Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Private Dancer

Private Dancer

Titel: Private Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Porsani
Vom Netzwerk:
möglichen Weltansichten aus. Baki war eine interessante Persönlichkeit, deren Gesellschaft ich genoss und die ich suchte und haben wollte. Bei ihm war immer etwas los, er hatte ständig Besuch von Arbeitskollegen oder anderen Leuten, die ich anfangs hochinteressant fand und deren Arten und Lebensläufe mich begeisterten. Ich gab mir Mühe, den kleinen Jungen aus einem deutschen Provinznest zu verstecken. Es gelang mir. Man mochte mich und meine Arbeit sowieso, ich kochte teilweise für bis zu dreißig Personen am Tag, natürlich keine Gänge Menüs, das wäre dann doch zu viel geworden. Am letzten Tag dieser Auftragsperiode kam dann Bakis Angebot. Ich war gerade dabei mich fertig zu machen, wir wollten an diesem Abend (wie an vielen anderen) in einen Club zum Feiern gehen, als er in mein Zimmer kam. 
    „Alles in Ordnung,Peter?“
    „Alles bestens, danke. Und bei dir? Kann ich etwas für dich tun, hast du Hunger?“
    „Nein, ich komme nur mal so, vielen Dank, das Mittagessen war so gut, dass ich für Zwei gegessen habe“, er  lachte und klopfte mit der Handfläche auf seinen Bauch. Ich lächelte ihn an und überlegte. Es war das erste Mal, dass er einfach so zu mir ins Zimmer kam ohne eine Bitte oder um mir etwas mitzuteilen, was den Tagesverlauf betraf. Er legte jetzt sehr viel Wert darauf, mir genauestens über alles Bescheid zu geben, damit ich planen konnte was die Mahlzeiten betraf. Deshalb ließ er mich öfters mal rufen, wenn ich mich in mein Zimmer zurückgezogen hatte oder er schickte eine der Hausangestellten um mich zu informieren, manchmal kam er auch selbst vorbei um mir zu sagen, dass er das Haus verlassen würde und um mich zu fragen, ob ich ihn zu Terminen oder in die Stadt begleiten wolle. Aber einfach mal so, das war neu. Er setzte sich auf einen Sessel und bemerkte, dass es mir unmöglich war in seiner Anwesenheit meine Haare einfach weiter zu frisieren. Er lachte kurz „Was ist, stört es dich, wenn ich hier sitze?“
    „Nein, nein überhaupt nicht…ich ähm…ich will nur nicht unhöflich sein und so tun als wärst du nicht da,“ ich wedelte mit dem Föhn in meiner Hand um ihm zu zeigen, dass ich gerade dabei war ihn anzuschalten als er ins Zimmer kam. Baki stand auf und kam auf mich zu, nahm mir den Föhn aus der Hand und wurde plötzlich ernst: “Ich möchte dir ein Angebot machen. Ich möchte dich fest als Koch bei mir einstellen.“ Ab dem Zeitpunkt hatte ich aufgehört richtig zuzuhören. Es fühlte sich an, als explodierten einige Synapsen in meinem Hirn und die Nationalhymne Großbritanniens ertönte in meinen Ohren. Und ich war sicher, hätte ich in den Spiegel geschaut, hätte ich wie in einem Comic Eurozeichen in meinen Augen gesehen. Er erklärte mir, wie er sich das Ganze vorstellte und was er mir bezahlen konnte (Eurozeichen, God save the Queen…) und ich glaube, ich war kurz davor, direkt und ohne darüber nachzudenken zuzustimmen. Aber plötzlich wurde mir schwindelig und es war ,als würde ein kleiner, irischer Leprechaun in meiner Ohrmuschel sitzen der immer wieder dasselbe flüsterte: „Vorsicht Peter…Vorsicht!“ Ich war schon immer ein Mensch der seinem Instinkt vertraute, auch wenn ich mich manchmal dafür verfluchen konnte, im Endeffekt war es immer die richtige Entscheidung gewesen, die Vernunft abzuschalten und auf das Herz zu hören. Ich bedankte mich vorerst für das großartige Angebot und sagte, dass ich auf jeden Fall darüber nachdenken würde. Baki sah mich daraufhin mit einem Blick an, den ich in diesem Moment nicht deuten konnte. Heute glaube ich, war es ein Schlag ins Gesicht, dass ich nicht sofort auf die Knie gefallen bin um ihm zu danken. Gleichzeitig hatte ich mich noch interessanter für ihn gemacht, als ich es ohnehin schon getan hatte. Er wollte gewinnen, mehr als je zuvor. Aber er fand es genial, dass es so schwierig für ihn war. Er stand auf, drückte meine Hand und sagte: „Heute Nacht wird erst mal anständig gefeiert, es ist doch unser letzter gemeinsamer Abend…vorerst! Nur vorerst, hoffe ich,“ und ließ mich mit einem riesigen Glücksgefühl alleine. Ich war mir zu dem Zeitpunkt fast sicher, den kleinen Kobold in meinem Ohr zu verachten und den Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Als ich anfing mich weiter für den Abend zu stylen beschloss ich, abzuwarten um zu sehen was der kleine Kobold morgen wohl sagen würde und dann zu entscheiden was ich tun wollte.
    Als ich mich etwa eine Stunde später in das „Wohnzimmer“ zu all den

Weitere Kostenlose Bücher