Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
nickte er.
"Und Sie sind Walker, New Yorks bester Privatdetektiv."
"Danke."
"Bedanken Sie sich nicht Walker. Das sagen andere über Sie, nicht ich. Ich werde mit meinem Urteil warten, bis ich gesehen habe, was Sie drauf haben."
Jo lächelte dünn und zuckte mit den Schultern.
"Das ist Ihr gutes Recht. Ich schlage vor, wir kommen gleich zur Sache!"
Harry J. Morgan verengte ein wenig die Augen. Eine heftige Windböe zerzauste sein schütteres graues Haar, aber er achtete nicht darauf, sondern fixierte Jo unverwandt mit seinem Blick.
"Waren Sie früher bei der Polizei, Walker?"
"Ja. Sie haben sich erkundigt?"
"Ich habe einfach geraten. Jeder, der in New York eine Lizenz als Privat Eye haben will, muß drei Jahre bei der Polizei oder in der Army gewesen sein. Als nächstes hätte ich gefragt, ob Sie Soldat gewesen sind."
Jo grinste.
"Wie es scheint, sind Sie selbst kein schlechter Detektiv. Warum brauchen Sie dann einen wie mich?"
"Nehmen Sie's mir nicht übel, Mister Walker. Ich weiß immer ganz gerne über die Leute bescheid, mit denen ich umgehe."
"Das verstehe ich."
Sie gingen ein Stück den Strand entlang und Morgan erklärte: "Es geht um Kimberley, meine Tochter."
"Was ist mit ihr?"
"Sie ist verschwunden. Wir hatten in der Vergangenheit unsere Probleme miteinander und sie lebt auch schon lange nicht mehr bei mir im Haus, aber..."
Jo kratzte sich am Hinterkopf und meinte: "Sehen Sie, Mister Morgan, ich bin Privatdetektiv, kein Kindermädchen. Wenn Sie Probleme mit Ihrer Tochter haben, bin ich wahrscheinlich die falsche Adresse!" Eine verwöhnte Millionärstochter zur Räson zu bringen, das war einfach nicht Jos Ding.
Aber Morgan schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, das glaube ich nicht!" Er atmete tief durch und machte dann eine Geste mit den Händen, die seine ganze Hilflosigkeit ausdrückte. "Ich fürchte, daß ihr etwas zugestoßen ist, Mister Walker!" Sein Gesicht war ganz grau geworden. Trotz der frischen Luft, die vom Atlantik herüberwehte.
Jo nickte.
"Na, gut. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Tochter."
"Kimberley ist 25. Vor einigen Jahren haben wir uns zerstritten. Sehen Sie, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Ich habe eine Firma in Newark, eine Niederlassung in Cleveland und eine drüben in Montreal. Und wenn man will, daß die Dinge so laufen, wie man es für richtig hält, dann muß man sich doch am Ende selbst darum kümmern."
"Verstehe..."
Morgan sog die Meeresluft ein, als gäbe es nur eine begrenzte Menge davon, von der man sich besser etwas sicherte, solange der Vorrat reichte. Mit der Rechten deutete er auf die Umgebung.
"Dies ist ein wunderbarer Ort, nicht wahr, Mister Walker?"
"Ja."
Wer hätte das auch ernsthaft leugnen wollen?
"Aber ich habe kaum Gelegenheit dazu, mich hier zu erholen. Ich komme einfach nicht dazu!" Er zuckte mit den Schultern, blieb stehen und blickte in sich gekehrt hinaus auf den Atlantik. "Und genau so war es mit meiner Familie. Meine Frau hat die Konsequenzen gezogen. Sie ist gegangen und ich habe nicht die geringste Ahnung, wo sie steckt. Und Kimberley... Ich habe sie auch verloren. Ich hätte mich mehr, um sie kümmern sollen. Aber zum Jammern ist es jetzt zu spät."
"Wahrscheinlich haben Sie recht."
Jo wartete mit wachsender Ungeduld darauf, daß sein Gegenüber endlich zum Punkt kam und versuchte indessen, sich eine Zigarette anzuzünden.
Bei dem Wind war das allerdings eine Kunst für sich war. Schließlich gelang es ihm jedoch, während Harry Morgan fortfuhr: "Kimberley hat sich herumgetrieben, seit sie von zu Hause ausgezogen ist. Erst wollte sie studieren, aber das war ihr dann wohl zu anstrengend. Sie ist nicht zu den Vorlesungen gegangen. Zwischendurch wurde sie von der Polizei wegen irgendeiner Drogensache aufgegriffen, bei der meine Anwälte sie heraushauen mußten. Vor zwei Jahren hatte sie sich dann etwas gefangen. Seit der Zeit lebte sie in einer Künstlerkolonie in SoHo. Sie hat es mit Malerei versucht. Große Leinwände hat sie vollgeschmiert."
"Konnte sie davon leben?" fragte Jo.
Harry J. Morgan lachte heiser und freudlos. Er schüttelte dabei energisch den Kopf.
"Wie kommen Sie nur auf den Gedanken!"
"Es gibt Leute, die ein Vermögen für Kunst ausgeben!"
"Ja, bei Malern, die Talent haben!"
Jo hob die Augenbrauen.
"Und Kimberley hatte keines?"
Morgan zuckte mit den Schultern.
"Das kann ich nicht beurteilen. Ich kenne mich mit Kunst nicht aus, aber großartige Verkauferfolge kann sie nicht gehabt
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