Private Dancer
Baki, erinnerst du dich an mich?“ (Das war natürlich nur gespielte Bescheidenheit, ihm war völlig klar, dass ich mich an ihn erinnerte, aber die Masche wirkte trotzdem…ich frage mich ob ich dieses Buch geschrieben hätte, wenn ich damals trotzigerweise mit „Nein,“ geantwortet hätte).
„Ja Baki, ich erinnere mich.“
„Ich wollte dich nur fragen, ob du nächsten Donnerstag Zeit hättest für mich und meine Freunde zu kochen.“ Ich legte eine Pause ein und antwortete zuerst nicht. Dadurch das Baki mich persönlich anrief, waren meine Krallen plötzlich gestutzt, mein genervter Ton in meiner Stimme war verschwunden…aber trotzdem sagte ich: „ Ich habe Carl schon versucht zu erklären…“
„Ich wollte mich noch erkenntlich zeigen, dass du mir damals meine Kette gegeben hast, die ich vor dem Haus verlor,“ unterbrach mich Baki. „Peter, du musst wissen, dass diese Kette mir sehr viel bedeutet, ich habe sie von meiner Nichte geschenkt bekommen, meine Nichte ist für mich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich sehe sie leider nur sehr selten, sie lebt mit ihrer Mutter, meiner Schwester in Rio de Janeiro, ihr Name ist Sophie. Sophie ist sechs Jahre alt. Sie erinnert mich ohne es zu wissen immer wieder daran, dass ich auf dem Teppich bleiben muss, das vergesse ich manchmal und mache Unüberlegtes.“ Das war die Anspielung auf mich und das geplatzte Abendessen. Um die Sache zu unterstreichen seufzte er sogar kurz. „Ich wäre verrückt geworden, wenn ich meinen Glücksbringer an diesem Tag verloren hätte. Ich bin dir dankbar und ich möchte gerne weiterhin mit dir zusammenarbeiten und dich vor allem aber auch wiedersehen.“
Hard Stuff… Ich erinnerte mich an den Händedruck, nachdem ich ihm die Kette gegeben hatte und an sein verschmitztes Lächeln…er war mir damals sympathisch gewesen…Er hatte persönlich angerufen….Ich hatte eine Single von ihm im Regal stehen…Spiel, Satz und Sieg:Baki!
17
Dennis the Menace
Also mal wieder nach Dublin mit mir, Hurra! Am Flughafen begrüßte mich Carl sehr überschwänglich und lotste mich geradewegs in eine Stretchlimousine, die mit Flip-Flop Lack veredelt wurde, Krass! Baki hatte anscheinend dafür gesorgt, dass für meinen zweiten Auftrag auch mal richtig fett aufgetragen wird, was mir nicht nur gefiel, es war genau mein Ding! Ich würde diesmal auch nicht einfach nur als Koch zu Bakis Haus gefahren werden, sondern vielmehr als eine Art spezieller Gast. Von diesem Tag an übernachtete ich nämlich bei allen Aufträgen für Baki bei ihm zuhause. Damals dachte ich, dass es Baki anscheinend wirklich sehr leid tat wie ich behandelt wurde und er das damit zum Ausdruck bringen wollte. Heute bin ich nicht mehr sicher, ob es nicht doch zumindest teilweise ein Spiel war, das er gewinnen wollte. Aber es wäre gemein, das felsenfest zu behaupten, denn ich spielte das Spiel ja auch mit, unabsichtlich und ohne es zu wissen, was man natürlich wenn man wollte auch anders auslegen könnte. Trotzdem, ich nenne es einfach mal ein Spiel.
Baki begrüßte mich sehr herzlich mit einer Umarmung und sagte, er freue sich sehr mich zu sehen. Ich antwortete, dass es mir ebenso ginge und das war schlicht und einfach die Wahrheit. Ich fühlte mich wohl in seinem Haus und dem Gästezimmer, das er mir zur Verfügung stellte und ich freute mich, als er sagte ich könne bleiben solange ich wollte. So war es dann auch. Der eigentliche Auftrag war bereits vorbei, wir besprachen dann aber, dass ich noch eine Woche länger bleiben würde. Ich lernte viel über Bakis Gewohnheiten, was er gerne aß und vor allem, um welche Uhrzeiten er etwas zu essen pflegte. Am liebsten nahm er sein Frühstück nämlich vor dem Schlafengehen ein… Es kam nicht selten vor, dass ich ihm mitten in der Nacht ein Sandwich, Rühreier oder Pfannkuchen zubereiten sollte, was für mich kein Problem und selbstverständlich war, ich wurde ja dafür bezahlt. Ich glaube allerdings, er schätzte vor allem auch die Gespräche, die wir dann unter vier Augen führten. Die Pancake Talks, wie er sie irgendwann einmal nannte. Dabei ging es hauptsächlich um Allgemeinheiten, aber irgendwie auch über wichtige, grundlegende Anschauungen und über mich und ihn. Wir waren neugierig aufeinander, tauschten uns über Freundschaft, Arbeit, Beziehungen, Sex und alle
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