Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
weiter.
    Der Raub des Schmucks war nur tarnendes Beiwerk gewesen, das die Ermittler auf eine falsche Fährte hatte bringen sollen. Außerdem war es für die Täter selbst natürlich ein lohnendes Zubrot gewesen. Sullivan hatte ihnen sogar einen Teil der heißen Ware abgenommen und sie dafür in bar ausgezahlt, um das Zeug verkaufen zu können, sobald Gras über die Sache gewachsen war.
    Im Verlauf des Gesprächs sah ich meine Chancen immer weiter sinken, doch noch den Rest des Schmucks sicherstellen zu können, denn Reagan wollte einen Mann namens Don O’Daly bei Sullivan vorfahren gesehen haben – ein Mann, der als Großhehler im irischen Syndikat galt. Ich konnte nur hoffen, dass O’Daly Sullivan nicht etwa ein günstiges Angebot gemacht hatte und der Schmuck jetzt verschwunden war.

    *

    Zusammen mit Chesterfield und seiner Polizistenmeute kam ich bei Sullivans Villa an. Ich musste leider neben Quincer Platz nehmen und da wir ziemlich gedrängt auf der Rückbank saßen, konnte sich Chesterfield, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, eines bissigen Kommentars nicht verkneifen.
    „Wie Brüder!“, meinte er ironisch.
    Ich löste den ersten Knopf meines Jacketts.
    „Ist in der Tat ziemlich warm hier!“, meinte ich und genoss es, die Zornesröte in Quincers Gesicht aufsteigen zu sehen. Das entschädigte für vieles.
    Sehr vieles.

    *

    Mit gut zwei Dutzend Mann drangen Chesterfields Leute in die Villa ein. Darunter waren die regulären Beamten der Mordkommission genauso wie uniformierte Polizisten. Ich war auch dabei, da Chesterfield meinte, auf meine sachdienlichen Hinweise bei der Durchsuchung nicht verzichten zu können.
    Sullivan, ein großer mindestens hundert Kilo schwerer Mann in den Fünfzigern, dem es gefiel, innerhalb seiner vier Wände eine Hausjacke zu tragen, war weitaus weniger überrascht, als ich erwartet hatte. Jedenfalls waren vor kurzem zahlreiche Papiere im Kamin verbrannt worden, von denen jetzt noch angerusste Fetzen geblieben waren.
    Er rauchte an eine dicke Havanna und machte irgendeinen Fehler dabei. Jedenfalls verlosch die Glut an dem dicken Ding. Aber das war im Moment wohl das geringste Problem, mit dem Sullivan zu kämpfen hatte.
    Chesterfield eröffnete ihm, dass er vorläufig festgenommen wäre und außerdem ein Beschluss zur Hausdurchsuchung vorläge.
    „Sie werden sich wünschen, nie versucht zu haben, mir ans Bein zu pinkeln!“, fauchte Sullivan. „Das haben schon ganz andere versucht!“
    Dann wandte er den Kopf und starrte mich an.
    „Darf ich mich vorstellen? Pat Boulder, Privatdetektiv. Man sollte grundsätzlich nur Leute umbringen lassen, die man persönlich kennt. Dann kann man auch das Risiko abschätzen, dass die Killer vielleicht versagen.“
    Sullivan schluckte die grimmige Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, wieder hinunter.
    „Ich habe Beziehungen, die bis weit in die Spitze der Stadtverwaltung reichen!“, knurrte er.
    „Wie McCormick und ein paar andere gierige Zeitgenossen, die es einfach nicht lassen können, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern.“
    „Hat der Kerl hier das Recht zu reden?“, fragte Sullivan an Chesterfield gerichtet.
    Chesterfield zuckte die Schultern. „Leider fragt er meistens niemanden. Ganz zum Leidwesen meines Kollegen Lieutenant Quincer.“
    „Ich glaube nicht, dass Ihnen noch jemand von Ihren Freunden helfen wird. Selbst Seamus O’Donovan hatte doch erkannt, dass Sie den Bogen einfach überspannt hatten und Ihren Machenschaften daher den Segen entzogen!“
    „Was wissen Sie schon!“
    „Genug, um Sie für lange Zeit hinter Gitter zu bringen!“, sagte Chesterfield entschlossen. „Nehmen Sie besser ein paar Sachen mit. So schnell werden Sie diese Luxushütte nicht wieder sehen!“

    *

    Es war etwas umständlich für mich, meinen Wagen aus der South Side abzuholen, wo er immer noch in der Nähe von Guthrie Laden stand. Um dorthin zu gelangen, benutzte ich die Hochbahn und ging ein Stück zu Fuß durch die frische, kühle Abendluft. Um Mrs McCormick das bisschen Schmuck vorbei zu bringen, das ich von der Beute wiederbeschafft hatte, war es ohnehin entschieden zu spät. Bei der Hausdurchsuchung von Sullivans Villa hatten sich meine schlimmsten Befürchtungen allesamt bestätigt. Nur ein paar wenige Stücke waren aufgetaucht. Ein Trostpflaster für mich – aber insgesamt würde ich dennoch eine für meine Verhältnisse ganz beachtliche Summe durch die zehnprozentige Erfolgsprämie einstreichen können.

Weitere Kostenlose Bücher