Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
war defekt. Vielleicht hatte der Tankstellenbesitzer auch nur einfach nicht die Rechnung bezahlt.
Jedenfalls musste ich bis in die Außenbezirke der Windy City fahren, um in einer kleinen Bar am Rande der South Side endlich ein Telefon zu finden.
„Sir oder Madam - mit wem möchten Sie verbunden werden?“, säuselte mich eine Frau mit schmerzhaft hoher Stimme an. Wenn es oberhalb des Soprans noch eine Stimmlage geben sollte, dann war das genau der Bereich, in dem sie die Kunden der Telefongesellschaft anzwitscherten.
„Die Mordkommission der Chicago Police, bitte!“, verlangte ich. Ich bete selten. Das überlasse ich lieber den Italienern. Aber in diesem Fall betete ich dafür, nicht Quincer an die Strippe zu bekommen, weil ich einfach keine Lust hatte, mich mit ihm herumzuschlagen.
Doch es schien, als hätte ich mein Wohlwollen bei der höchsten Instanz für heute schon ein bisschen überstrapaziert. Schließlich lebte ich noch. Da konnte ich nicht auch noch verlangen, dass mir Quincer erspart blieb.
„Hier Boulder.“
„Was wollen Sie? Uns die Zeit stehlen, weil Sie in Ihren eigenen Fällen nicht weiterkommen und jetzt denken, dass wir irgendwelche Informationen für Sie besorgen? Scheren Sie sich zur Hölle, Boulder!“
„Da war ich beinahe schon.“
„Was?“
„Vielleicht geben Sie mir gleich den Chief. So schwer, wie Sie von Begriff sind, reicht mein Geld nicht aus, um dieses Telefonat zu bezahlen!“
„Auf Wiederhören, Boulder!“
„Dann wollen Sie nicht wissen, weshalb McCormick und Flaherty sterben mussten?“
Ich hatte schon erwartet, dass Quincer einfach einhängte und erwartete jeden Moment das charakteristische Klicken. Aber es kam nicht.
„Woher wissen Sie, dass McCormick in den Schlachthöfen gefunden wurde? Er hing dort zwischen Hunderten von Rinderhälften, die am Vorabend für den Transport fertig gemacht worden waren. Wir kommen gerade von dort.“
„Dann muss McCormick dort bereits in aller Frühe vor Arbeitsbeginn aufgehängt worden sein!“, meinte ich.
„Das meinen auch die Leute beim Schlachthof. Dass man ihn erst erst jetzt bemerkt hat, liegt nur daran, dass die Transportfirma, die die Hälften abholen solle, Verspätung hatte!“
„Nur so aus Interesse: Wurde McCormick mit einer Tommy Gun erschossen?“
„Er sieht aus wie ein Sieb.“
„Das wollte ich nur wissen.“
„Boulder! Woher wissen Sie davon?“
„Ich habe die Tatwaffe. Und falls Sie und Ihre Leute sich beeilen, können Sie sogar die Galgenvögel noch schnappen, die für die Morde an Flaherty und McCormick verantwortlich sind.“
„Ich verstehe nicht…“
„Sehen Sie! Und deswegen will ich jetzt endlich mit Chesterfield sprechen. Und ich schwöre Ihnen, Sie dürfen vielleicht noch die Windschutzscheiben der Polizeifahrzeuge putzen, wenn Sie dass hier vermasseln!“
*
Ich bekam tatsächlich Chesterfield an den Hörer und fasste ihm gegenüber alles so schnell wie möglich zusammen. Bis zum frühen Abend hatten Chesterfield und seine Beamten Meath, Reagan und Sutter festgesetzt. Meath hatten Beamte halb blind auf der Müllkippe herumirrend gefunden. Er war in eine Klinik eingeliefert worden und stand unter Bewachung. Reagan war erst zu sich gekommen, als die Polizei ihn fand.
Und Sutter hatte versucht, per Anhalter Richtung Süden zu gelangen, war aber nicht weit gekommen.
Reagan und Sutter sangen wie die Vögel und um lästige telefonische Rückfragen zu vermeiden, gestattete man mir, an den Vernehmungen teilzunehmen.
Für Quincer war das zwar schwer erträglich, aber wenn die Lösung eines Falls nur um den Preis des Wohlbefindens seiner Mitarbeiter zu bekommen war, entschied Chesterfield sich immer dafür, den Fall zu lösen.
Interessante Einzelheiten kamen ans Tageslicht. Der Einbruch in die McCormick Villa war danach von dem furiosen Trio zu dem Zweck verübt worden, eventuell noch vorhandenes Beweismaterial verschwinden zu lassen, denn Gilbert Sullivan war sehr viel stärker in McCormicks illegale Geschäfte verwickelt gewesen, als zunächst angenommen. Es ging nicht nur um das dubiose Wohnungsbau-Projekt, in das die Kanalgelder geflossen waren. Offenbar hatten die Firmen, die unter Sullivans Fuchtel standen bevorzugt städtische Aufträge bekommen und dabei hochwertige Materialien in Rechnung gestellt. In Wahrheit aber die Billigvariante verbaut. Zement von minderer Qualität, zu wenig Metall in den Betondecken, fehlende oder minderwertige Dichtungen an den Abwasserrohren und so
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