Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Bad kommen müßte.
Aber so war es nicht.
Es war niemand in der Wohnung.
Jo fand ein paar kleinere Mengen Kokain und Haschisch, bei denen Kimberley sich gar nicht erst die Mühe gemacht zu haben schien, die kleinen Briefchen zu verstecken.
Harry J. Morgans Verdacht, daß seine Tochter das Zeug immer noch nahm, war also nicht aus der Luft gegriffen.
In einem mit Büchern gefüllten Regal fand Jo dann eine kleine Bibliothek des Erstaunlichen und Unerklärlichen: Okkultismus, Parapsychologie, Erdstrahlen und was sich sonst noch in diese Reihe stellen ließ. Kimberleys Interesse an diesen Phänomenen schien ziemlich ausgeprägt zu sein.
Jo blätterte in verschiedenen Bänden etwas herum.
In einem war ein Foto eingelegt, daß Kimberley zusammen mit einem jungen Mann zeigte.
Beide waren sie ganz in schwarz gekleidet.
Das Buch - das den Titel SATANSKULTE UND SCHWARZE MESSEN trug - enthielt auch eine Widmung: Für Kimberley - in Liebe. Morris Clansing.
Jo fragte sich, ob der junge Mann auf dem Foto jener Morris Clansing war, der die Widmung verfaßt hatte. Wahrscheinlich war es so. Leider war unter der Widmung kein Datum, so daß man nicht ermessen konnte, ob diese Bekanntschaft noch aktuell war.
Etwas später nahm Jo sich die Kunstwerke vor, die sich in Kimberleys Wohnung stapelten.
Gleichgültig, ob sie nun Talent hatte oder nicht - Kimberley Morgan hatte eine beträchtliche Quadratmeterzahl an Leinwand vollgepinselt. Manche ihrer Werke waren fast drei Meter hoch.
Jo sah sich kurz einige ihrer Gemälde an. Sie waren stets penibel datiert, was in diesem Fall eine Hilfe war. Bis vor einem halben Jahr, so konnte Jo bei seiner flüchtigen Durchsicht feststellen, hatte Kimberley ziemlich fleißig gemalt.
Ihre Sachen waren keine gegenständliche Kunst, sondern abstrakte Farbgemenge. Rot, gelb und braun herrschten vor.
Dann hatte sich das fast schlagartig geändert.
Kimberley schien nur noch wenig zu Stande gebracht zu haben. Die Farben waren düster. Schwarz wurde zum wichtigsten Bestandteil. Das letzte Gemälde war ein riesiges, blutrotes Pentagramm auf schwarzem Untergrund.
Danach hatte sie ganz mit dem Malen aufgehört. Jedenfalls fand Jo kein Bild, das später datiert war. Und die Annahme, daß ihr von einem Tag zum anderen die Galeristen auf einmal die Türen eingerannt und alles weggekauft hatten, war wohl mehr als unwahrscheinlich.
Jo stolperte fast über einen Farbeimer.
Die Farbe darin war schon völlig getrocknet, der Pinsel endgültig verdorben. Da würden auch noch so große Mengen an Nitroverdünnung nichts mehr ausrichten.
Und dann fiel Jos Blick plötzlich auf einen Fleck am Boden.
Es gab viele Flecken - Farbflecken, die über die ganze Wohnung verteilt waren. Aber dieser Fleck sah anders aus.
Blut.
Hundertprozentig sicher konnte Jo sich da natürlich nicht sein. Aber andererseits hatte er Dutzendweise Tatorte mit solchen Flecken gesehen.
Er ging zum Telefon und wählte die Nummer der Mordkommission.
Vielleicht war es schon zu spät, um Kimberly Morgan noch lebend aufzufinden.
Als er den Anruf beendet hatte, fiel Jo die Nummer auf, die in der Nähe des Telefons mit Bleistift ganz klein an die Wand geschrieben war. Jo probierte einfach und wählte die Nummer. Es meldete such der automatische Anrufbeantworter eines gewissen Dr.Samuel Follett mit der Bitte, doch noch dem Pfeifton eine Nachricht zu hinterlassen.
Jo legte auf.
*
"Hey, was machst du da!"
Es war eine feindselige Männerstimme, die Jo Walker herumfahren ließ. Diese Stimme hatte einen ziemlich unsympathischen Klang, der so scharf wie ein Rasiermesser durch die sonnendurchflutete Stille des Wohnateliers schnitt.
Jo verengte ein wenig die Augen und sah in das bleiche Gesicht eines Dreißigjährigen. Seine fettigen Haare waren zurückgestrichen, sein Bart etwa eine Woche alt. Die wässrig-blauen Augen fixierten Jo. Der Mann kam ein paar Schritte näher.
"Die Tür stand offen", sagte er. "Da bin ich hereingekommen, weil ich dachte, daß Kimberley vielleicht zurück wäre!"
"Wo ist Kimberley?" fragte Jo.
Es war ein Versuchballon, den er da steigen ließ. Aber vielleicht kam ja etwas dabei heraus.
Der Mann verzog das Gesicht zu etwas, daß bei jemand anderem vielleicht ein Lächeln gewesen wäre. Bei ihm war es nur ein einziger Krampf.
Er baute sich breitbeinig auf.
"Glaubst du, ich wäre hier, wenn ich wüßte, daß Kimberley woanders ist?"
"Keine Ahnung. Was willst du denn von ihr?"
"Sie schuldet mir noch Geld."
Jo
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