Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Tarnung. Wahrscheinlich sollte damit nur Jacks Legende überzeugender gemacht werden."
"Ich habe ihm vertraut", preßte Patrick kaum hörbar über die Lippen.
*
Vom Hotel aus ließ Jo Walker sich per Taxi zu einem Gebrauchtwagenhändler fahren. Er mußte fast den doppelten Preis bezahlen, damit dieser ihm einen Ford überließ, ohne nach irgendwelchen Papieren zu fragen.
Sein nächster Weg führte Jo dann noch einmal zu Patrick Gallaghers Wohnung. Er wußte, daß es riskant war dort, noch einmal aufzutauchen, aber er wußte auch, daß es seine einzige Chance war, irgendeine Spur zu finden, die zu Jack Keogh führte.
Er stellte den Ford sicherheitshalber in einer benachbarten Straße ab und ging das kurze Stück zu Fuß.
Wenn die Wohnung weiterhin beobachtet wurde, hatte er Pech gehabt. Aber Jo rechnete anders.
Schließlich hielt man ihn jetzt für Seamus und erwartete sicher, daß er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machte. Und daß Patrick so dumm war, hier nocheinmal aufzutauchen, damit konnte niemand rechnen. Vermutlich war die Wohnung von der Spurensicherung auf den Kopf gestellt worden. Wenn O'Kellys Truppe sich damit nicht allzu sehr Zeit gelassen hatten, mußten sie längst fertig sein. Jo hoffte nur, daß sie noch etwas für ihn übriggelassen hatten...
Die Haustür stand offen. Jo lief die Treppe hinauf und befand sich wenig später vor Patricks Wohnungstür. Das Polizeisiegel war unübersehbar. Mit einem Stück Draht öffnete Jo das Schloß und betrat die Wohnung.
Alles war durcheinandergewühlt. O'Kellys Leute schienen ganze Arbeit geleistet zu haben.
Jo ging von einem Zimmer zum anderen. Die Türen der Schränke und alle Schubladen standen offen. Der Inhalt zum Teil ausgeleert. Jo fand nichts, von dem er glaubte, daß es ihm weiterhelfen konnte. Nichts, das ihm irgendeinen Hinweis darauf gab, wo Patrick Gallagher und Jack Keogh untergetaucht waren.
Jo war beinahe schon versucht, das Spiel verloren zu geben, als er schließlich an den Kleiderschrank kam. Es war nicht viel, was dort hing. Ein paar Hosen und Pullover, ein kariertes Hemd sowie ein abgewetzter Parka. Auf dem Boden standen Schuhe.
Ein paar Gummistiefel ließen Jo stutzen. Er hob sie auf und sah sie sich von unten an. Sie hatten ein grobes Profil, das voll von getrocknetem Schlamm war. Das Haus hatte keinen Garten, also stellte sich die Frage, wo Patrick diese Stiefel benutzt hatte. Von den Straßen Belfasts kam der Schlamm sicher nicht.
Vielleicht war Patrick ja regelmäßig hinaus aufs Land gefahren, zu irgendeinem einsamen Treffpunkt. Irgendein Cottage, ein kleines Landhaus, in dem man Waffen, Munition, Sprengstoff und dergleichen Lagern konnte. Vielleicht auch einn Ort zum Untertauchen. Jo stellte die Stiefel zurück.
Selbst wenn es so war - um alle Cottages im Umkreis von hundert Kilometern um Belfast abzusuchen, die für so etwas in Frage kamen, brauchte man eine ganze Armee!
Jo wandte sich um und erstarrte, als er in den blanken Pistolenlauf blickte. Er sah ein paar dunkle Augen, die zu einem feingeschnittenen, hübschen Gesicht gehörten. Die junge Frau hielt ihre Waffe mit beiden Händen, während sie sich mit einer abrupten Kopfbewegung eine Strähne ihrer vollen, rostbraunen Mähne aus dem Gesicht schüttelte. Sie war eine echte Schönheit.
"Wer bist du?" fragte sie. "Und was machst du hier?"
Jo blieb gelassen. "Das sind zwei Fragen auf einmal. Ein bißchen viel, findest du nicht?"
"Ich rate dir: Mach keine Mätzchen!"
"Das würde ich nie wagen!"
"Glaub Sie ja nicht, daß ich nicht abdrücke, wenn es sein muß!"
Jo hob die Augenbrauen und zuckte mit den Achseln. "Ich glaube dir, daß du dein Schießeisen auch gebrauchst. Hauptsache, du verletzt dich nicht selbst damit!"
Er sah, wie ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. Sie kam ein paar Schritte heran. "Was machst du in dieser Wohnung?"
"Dasselbe könnte ich dich fragen!"
"Du bist keiner von Patricks Freunden!"
"Dafür bin ich ein Freund von Seamus." Es war gewissermaßen ein Schuß aus der Hüfte gewesen, den Jo da auf die rostbraune Schönheit abgefeuert hatte - aber einer, der gesessen hatte. Jo mußte irgendein Zauberwort getroffen zu haben, jedenfalls ließ sie die Waffe sinken. Er sah ihr an, daß er sie tatsächlich verunsichert hatte. Und das war genau der richtige Moment, um den nächsten Pfeil abzuschießen möglichst noch, bevor sie sich von dem ersten richtig erholt hatte.
"Wo ist Patrick?"
"Ich weiß es nicht."
"Vielleicht im
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