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Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
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Paar. Sie waren beide bereits etwa Mitte sechzig, aber sie waren einfach cool. Sie sahen aus wie übrig gebliebene Hippies, die versehentlich im Lotto gewonnen hatten und fingen an, ein Lied zu singen, das ich vorher nie gehört hatte, das allerdings den Anschein erweckte, als hätte man es für sie geschrieben: Portland Oregon.  
    So weit ich das verstehen konnte, bestellten die beiden am Ende des Songs zwei Liter Bier zum Mitnehmen und ich klatschte stürmisch Beifall. Nach dem Auftritt kamen sie daraufhin zu mir und wir verbrachten den ersten von sehr vielen feucht-fröhlichen Abenden miteinander.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    15
    Jacob und Lilly
    oder
    Das Whiskey-Wiegenlied
     
     
    So kam es also, dass ich zehn Tage später schon wieder nach Irland fliegen sollte, diesmal zu Jacob und Lilly, die allerdings in der Nähe von Kerry lebten und an dem Wochenende als ich sie kennen lernte nur einen Ausflug nach Dublin gemacht hatten. Jetzt würde ich also das Irland kennen lernen, wie man es aus den Filmen kannte. Am Flughafen in Kerry kam Jacob mich persönlich abholen, was ich aufgrund meiner jüngsten Erfahrung sympathisch fand. Als wir aus dem gröbsten Verkehr heraus waren, gab es tatsächlich wie in meiner Vorstellung viele Wiesen und Felder zu sehen und es regnete klassischerweise, allerdings nur ein paar Minuten, danach verzogen sich die Wolken. Mir fielen auf etlichen Wiesen und Weiden kleine Bereiche von einigen Quadratmetern auf, die abgezäunt waren und auf denen das Gras wucherte und nicht gemäht wurde. Hier wuchsen auch Hecken und Bäume. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber irgendwann war es so auffällig geworden, dass ich Jacob danach fragte. Er antwortete: „Dort wohnt das kleine Volk. Die Bauern haben diesen Wesen ein Reservat geschaffen, damit sie einen Platz für sich haben und keinen Groll gegen die Bauern hegen und nicht die Ernte verfluchen oder ähnliches.“ Ich sah ungläubig zu Jacob rüber, er nickte um meine unausgesprochene Frage ob das die Wahrheit war zu beantworten. Anscheinend nahm man das kleine Volk hier sehr ernst…
    Jacob und Lilly lebten auf einem großen Bauernhof, allerdings arbeiteten sie nicht als Landwirte. Später erzählte Jacob mir, dass Lillys amerikanischer Vater Besitzer und Gründer einer Firma war die Landwirtschaftliche Fahrzeuge herstellte. Irgendwann hatte Lillys Vater die Firma verkauft und schließlich erbte Lilly das Vermögen. Lilly empfing mich mit offenen Armen und reichte mir Kekse die sie gebacken hatte. Ich sollte erst am nächsten Tag für die beiden arbeiten und so wurde der Nachmittag feucht fröhlich, wie fast jeder Tag den ich mit Lilly und Jacob verbrachte. Noch dazu lernte ich  Chow-Chow aus Südafrika kennen, die eine Art Haushälterin auf dem Hof war. Sie lebte seit Jahren bei Jacob und Lilly und war, obwohl sie den ganzen Tag herumwuselte und arbeitete, der dickste Mensch den ich  je kannte. Es war klar, dass in diesem Körper ein großes, großes Herz steckte. Ich arbeitete sehr oft für Jacob und Lilly und liebte es, einen Tag vorher da zu sein und erst einen Tag nach der Arbeit zu verschwinden. Ihr Hof wäre ideal für Kinder gewesen aber Lilly konnte nicht schwanger werden und so hatten die beiden eigentlich nur sich selbst (abgesehen von Chow-Chow), es genügte ihnen. Sie liebten sich sehr und waren sehr süß miteinander, wie ein frisch verliebtes Paar obwohl sie schon seit fast vierzig Jahren zusammen waren. Aber sie konnten sich genau so sehr auch streiten, wenn es sein musste. Ein paar Mal habe ich mitbekommen wie zwischen ihnen die Fetzen flogen, aber es endete immer mit einem Kuss. Die Menüs, die ich für sie kochte, waren grundsätzlich verrückt, denn sie hatten sich angewöhnt Geschmäcker zu kombinieren auf deren Zusammenstellung man nur kommen konnte, wenn man bereits einige Gläser intus hatte, und so war es dann auch. Irgendwann kamen sie dann auf die Idee der drei obersten Kriterien: Etwas, das sie gerne aßen, etwas, das sie eigentlich nicht mochten und etwas, das sie schon immer mal probieren wollten. Daraus wurde dann ein Gang zusammengestellt. So irre es war, so genial war es teilweise auch. So gab es an einem Abend zum Beispiel als Hauptgang:
     
    Was sie gerne aßen:           Roastbeef
    Was sie nicht mochten:            unter der Salzkruste
    Was sie probieren wollten:    Püree aus Kartoffeln und

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