Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
ein. Ein paar Augenblicke gewann er dadurch und so startete Morris zu einem Spurt in Richtung Drugstore.
Er hörte die Schüsse, die auf ihn abgegeben wurden, als er rannte und dachte: Jetzt hilft nur noch Beten!
Zum Glück waren seine Gegner ebenso lausige Schützen wie er selbst. Es war fast ein Wunder, aber er bekam nichts ab und konnte sich bis zu dem Kleinlaster retten.
Er dachte an Kimberley und daran, was ihr jetzt bevorstand.
Aber er konnte nichts tun, ohne sie zu gefährden.
Morris verschanzte sich hinter dem Lastwagen. An der Tür des Drugstores standen der Tankwart und noch ein Mann - wahrscheinlich der Getränkefahrer - und gafften mit weit aufgerissenen Augen. Eine Schießerei, daß war hier draußen, wo fast gar nichts passierte, schon etwas, wo es sich lohnte hinzusehen.
Selbst dann, wenn es nicht ganz ungefährlich war.
Morris öffnete die Tür des Lastwagens. Zum Glück steckte der Schlüssel.
"Hey!" rief der Getränkefahrer. Er wollte einschreiten, ohne darauf zu achten, daß von den Zapfsäulen vielleicht eine Kugel in seine Richtung geschickt wurde.
Morris ließ die Pistole herumwirbeln.
"Zurück!"
Der Fahrer erstarrte. Morris brannte eine Kugel dicht vor ihm in den Erdboden und das brachte endlich Bewegung in seine Beine.
Als er dann hinter dem Lenkrad saß und startete, sah er einen Jeep vom Highway herankommen. Fünf Männer drängelten sich darauf, manche mit Gewehren.
Auch sie gehörten zu den Verfolgern, Morris erkannte sie sofort.
Augen zu und durch! schoß es ihm durch den Kopf und er trat das Gas durch und hielt direkt auf den Jeep zu. Der Motor heulte auf. So ein Kleinlaster war eben kein Porsche.
Der Jeep mußte zur Seite ausweichen und fuhr gegen einen Fahnenmast.
Die Männer sprangen heraus, aber Morris war jetzt durch.
Ein paar Schüsse wurden ihm hinterhergeschickt. Morris hörte die Flaschen scheppern. Aber die Reifen bekamen glücklicherweise nichts ab.
Er ließ den Wagen über den Highway jagen, aber seine Gedanken warn bei Kimberley. Tränen des Zorns traten ihm in die Augen und er mußte schlucken.
Was Kimberley erwartete, war vielleicht schlimmer als der Tod. Aber im Augenblick konnte er nichts weiter tun, als sein eigenes Leben zu retten. Er schämte sich nicht dafür, so zu denken. Er hatte einfach nur eine höllische Angst.
*
Das Haus des Industriellen Harry J. Morgan lag direkt an einem der malerischen Sandstrände auf der der Jamaica Bay vorgelagerten Rockaway-Nehrung. Das Gelände war eingezäunt. Ein bewaffneter Wachmann patrouillierte mit einem deutschen Schäferhund an der Leine auf und ab.
Jo Walker war mit seinem champagnerfarbenen Mercedes 500 SL hier herausgefahren, und kam jetzt an das Gittertor. Für gewöhnlich empfing der bekannte New Yorker Privatdetektiv Klienten in seinem Office, aber diesmal machte er eine Ausnahme.
Ein bißchen frischer Seewind - das konnte niemandem Schaden, der sonst vorzugsweise den Smog von Midtown Manhattan atmete.
Jo Walker ließ die Scheibe des 500 SL herunter und langte zu dem Knopf an der Sprechanlage hinaus.
"Ja bitte?" krächzte es.
"Jo Walker. Mister Morgan erwartet mich!"
Es folgte keine Antwort mehr. Stattdessen öffnete sich nach ein paar Sekunden selbsttätig das Gittertor.
Der Mann mit dem Schäferhund stand in der Nähe herum. Der Hund kläffte etwas. Vielleicht war ihm das Motorengeräusch von Jos Wagen unsympathisch.
Vor dem Haus stellte Jo den Wagen ab und stieg aus.
Ein Mann, der aussah, als wäre er der Majordomus kam ihm entgegen.
"Mister Walker?"
"Ja?"
"Mister Morgan erwartet Sie am Strand. Gehen Sie einfach geradeaus. Hinter den Dünen werden Sie ihn sehen."
Jo zuckte mit den Schultern.
Der edle Zwirn, den er trug, war sicherlich alles andere als die passende Kleidung für eine Strandwanderung.
Über die Dünenkette gelangte er auf einem Weg aus Holzplanken. Das Meeresrauschen war allgegenwärtig. Vom Atlantik her wehte ein kräftiger Wind.
Zum Baden war es um diese Jahrszeit noch entschieden zu kalt. Und so stand Harry J. Morgan, der Besitzer von Morgan Industries auch in sicherer Entfernung von den auslaufenden Wellen und blickte auf das Meer hinaus.
Wenig später hatte Jo ihn erreicht.
"Mister Morgan, nehme ich an!"
Morgan war ein untersetzter, stämmiger Mann um die sechzig, der vor Energie nur so zu strotzen schien.
Er drehte sich herum und musterte Jo kritisch von oben bis unten, so als wollte er abschätzen, ob dies der richtige Mann für ihn war.
Nachdenklich
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