Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
ziellos durch die Stadt gefahren und schließlich weit oben im Norden, in der Bronx gelandet.
Seine Verfolger hatte er abgehängt, der gestohlene Golf stand irgendwo im Halteverbot und würde bald der Fahndung in die Hände fallen.
Leonard schätzte, daß er den Detective in seiner Wohnung voll erwischt hatte. Das war sein schlimmster Fehler gewesen, aber einer der sich nicht hatte vermeiden lassen.
Doch nun mußte er damit rechnen, daß die gesamte Stadt-Polizei von New York heiß auf ihn war. Polizistenmord war eben immer noch etwas ganz besonderes.
Er kaufte sich an einer Imbißbude einen Hot Dog. Morgen würde sein Bild wahrscheinlich schon in der Zeitung stehen und in den Lokalnachrichten zu sehen sein. Dann würde alles schwieriger für ihn werden.
Mit dem Hot Dog in der Hand ging er zur nächsten Telefonzelle und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte.
"Hallo?" meldete sich etwas mürrisch eine Stimme, die Leonard auf Anhieb erkannte.
"Mister Lafitte? Hier spricht Clint Leonard!"
"Hatten wir nicht abgemacht, daß Sie mich unter diese Nummer nicht anrufen, Leonard?" fragte die Stimme auf der anderen Seite etwas ungehalten. "Was fällt Ihnen ein! Verdammt, haben Sie den Verstand verloren?"
"Ich würde es nicht tun, wenn es sich vermeiden ließe!"
Lafitte atmete so tief durch, daß man es durch die Leitung hören konnte. "Na, schön!" meinte er dann. "Was gibt es?"
"Ich brauche jetzt Ihre Hilfe. Etwas Furchtbares ist geschehen! Die Polizei war in meiner Wohnung."
"Auf wessen Konto geht das?"
"Die Frau vielleicht... Ich weiß es nicht. Dieser Walker war auch dabei. Er steckt seine Nase allmählich entschieden zu tief in die Sache."
"Dann werden wir ihm eine Warnung zukommen lassen müssen", meinte Lafitte. "Eine sehr ernste Warnung."
"Darum geht es jetzt nicht."
"Worum dann?"
"Ich muß untertauchen. Und da ist noch etwas: Ich habe einen Polizisten getötet. Ich hatte keine andere Wahl."
Auf der anderen Seite war ein paar volle Sekunden lang nur Schweigen. Dann sagte Lafitte: "Damit will ich nichts zu tun haben! Ich war von Anfang an dagegen!"
"Sie müssen mir helfen!"
"So, muß ich?"
"Ich werde sonst dafür sorgen, daß ihr alle mit hineingerissen werdet! Darauf können Sie sich verlassen, Lafitte! Glauben Sie vielleicht, Sie können sich von mir die Kastanien aus dem Feuer holen lassen und mich dann einfach so fallen lassen?"
"Es ist Ihr Job, Leonard. Und Ihr Risiko."
"Wie Sie wollen..."
"Warten Sie! Wo sind Sie jetzt? Vielleicht finden wir ja eine Lösung."
*
Am nächsten Tag versuchte Jo, sich mit Karen Tierney in Verbindung zu setzen. Aber als er bei ihr anrief, legte sie einfach auf. Bei weiteren Versuchen nahm sie gar nicht erst den Hörer ab. Als Jo bei ihr auftauchte, tat sie, als wäre niemand zu Hause. Sie reagierte zuerst weder auf die Klingel, noch auf Jos Klopfen.
Als sie schließlich doch öffnete, sah sie Jo an wie ein Gespenst. Diesmal war sie vollständig angezogen. Sie trug Jeans und einen Sweater.
Sie sagte überhaupt nichts, sondern führte ihn nur in die Wohnung.
"Was ist los mit Ihnen?" fragte Jo. Sie wandte den Kopf zur Seite und schwieg noch immer. "Ich denke, Sie haben mir einiges zu sagen..."
Sie verzog das Gesicht. "Ach, ja?"
"Zum Beispiel wissen Sie, woran Ihr Mann zuletzt gearbeitet hat. Sie wollen es mir nicht sagen und ich frage mich, warum."
"Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Mister Walker. Und ich möchte Sie bitten, jetzt wieder zu gehen."
"Tut mir leid, aber so leicht werden Sie mich nicht los!" Jo nahm sich einen Stuhl und setzte sich darauf, während Karen Tierney starr vor sich hin blickte. Sie schien unter einem unglaublichen Druck zu stehen. Jo fragte sich nur, woher dieser Druck letztlich kam. "Sie haben das Bankschließfach Ihres Mannes geleert, dessen Inhalt eigentlich für mich bestimmt war", stellte Jo sachlich fest.
Das ließ sie aufblicken.
Sie strich sich die rote Mähne aus dem Gesicht und zog die Augenbrauen ungläubig zusammen. "Was?" fragte sie. "Ich weiß von keinem Schließfach!"
"Sie brauchen mir nichts vorzuspielen, Mrs. Tierney. Sie sind dort gesehen worden und haben sogar Ihre Unterschrift hinterlassen."
"Ich war nicht dort! Hören Sie..."
"Nein, Sie hören jetzt mir zu! Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß Sie gar nicht wissen wollen, wer Ihren Mann ermordet hat!"
"Das ist eine unglaubliche Unterstellung, Mister Walker!"
"Dann entkräften Sie sie und helfen Sie
Weitere Kostenlose Bücher