Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
Vom Netzwerk:
Wasabi
     
    Was soll ich sagen, ich hab es geliebt für die beiden zu kochen und benutze noch immer einige ihrer verrückten Ideen um sie mit „normalem“ zu kombinieren. Ein weiteres Merkmal der Jacob-Lilly-Menüs war der Whiskey. Zu jedem Gang gab es einen anderen Whiskey zu trinken, was ziemlich extrem wurde, wenn man mehrere Gänge hinter sich bringen musste (der Rekord an verkosteten Gängen lag bei neun, obwohl elf geplant waren…). Ich war natürlich voll involviert, nippte aber immer nur an den verschiedenen Whiskeys, sonst wäre es nie zu mehr als bis zum fünften Gang gekommen. Manchmal dauerte ein Essen bei den beiden bis zu zehn Stunden, dazwischen wurde getanzt, gesungen, es war herrlich. Sie hatten kaum Freunde in Ihrer Umgebung, eigentlich eher Bekannte, aber in fast jedem Land der Welt kannten sie Menschen die sie mochten und die zu Besuch kamen. Irgendwann erzählten sie mir, dass Deutschland die ganze Zeit gefehlt hatte, bis dahin… Manchmal wenn ich schlecht gelaunt war, stellte ich mir vor, ich würde in ein Flugzeug steigen und zu Jacob und Lilly auf den Hof fliegen, dort herrschten Freude und Lachen. Und so kam es, dass ich irgendwann tatsächlich in ein Flugzeug gestiegen bin um die beiden zu überraschen…
    Als ich aus dem Taxi ausstieg ging die Tür auf und Chow-Chow kam mir erschrocken entgegen. Zuerst lachte ich, doch ich merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. Chow-Chow brachte nur ein brüchiges „Froh, dass du hier bist,“ heraus und fing bitterlich an zu weinen. Ich zahlte den Taxifahrer und lief zu ihr, das schlimmste erahnend. Chow-Chow verdeckte ihre Augen mit einer Hand, in der anderen hielt sie ein Geschirrtuch und schlug damit in die Luft, als wolle sie eine Fliege verscheuchen. Es dauerte ein paar Minuten bis sie sich wieder fing, und mir alles erzählte.
     
    Anscheinend hatte Jacob schon seit einiger Zeit die Diagnose gehabt, Lilly war freiwillig mit ihm gegangen, sie hatten alles genau geplant. Auf dem Schreibtisch im  Büro des Hauses lag eine Kopie des Testaments, sie hatten es heraus gelegt damit es schnell gefunden wird. Chow-Chow erzählte mir, dass der Bestatter die beiden erst vor wenigen Stunden abgeholt hatte, gleich nachdem Chow-Chow sie entdeckt hatte…
     
    Nachdem ich Chow-Chow beruhigen konnte und ihr versprach, mich mit ihr zusammen um alles zu kümmern, ging ich auf die Veranda um frische Luft zu schnappen ….es schwirrten tausend Fragen in mir, tausend Gedanken und Gefühle… auch ein bisschen Wut. Jacob und Lilly waren keine engen Freunde von mir gewesen, sie waren liebe Menschen die ich gerne hatte, deren Bekanntschaft ich schätzte, es hätten Freunde werden können. Wir waren auf dem Weg dahin, deshalb war ich ja hier… wenn wir uns doch nur  öfter gesehen hätten… wenn… wenn… wenn…
     
    Das Testament besagte, dass Lillys Geld zum Großteil an Chow-Chow gehen sollte, ebenso der Hof. Ein weiterer Teil des Geldes ging an verschiedene soziale Einrichtungen. Jacob hatte so gut wie keinen eigenen Besitz und auch keinerlei Verwandten. Die einzige Familie der beiden waren Lillys Cousins und Cousinen und deren Familien, die ebenfalls von Lilly bedacht wurden. Es kam mir seltsam vor, manchmal hatte ich das Gefühl, als hätten die beiden gewusst, dass ich derjenige war, der das Testament finden und die Durchführung regeln würde… Ich konnte so einiges zwischen den Zeilen lesen, obwohl mein Englisch noch immer nicht das Beste war. Ansonsten wurde angeordnet, dass die beiden zusammen in ein Grab wollten, nicht verbrannt werden wollten und welches Lied auf der Beerdigung gespielt werden sollte, während die Särge zum Grab getragen wurden. Ich kannte es nicht. Ich telefonierte mit der Familie von Lilly. Ihre Cousine war sehr gefasst und dankbar, dass ich zusammen mit Chow-Chow alles erledigen wollte, es würde zwei Tage dauern, bis sie aus Amerika anreisen könne. Ausserdem sprach ich mit dem Beerdigungsinstitut und dem Notar, der das Original des Testaments hatte und der so freundlich war, die Freundesliste der beiden abzutelefonieren, damit jeder informiert war. Der Bestatter und der Grabredner (kein Pfarrer oder Priester!) waren etwas pikiert über die Information des Liedes das gespielt werden sollte, ich dachte mir nichts dabei, wahrscheinlich war es denen nicht heilig genug, aber ich bestand darauf!
    Ich blieb natürlich bis zur Beerdigung. Ich verstand nur wenig von der Grabrede. Ich weiss noch, dass ich Angst hatte, die Särge der

Weitere Kostenlose Bücher