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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vernachlässigen.“
    „Ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass ich das anders sehe.“
    „Absolut. Hören Sie, Boulder, diese Jessica Rampell war eine kleine, hübsche Schlange, die versucht hat, sich einen Superkerl zu angeln und danach ein sorgenfreies Leben zu haben. Davon gibt’s viele.“
    „Mag ja sein…“
    „Nur hatte Jessica Rampell erstens das Pech, dass der Kerl, den sie sich ausgesucht hat, schon besetzt war und zweitens auch noch so gierig, dass er selbst seinen Gangsterfreunden im Syndikat und in der Stadtverwaltung peinlich wurde!“
    „Ja“, murmelte ich nachdenklich. „Das war vielleicht wirklich ihr Pech…“
    Ein Gedanke begann sich in den verwirrten Windungen meines Hirns zu bilden. Ich schnipste mit den Fingern und Chesterfield fragte: „Alles in Ordnung mit Ihnen, Boulder?“
    „Alles bestens. Erzählen Sie mir alles, was Ihre Leute bis jetzt über Jessica Rampell herausgefunden haben.“
    „Außer den Dingen, die Sie schon wissen, nur noch, dass sie im Crystal Hotel gewohnt hat.“
    Das Crystal kannte ich. Es lag nur ein paar Blocks von Clunkys Speakeasy entfernt, schräg gegenüber vom Moody Bible Institute. Kein Wunder, dass ich sie bei Clunky getroffen hatte. Das waren schließlich nur ein paar Schritte für sie gewesen. Besonders intensiv schienen nur die Ermittlungen der Mordkommission nicht gewesen zu sein. Aber das konnte ich nachholen.
    „Ich rufe Sie an, sobald ich etwas weiß“, meinte ich und beendete das Gespräch.

    *

    Ich fuhr mit dem Plymouth in die Nähe des Crystal und stellte meinen Wagen ab. An der Ecke West Chestnut und North Lasalle Street spielten zwei Violinisten im Duett. Die Tonfilme waren nicht nur für viele Schauspielerinnen mit schriller Stimme eine Katastrophe, sondern hatten auch tausenden von Musiker den Job gekostet. Die Orchestergräben in den Kinos blieben leer, seit der Tonbrei aus Musik, Dialog und Geräuschen aus Lautsprechern kam und nicht mehr der Wohlklang eines Orchesters die Säle erfüllte. In kleineren Häusern war es jedoch oft genug nur das Geklimper eines Barpianisten gewesen, der die Filme auf seinem verstimmten Instrument begleitet hatte.
    Ich gab den Violinisten je einen Nickel.
    Sie hatten ein Plakat aufgestellt.
    „Tonfilm ist kulturelle Verarmung!“, stand darauf. Leider kümmerte das wahrscheinlich niemandem, außer denjenigen, die davon betroffen waren.
    Einer der Violinisten bedankte sich akzentschwer. Ich schätzte, dass die beiden Einwandere aus Osteuropa waren, wo der Überschuss an Künstlern offenbar noch größer war als in der Ära der Stummfilmdämmerung.
    Ich war schon einen Schritt an den beiden vorbeigegangen, da drehte ich mich noch mal um.
    „Waren Sie auch am 22. dieses Monats hier?“, fragte ich.
    „Ja. Wir sind jeden Tag hier“, sagte der kleinere von beiden, der sehr hager war und dem man den Hungerkünstler sofort abnahm.
    „Da vorne ist das Crystal Hotel. Sie haben doch sicher gesehen, wer dort aus und einging.“
    „Aber wir haben nicht weiter darauf geachtet“, sagte der zweite Geiger, der eher zum Übergewicht neigte. Die beiden erinnerten sich an eine osteuropäische Variante von Laurel und Hardy, nur dass keiner von beiden so schön Grimassen schneiden konnte, wie Stan Laurel. Ich blickte beiläufig in ihren Hut, in dem sich auch mein Nickel befand. Ich warf noch einen weiteren hinzu. Vielleicht hätte das Duo mehr Erfolg gehabt, wenn sie ihr Repertoire um die LaurelGrimassen erweitert hätten. Dick und Doof im Konzertsaal. Eine Supernummer. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich damit bei den beiden nicht auf Gegenliebe stoßen konnte. Manchen fehlt eben der nötige Erfindungsreichtum für das freie Unternehmertum. Ich gab eine kurze Beschreibung von Jessica Rampell und fragte, ob sie die gekannt hätten.
    „Die ist uns aufgefallen“, sagte der Hagere. „Sie hat uns manchmal einen Lincoln in den Hut getan und ich habe mich immer gefragt, wie jemand, der im Crystal lebt, sich das leisten kann!“
    „Später wussten wir es dann“, sagte der Andere. „So ein reicher Onkel hat sie regelmäßig abgeholt.“
    „Leider kommt sie jetzt gar nicht mehr.“
    „Sie ist tot“, sagte ich. „Und da kann mir vielleicht jede Beobachtung weiterhelfen, die Sie gemacht haben.“
    Der Hagere meldete sich wieder zu Wort. „Als wir sie das letzte Mal sahen, stieg sie in ein Taxi. Sie hat versucht, dem Fahrer einen bestimmten Punkt am Ufer des Lake Michigan zu beschreiben.“
    „Muss wohl etwas

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