Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
samt Insassen wieder davon.
Feine Helden seid ihr!, dachte ich bitter. Welche Kunst gehörte schon dazu, eine Mannschaft anzuheuern, die mit Baseballschlägern dafür sorgt, dass die Unzufriedenheit nicht offen geäußert wird. Ich wartete, bis alle weg waren. Den Plymouth hatte ich am Straßenrand geparkt. Er wurde halb von einem wuchernden Strauch verdeckt. Außerdem verhielt ich mich so unauffällig wie möglich. Ich stieg aus und ging auf das Firmengelände.
Ein junger Mann sprach mich an.
„Hey, was wollen Sie hier?“
„Wo finde ich Mister Madison?“, fragte ich.
„Ich bin Mister Madison, Mister Greg Madison junior. Was wollen Sie?“
„Haben Sie den Namen Gilbert Sullivan schon mal gehört?“
Er erschrak sichtlich und sah mich plötzlich an wie ein exotisches Tier.
Ich hatte das Gefühl, in ein Wespennest gestochen zu haben. aber schließlich war ja auch hier, um Wind zu machen.
„Mister Sullivan schickt Sie? Aber…“
Ich widersprach ihm nicht.
„Aber was?“
Er schluckte. „Diese Dinge regelt mein Dad. Ich werde ihn am besten holen gehen.“
„Und ich werde Sie am besten zu ihm begleiten.“
Er schluckte erneut. Der letzte Rest an Gesichtsfarbe war jetzt verschwunden. Der arme Kerl war nicht einmal mehr zu einer Antwort fähig, sondern nickte nur noch stumm. Mister Sullivan musste einen überwältigenden Ruf besitzen.
Madison junior führte mich in das Büro.
Der Seniorchef saß an einem Schreibtisch und ordnete Belege in eine Akte ein.
„Mister Madison?“, fragte ich.
„Das ist ein Mann, den Sullivan schickt!“, sagte der Sohn. Madison senior war Anfang fünfzig, hatte graues, schütteres Haar, das noch etwas rot durchwirkt war und grüne Augen. Die Sommersprossen um die Nase wirkten ziemlich verblasst. Vor zehn oder zwanzig Jahren hatte er wahrscheinlich wie ein Bilderbuch-Ire ausgesehen. Eine selbst gedrehte Zigarette steckte in seinem rechten Mundwinkel und qualmte vor sich hin. Der volle Aschenbecher verriet, dass der Begriff Zigarettenpause in seinem Fall wahrscheinlich die kurze Pause zwischen zwei Zigaretten bezeichnete.
Seine Augen wurden schmal, als er mich musterte.
„Ich kenne Sie nicht.“
„Es geht um den Block, zu dem Sie gerade Ihr Rollkommando geschickt haben…“
„Ja und? Ich verstehe das jetzt nicht. Mister Sullivan hat mir doch selbst angeboten, dass er seine Jungs schickt, um Ärger zu vermeiden…“
Mir war inzwischen einiges klarer. Sullivan hatte offenbar den Daumen auf Madison & Sons. Es hätte mich gewundert, wenn das die einzige Baufirma gewesen wäre, die unter seiner Kontrolle stand. Ob Sullivan in direktem Auftrag von Seamus O’Donovan handelte oder einfach nur mit dessen wohlwollender Duldung, kam letztlich auf dasselbe hinaus. Dies und die Tatsache, dass er wahrscheinlich genauso wie McCormick und Flaherty Geld in demselben Wohnungsbauprojekt stecken hatte, schuf eine deutliche Verbindung. Einer war tot, einer verschwunden.
Der Gedanke lag da nicht ganz so fern, dass ich mich besser beeilte, wenn ich mit Nummer drei noch sprechen wollte.
„Am besten Sie beruhigen sich, Mister Madison“, schlug ich vor. Die Devise konnte für mich im Moment nur lauten: Nichts Falsches sagen und mein Gegenüber nicht beim reden unterbrechen. Madisons Nerven waren so angespannt, dass mit etwas Glück so einiges aus ihm einfach herausplatzte, was er sich in gemütlicheren Zeiten vielleicht dreimal überlegt hätte.
„Beruhigen?“, echote er.
„Nützt doch keinem was, wenn Sie einen Herzkasper kriegen, oder?“
Madison atmete schwer. „Beruhigen? Sie sind gut!“ Am Rande seines Schreibtischs lag eine zusammengerollte Ausgabe der Chicago Tribune. Er warf sie mir entgegen, ich fing sie auf. „Da steht drin, dass die Stadt die Beträge, die McCormick illegal in die Beteiligungsgesellschaft hat einfließen lassen, zurückfordern wird. Das Projekt, an dem wir gerade arbeiten, wird nie über den Rohbau hinauskommen und das, was wir schon fertig gestellt haben, wird vermutlich die Hälfte nicht mehr bezahlt werden können.“
„Die Zeiten sind hart“, sagte ich. „Da muss jeder sehen wie er durchkommt!“
„Ja, und das hat dieser McCormick wohl am besten von uns allen verstanden, indem er sich einfach aus dem Staub gemacht hat, dieser Bastard.“
„Wären Sie denn besser dran, wenn er jetzt hinter Gitter säße?“
Madison hatte inzwischen einen hochroten Kopf. „Vermutlich nicht. Es ist immer dasselbe. Leute wie ich bleiben auf dem Mist
Weitere Kostenlose Bücher