Private Dancer
beiden wären offen und, dass ich sehr erleichtert war, als es nicht so war.
Wenn ich heute daran zurück denke, kommt mir alles was in diesen Tagen passierte so vor, als wäre es nie geschehen …ich stand wohl auch unter einer Art Schock. Dazu die große, räumliche Trennung. Hier in Deutschland kannte niemand die beiden. Wieder zuhause war es, als hätte es sie nie gegeben. Postkarten von Chow-Chow mit Weihnachtsgrüßen, mehr nicht was von den beiden zeugt. Nur meine Erinnerung an die schöne Zeit und an das plötzliche Lachen in der Kapelle, das ich mir verkneifen musste wie kein zweiter, als das gewünschte Lied gespielt wurde und die Trauergemeinde recht passend zur Melodie wie im Gänsemarsch hinter den Särgen zum Friedhof heraus wackelte. Kennen Sie den Baby Elephant Walk ? Hören sie es sich mal an, dann wissen Sie was ich meine… Der letzte Scherz von Jacob und Lilly.
16
Peter: 1, Baki:0?
Einige Wochen nach meinem ersten, und viele Monate vor meinem letzten Auftrag für Jacob und Lilly, meldete sich eine bekannte, englische Stimme auf meinem Handy, als ich grade leicht angespannt beim Fischhändler hockte, nachdem eine übelst schwere Kiste Miesmuscheln meinen Fuß zertrümmerte, weil der trottelige Verkäufer sie aus der Hand fallen gelassen hatte. Da es an dem Tag ungewöhnlich heiß war, hatte ich idealerweise nur Flip Flops angezogen und mein Zeh schwoll in Sekunden auf das Dreifache an. Die komplette Halle der Warenausgabe hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt, nachdem die Kiste aufgesprungen war und hunderte Miesmuscheln sich auf dem Steinboden verteilten. Ich versuchte mich mit dem Aufsagen buddhistischer Weisheiten vom Schmerz abzulenken, während zwei fragwürdige, aus Chemnitz stammende Verkäuferinnen meinen Fuß mit Crushed-Ice versorgten und sich recht gnadenlos über meinen Zustand unterhielten. Der Verkäufer, der die Kiste hatte fallen lassen, war schnell verschwunden um nach etwas zu suchen „…dass das Chaos beseitigen kann“, und ich rief ihm nach, dass ich hoffte er hätte seinen Delorean nicht zu weit weg geparkt. Als ich also wie bereits erwähnt „leicht angespannt“ auf einem Stuhl in der Halle saß um mich verarzten zu lassen, währenddessen den Kopf halb schüttelnd, halb platzend herab hängen ließ und ich mal wieder verzweifelt eine Antwort auf die Frage „Warum?“ suchte, klingelte mein Handy und Carl war in der Leitung. Seine Stimme war sehr freundlich und er hatte wohl noch nicht gecheckt, dass ich damals ziemlich sauer gewesen war, als ich von Baki quasi bestellt und nicht abgeholt wurde. Ich selbst sah keinen Grund, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, da ich an weiteren Aufträgen für Baki überhaupt nicht interessiert war. Er bombardierte mich mit für ihn typischen Floskeln, fragte wie es mir, seinem alten Kumpel Peter geht und, dass er eine gute Nachricht für mich habe (Bitte????). Baki wolle mich für Donnerstag in einer Woche buchen und ich hätte hoffentlich Zeit. „Ich bin nicht mehr interessiert für Baki zu arbeiten, machs gut Carl,“ sagte ich unfreundlich und legte auf. DAS TAT GUT! Erst jetzt spürte ich, dass die ganze Sache doch sehr an meinem Ego gekratzt hatte und jetzt musste ich trotz zerstörtem Fuß und dem vorherigen Ärger erleichtert lachen.
Etwa neunzig Minuten später hatte Carl noch einmal angerufen um die Gründe für meine Entscheidung zu erfahren, woraufhin ich genervt antwortete, dass es sicher andere Köche gäbe, die kein Problem damit hatten, sich wie Idioten behandeln zu lassen und, dass ich keine Muse dazu hätte, genauer darauf einzugehen. Weitere dreißig Minuten später hatte Carl es geschafft, unseren gemeinsamen Bekannten David zu mobilisieren und mich anzurufen. Ich lachte als ich Davids Namen auf dem Handydisplay sah, ihm gegenüber war ich natürlicher sehr viel freundlicher und erklärte genauestens wie es mir mit Carl und Baki erging. Auch, dass ich selbstverständlich viel Geld bekommen hatte, ich aber trotzdem niemals wieder so behandelt werden wollte weil ich das nicht nötig hatte. David verstand mich vollkommen und war geradezu empört über meine Erfahrungen mit Baki, und ich schätze genau das erzählte er dann auch Carl. Als am nächsten Tag mein Handy klingelte hatte ich schon überlegt einfach nicht ranzugehen und war völlig perplex, als es nicht Carl war, der sich am anderen Ende der Leitung meldete.
„Peter, hier ist
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