Private Games - Der Countdown des Todes
abwechselnd damit zugebracht, sich von seinen Fesseln zu befreien, frustriert zu keuchen und sehnsüchtig zu seinen bewusstlosen Kindern hinüberzublicken, während im Fernseher der Marathon lief.
Es war 11:55 Uhr. Bei Kilometer siebzehn, knapp eine Stunde nach Beginn des Laufs, hatten sich entlang des Victoria Embankment die Läufer aus Großbritannien, Äthiopien, Kenia und Mexiko von der Masse gelöst. Sie stachelten sich gegenseitig an, um vorbei am London Eye Richtung Parlament zu Weltrekordruhm zu gelangen.
Voller Wut überlegte Knight, welche Grausamkeit Lancer wohl geplant haben mochte und wo entlang der Marathonstrecke er zuschlagen würde. Gleichzeitig weigerte er sich, darüber nachzudenken, was Marta für ihn und die Zwillinge am Ende des Marathons bereithielt.
Er schloss die Augen und begann, Gott und Kate um Hilfe bei der Rettung seiner Kinder zu bitten. Er erzählte ihnen, es sei für ihn in Ordnung zu sterben, wenn er dafür wieder mit Kate zusammen sein könnte. Doch die Kinder verdienten es zu …
Marta betrat das Zimmer mit der schwarzen Flinte, die Knight schon am Abend zuvor gesehen hatte, sowie einer schwarzen Plastiktasche mit drei Zweiliter-Colaflaschen. Ihr dunkles Haar war kurz geschnitten und auffallend hell blondiert. Die fast weißen Strähnen passten irgendwie ganz gut zu ihrem Rock, dem ärmellosen Oberteil und den wadenhohen Stiefeln aus schwarzem Leder. Mit der neuen Frisur und dem dick aufgetragenen Make-up hätte Knight sie nicht mehr als das zurückhaltende Kindermädchen wiedererkannt, das ihn auf dem Spielplatz angesprochen hatte, wenn er sie in den letzten zwei Wochen nicht so oft gesehen hätte.
Ohne auf Knight zu achten, als wäre er gar nicht anwesend, stellte sie die Colaflaschen auf eine Kommode, griff zur Waffe und trat neben Daring, wo sie die Waffe abstellte. Anschließend nahm sie eine Nadel, die sie in eine Infusionsleitung stach, die in Darings Arm führte.
» Zeit aufzuwachen«, sagte sie, griff mit einer Hand wieder zur Waffe, zog mit der anderen einen Apfel aus ihrer Tasche und biss hinein, den Blick träge zum Fernseher gerichtet.
Luke bewegte sich und öffnete verschlafen die Augen, riss sie jedoch weit auf, als er seinen Vater vor sich entdeckte. Er runzelte die Stirn, sein Gesicht wurde feuerrot, und er begann zu wimmern, aber nicht aus Angst, sondern weil er verzweifelt versuchte, seinem Vater etwas mitzuteilen.
Knight kannte diesen Gesichtsausdruck.
Bei dem Geräusch drehte sich Marta mit einem solch kalten Gesichtsausdruck um, dass er gerne so laut wie möglich geschrien hätte, um ihre Aufmerksamkeit weg von seinem Sohn auf sich zu lenken. Doch Knight konnte hinter seinem Isolierband nur laut stöhnen. Marta wandte kauend den Kopf in seine Richtung. » Maul halten. Ich will dich nicht heulen hören wie deinen Sohn.«
Statt sich zu fügen wurde Knight noch lauter und schlug mit den Füßen gegen den Boden, weil er nicht nur die Bewohner einen Stock tiefer verständigen, sondern auch Marta ärgern wollte. Bei Geiselnahmen, das wusste er, musste man die Entführer zum Reden bringen.
Auch Isabel wachte auf und begann zu weinen.
Marta hob die Waffe an, stampfte zu Knight und lachte. » Die Wohnung unter uns gehört uns auch. Also mach ruhig weiter mit dem Lärm. Hier hört dich niemand.«
Mit diesen Worten trat sie ihm in den Bauch. Knight krümmte sich stöhnend und rollte auf den Rücken. Die Scherben von dem kaputten Glas schnitten in sein Fleisch. Luke kassierte mit seinem Jammern einen bösen Blick von Marta, die, wie Knight sich sicher war, auch seinen Kindern einen Tritt verpassen würde. Doch kniete sie sich nieder und riss Knight das Isolierband vom Mund. » Sag ihnen, sie sollen das Maul halten, oder ich bringe euch nicht erst nachher um, sondern jetzt gleich.«
» Luke will aufs Klo«, sagte Knight. » Nimm ihm das Isolierband ab und frag ihn selbst.«
Marta blitzte ihn an, huschte zu seinem Sohn und riss ihm das Isolierband vom Mund. » Was ist?«, schnauzte sie.
Luke wich vor Marta zurück und sah zu seinem Vater. » Lukey muss Aa. Aufs Klo für große Jungs.«
» Scheiß von mir aus in die Hose.«
» Klo für große Jungs, Marta«, beharrte der Junge. » Lukey aufs Klo für große Jungs. Keine Windel.«
» Gib ihm eine Chance«, bat Knight. » Er ist doch erst drei.«
Marta verzog angewidert ihr Gesicht, zog aber ein Messer heraus und schnitt Lukes Fußfesseln auf. Die Waffe in einer Hand haltend zog sie Luke mit der anderen auf
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