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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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den Rand und kommen Sie einfach mit. Mister Flaherty erwartet Sie nämlich schon sehnsüchtig, Sie Kanalratte!“
    Ich fragte mich, ob der Begriff Kanalratte bereits eine Anspielung darauf war, dass ich den Namen McCormick erwähnt hatte. Nach kurzem Überlegen und einem tiefen Blick in die blutunterlaufenen und nicht besonders helle wirkenden Augen des Hünen kam ich allerdings zu dem Schluss, dass das so etwas bei dem Kerl wohl mit Sicherheit auszuschließen war.
    Er nahm tatsächlich seine Pranke von meiner Schulter.
    „Nach Ihnen!“
    „Zu gütig!“
    Die Feder besetzte Bubikopf-Schönheit wandte den Kopf und wich meinem Blick aus. Sie hatte sich bereits einem anderen Gast zugewandt und ich war überzeugt davon, dass sie dessen Drink mit derselben Todesverachtung in sich hineinschütten würde, wie ich es bereits bei ihr gesehen hatte.
    Der Hüne führte mich zum Nebenausgang.
    Ein flaues Gefühl meldete sich in meiner Magengegend. Vielleicht hatte ich bereits zu viel Wind gemacht und der Brecher, der sich für meinen Geschmack einfach zu dicht hinter mir aufhielt, hatte den Auftrag, für eine Stillung des Sturms zu sorgen. Auf seine Weise natürlich. Mit ein paar Schlägen seiner Eisenpranken, die wie eine Dampframme wirken mussten, wenn er sie einsetzte.
    Die Tür fiel hinter dem Hünen ins Schloss. Er hatte mit dem Absatz dabei nachgeholfen. Ein langer, enger Korridor befand sich vor uns.
    „Wo ist Mister Flaherty?“
    „In einem Separée.“
    „Ich dachte, die Separées sind im Obergeschoss?“
    „Nein, hier sind auch welche.“
    Was er sagte, machte sogar Sinn. Im Obergeschoss hatten die Gäste vermutlich die Gelegenheit sich, mit den Animiermädchen zurückzuziehen, während es im Erdgeschoss wohl hauptsächlich um illegales Glücksspiel ging. Eine ebenerdige Fluchtmöglichkeit war dabei immer von Vorteil.
    Mister Flaherty war also ein Spieler. Ich war ihm noch nicht begegnet und wusste schon mehr über ihn, als es dem Iren wahrscheinlich lieb war.
    Wir erreichten eine Tür am Ende des Korridors.
    Ich blieb stehen.
    „Öffnen Sie!“, verlangte der Hüne.
    Als ich mit der Rechten zu Klinke griff, erkannte ich aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Der Kerl hatte nur sichergehen wollen, dass meine rechte beschäftigt war und ich ihm nicht seine künstliche Zahnreihe einschlagen konnte. Er packte mich von hinten am Kragen und schleuderte mich gegen die Tür. Ich war benommen. Blut lief mir die Stirn herunter. Ehe ich an der Tür hinunterrutschen konnte, ergriff er mich, zog mich zurück. Er stieß
    die Tür mit dem Fuß auf und schleuderte mich nach vorn. Ich taumelte ins Freie. Es ging ein paar Stufen hinunter. Ich landete auf dem Pflaster. Der Kopf dröhnte. Alles drehte sich vor meinen Augen. Ich schmeckte Blut und nahm gerade noch wahr, dass mich der Hüne in einen Hinterhof geführt hatte, wo er mich offenbar in aller Seelenruhe verprügeln wollte.
    Ich bekam einen Tritt in die Seite und krümmte mich zusammen wie ein Embryo.
    Dann packte mich der Kerl am Kragen und wollte mich offenbar noch mal auf die Füße stellen um mir anschließend noch mal seine Rechte gerade zu geben.
    Ich ließ mich erst hängen, erkannte aber ziemlich schnell, dass ich wahrscheinlich nur noch ein paar Sekunden Zeit hatte, wenn ich verhindern wollte, den Rest des Jahres in einer Klinik zu verbringen. Mit zwei Fingern meiner Rechten stieß ich blitzschnell zu. Ich erwischte seine Augen. Er ließ mich los. Alles, was ich noch an Kraft in mir hatte, konzentrierte ich auf die Kombination aus mehreren Faustschlägen, mit denen ich anschließend auf den Kerl einhämmerte.
    Benommen sackte er zu Boden.
    Er stöhnte auf und ehe er sich wieder aufzurappeln vermochte, griff ich zu meiner Waffe und riss sie aus dem Schulterholster. Ich spannte den Hahn des .38ers.
    Das Klicken ließ ihn erstarren.
    „Keine Dummheiten!“, sagte ich.
    Mit der Linken bedeckte er die Augen. Ich hatte ihn offenbar voll erwischt.
    Dann nahm er die Hand weg, blinzelte mich an.
    Es war relativ hell in dem Hinterhof. Das lag weniger an der spärlichen Laternenbeleuchtung, als vielmehr an den erleuchteten Fenstern in den umliegenden Gebäuden. Eine Mixtur verschiedener Jazzbands erfüllte leise die Luft. In der South Side war abends eben immer was los.
    „Nichts für ungut!“, knurrte er.
    „Aufstehen!“
    „Hey, Mann…“
    „Ich sagte aufstehen!“
    Er gehorchte. Ich durchsuchte ihn nach Waffen, zog ihm den Revolver heraus. Einhändig öffnete

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