Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
nicht? Das geht ganz schnell. Jemand verletzt die ungeschriebenen Regeln dieses Gewerbes und ist auch schon eine Leiche."
Jo konnte es kaum fassen.
"Ein ungeklärter Bandenmord also", stellte er fest.
"Wahrscheinlich ja, Walker!" Er schlug Jo auf die Schulter und versuchte etwas, das so aussehen sollte wie ein Lächeln. "Kommen Sie, Walker, seien Sie ein fairer Verlierer..."
"...wie bei den anderen Opfern dieser Ritualmord-Serie! Alles ungeklärte Bandenmorde, ja?"
Als Jo das gesagt hatte, war es zwei volle Sekunden lang völlig still in Chief Terrance' Büro.
Dann fragte der Polizist: "Hat Milland Ihnen das erzählt?"
"Spielt das eine Rolle?"
Er zuckte die Achseln. "Vermutlich nicht. Er hört sich eben gerne reden. Das mit den Ritualmorden war eine Vermutung. Sie kam von Milland und er hat bis zum Schluß daran geglaubt. Wir haben uns eben geirrt, Walker! Ist doch menschlich, oder?"
"Leider, ja."
Jo sah seine Chancen schwinden, hier irgendetwas zu bewegen. Die Zeit drängte. Wie sehr konnte niemand sagen - niemand außer jenem mysteriösen Hohepriester vielleicht, der die Sekte anführte.
"Geben Sie's zu, Mister Walker! Sie haben nichts in der Hand! Nichts, was es rechtfertigen würde, eine Polizeiaktion durchzuführen! Vermutlich würde ich noch nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl bekommen!"
"Wie wär's, wenn Sie es wenigstens versuchen!"
"Nein!"
Jo richtete den Zeigefinger auf ihn. "Eines Tages wird man Sie vielleicht für Ihre Ignoranz zur Rechenschaft ziehen, Chief!"
"Tucson ist nicht New York. Aber wissen Sie, wie viele Morde, Einbrüche, Vergewaltigungen und so weiter es hier gibt? Wir haben jede Menge Arbeit."
"Dann tun Sie gefälligst Ihre Arbeit, bevor es zu spät ist!"
"Wenn es Sie beruhigt: Ich kann ja morgen früh mal dort draußen bei diesem Studienzentrum vorbeischauen. Ganz informell."
Jo erkannte, daß er gegen eine Wand rannte. Es hatte keinen Sinn, das ging ihm mehr auf.
Er ließ den Chief stehen und wandte sich zur Tür.
"Walker..."
Jo hatte die Klinke schon heruntergedrückt. Ohne sich umzudrehen fragte er: "Was ist noch, Chief? Ich denke, es ist alles gesagt..."
"Nein, durchaus nicht. Sie haben vielleicht alles gesagt, aber ich noch nicht! Hören Sie mir gut zu!"
"Machen Sie es kurz!"
"Wenn Sie irgendetwas auf eigene Faust versuchen sollten, Walker, dann werde ich Ihnen kräftig auf die Füße treten! Haben Sie mich verstanden?"
"War ja deutlich genug!"
"Es existiert übrigens eine Anzeige gegen Sie."
Jo drehte sich jetzt doch herum. Er hob verwundert die Augenbrauen. Das wurde ja immer doller!
"So?"
"Unbefugtes Betreten von Privatgelände. Der Leiter des Zentrums für esoterische Studien hat sich beschwert..."
"Interessant. Kann ich mal sehen?"
"Können Sie nicht."
Vielleicht bluffte er nur. Und selbst wenn nicht, es interessierte Jo im Augenblick nur in zweiter Linie.
"War das alles?"
"Lassen Sie sich nicht mehr dort blicken, klar? Wenn Sie ein Schild sehen, daß Sie darauf hinweist, daß Sie sich auf privatem Grund und Boden befinden, drehen Sie augenblicklich ab!"
"Leben Sie wohl,...Chief!"
"Walker!" Chief Terrance streckte seinen Zeigefinger aus wie eine Pistole. "Ich warne Sie! Spielen Sie hier nicht den wilden Mann! Am besten, Sie gehen nach New York zurück lassen mich hier meinen Job machen!"
*
April holte Jo vom Polizeipräsidium ab. Sie hatte bei der Autoverleihfirma einen neuen Wagen besorgt. Es war ein hochbeiniger Toyota. Jo musterte das Gefährt kurz und nickte.
"Sieht geländegängig aus!" meinte er.
"Genau, wie du gesagt hast, Jo! Erst wollten sie mir gar keinen Wagen ausleihen, als ich das mit dem Chevy beichten mußte."
Jo lachte rauh. "Und, wie hast du sie überredet?"
"Mein Augenaufschlag hat da leider nicht ausgereicht. Ich mußte ihm schon die Kreditkarte präsentieren und ihm versichern, daß wir alle Kosten übernehmen, was den Chevy angeht."
Kommissar X zuckte mit den Schultern.
"Was soll's!" meinte er leichthin. "Der gute Mister Morgan wird es auf die Spesenabrechnung draufbekommen!"
Sie fuhren erst einmal in Richtung Hotel.
"Ich sehe dir an, daß es nicht so gelaufen ist, wie du dir das gedacht hast, Jo!"
Jo schlug wütend gegen das Lenkrad.
"Dieser Terrance, der hiesige Polizei-Chief will einfach nichts unternehmen. Die Sache sei zu dünn, meinte er."
"Sie ist auch, dünn, Jo."
"Das Ganze würde mich nicht so aufregen, wenn ich mit Gewißheit wüßte, daß Kimberley Morgan nicht mehr am Leben ist. Dann hätten
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