
Jo war schnell, aber nicht schnell genug.
Er sah Porter gerade noch durch die Tür ins Freie rennen. Der Kerl schien völlig den Verstand verloren zu haben. Die Haustür fiel ins Schloß. Jo das Motorengeräusch eines Wagens, dann einen kurzen, abrupt abgewürgten Schrei und noch ein anderes, sehr häßliches Geräusch...
Jo riß die Tür auf und stürmte hinaus, während eine dunkle Limousine mit quietschenden Reifen um die nächste Ecke bog.
Kommissar X rannte zur Straße und blieb dann auf einmal stehen. Es war ein furchtbarer Anblick, der sich ihm da bot. Der Wagen mußte Chuck Porter voll erfaßt und dann meterweit durch die Luft geschleudert haben. Jetzt lag der Nachtwächter in unnatürlich verrenkter Haltung auf dem Asphalt. Das Schlimmste von allem war der Schädel. Er wirkte wie eine aufgeplatzte Melone.
Es dauerte nur Augenblicke bis sich die erste kleine Menschentraube gebildet hatte.
"Unglaublich!" meinte einer der Passanten, die stehen geblieben waren. "Der Kerl ist einfach davongefahren! So ein Schweinehund!"
"Er ist direkt auf den Mann zugefahren und sogar noch beschleunigt!" meinte jemand anderes. "Fast, als hätte er auf den armen Kerl hier gewartet!"
Jo fluchte leise vor sich hin und steckte seine Automatic ein. Einen Moment lang hatte er erwogen, sich in seinen 500 SL zu setzten und dem Todesfahrer hinterherzujagen, aber der war sicher längst irgendwo im Verkehrsgewühl untergetaucht.
Hinter sich hörte Jo den Lieutenant, der offenbar erst einmal einen Moment brauchte, um die Szene zu verdauen.
"Ich habe mir die Nummer von dem Schuft gemerkt!" knurrte plötzlich jemand. Jo wandte sich herum und sah einen Rentner, der seinen Hund ausgeführt hatte.
"Wie ist die Nummer? Sagen Sie schon!"
"Sind Sie vom Police Department?"
"Wollen Sie lange diskutieren oder finden Sie nicht auch, daß der Kerl es verdient hat, daß man ihn kriegt!"
"Schon gut, schon gut!" Er sagte Jo die Nummer. Vielleicht führte das ja zu irgend etwas. Jo wandte sich an Blanfield. "Haben
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