Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
mir!"
"Mein Mann ist tot und nichts kann ihn wieder lebendig machen! Aber das Leben muß weiter gehen. Verstehen Sie, was ich meine?"
Jo schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube nicht."
"Dann glauben Sie mir bitte wenigstens, daß ich Steve geliebt habe. Aber jetzt muß ich an die Zukunft denken!"
"Was bedeutet das?"
Ihre Blicke trafen sich. In ihren dunklen Augen sah Jo so etwas wie Verzweifelung. Sie mußte sich sehr zusammenreißen und schien es auch nur unter größten Anstrengungen zu schaffen. Ihre Lippen waren aufeinandergepreßt. Schließlich sagte sie: "Es bedeutet, daß Sie mich in Ruhe lassen sollen, Mister Walker."
"Wie ich darüber denke, habe ich ihnen ja schon gesagt!" Jo erhob sich und trat näher an sie heran. Er legte ihr den Arm behutsam um die Schulter und stellte dann fest: "Ich habe den Eindruck, daß man Sie unter Druck setzt. Ist das richtig?"
"Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!"
"Sie wissen es ganz genau! Und ich vermute, daß Sie auch wissen, wer der Mörder Ihres Mannes ist."
"Das ist eine Lüge!"
"Zumindest wissen Sie über seinen letzten Fall Bescheid, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie weggeschaut haben, als Sie den Inhalt des Schließfachs in den Händen hielten. Was war es? Fotos vielleicht? Ich wette, es waren Fotos. Vielleicht auch noch andere Sachen. Dinge, die jemandem einen Mord wert waren."
"Hören Sie auf!"
"Warum?"
"Ich war nicht in der Bank! Das sagte ich doch schon, verdammt noch mal! Warum glauben Sie mir denn nicht?"
"Ich würde ja gerne."
"Bitte gehen Sie!"
"Was ist mit dem Kerl, der Sie gestern Nachmittag besucht hat?"
Sie wurde bleich. "Woher wissen Sie das?"
"Was spielt das für eine Rolle?" gab Jo zurück.
"Es ist doch wohl meine Sache, wen ich hier empfange, oder?"
Jo zuckte die Achseln. "Sicher. Aber Sie sollten sich vor ihm in Acht nehmen!"
"Ich konnte immer hervorragend auf mich selbst aufpassen!"
"Der Mann heißt Clint Leonard und hat einen Fotohändler erschossen, weil dieser sich geweigert hat, Bilder herauszurücken, die Ihr Mann ihm zur Entwicklung gegeben hat."
Sie schluckte jetzt. "Was erwarten Sie? Daß ich vor Angst erzittere?"
"Warum nicht? Sie hätten allen Grund dazu. Dieser Mann ist ein skrupelloser Killer!" Jo ließ das erst einmal wirken und fuhr dann nach kurzer Pause fort: "Clint Leonard schätze ich mehr oder weniger als Handlanger ein. Ihr Mann ist irgendeiner großen Schweinerei auf der Spur gewesen. Ich schätze, er ist per Zufall darauf gestoßen. Und vielleicht hat er geglaubt, die Hintermänner unter Druck setzen zu können - aber darüber wissen Sie sicher mehr als ich!"
Sie seufzte, stand auf und ging zum Fenster. Ihre Arme waren vor der Brust verschränkt. "Ich kann Ihnen nicht helfen, Mister Walker! Glauben Sie mir!"
"Womit erkaufen die sich Ihr Schweigen?" fragte Jo. "Sorgen die für Ihre finanzielle Zukunft?"
"Gehen Sie, Walker!"
"Oder hat man Ihnen nur versprochen, Sie in Ruhe zu lassen und Ihrem Jungen nichts zu tun?"
Tränen traten ihr ins Gesicht. Sie wischte sie hastig weg. Jo schien es ziemlich genau getroffen zu haben.
"Verstehen Sie mich doch!"
"Ich verstehe Sie. Aber ich glaube nicht, daß es richtig ist, was Sie tun."
"Es ist ja nicht Ihr Junge, oder? Da kann man natürlich leicht große Reden schwingen!"
Jo schüttelte den Kopf.
"Ich will Ihnen keine Moralpredigt halten, sondern nur, daß Sie sich klarmachen, in welcher Gefahr Sie sind."
"Lassen Sie das meine Sorge sein!"
"Was glauben Sie, wie lange das gut geht? In dem Moment, in dem diese Leute den Eindruck haben, daß man sich auf Sie nicht mehr verlassen kann, wird man Ihnen das Licht ausknipsen!" Jo legte eine seiner Visitenkarten auf den Küchentisch. "Denken Sie darüber nach", meinte er. "Auch um Michaels Willen!"
Sie wandte sich zu Jo herum. Ihr Gesicht drückte jetzt Entschlossenheit aus. "Ich habe mich längst entschieden, Mister Walker! Und ich möchte, daß Sie das respektieren!"
"Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun!"
*
Während Jo ins Freie trat, sah er kurz die Uhr an seinem Handgelenk. Vielleicht hatte Rowland inzwischen den Bericht, der entscheiden würde, ob Clint Leonard auch Tierney auf dem Gewissen hatte. Wenn es so war, dann blieb allerdings immer noch die Frage offen, wer ihn geschickt hatte.
Den 500 SL hatte Jo 100 Meter weiter auf der anderen Straßenseite abgestellt. Als der Privatdetektiv schräg über die Fahrbahn ging, scherte plötzlich ein Ford aus einer Parklücke heraus, hielt direkt auf Jo
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