Private Games - Der Countdown des Todes
weltweit gesorgt hatten, ist um einiges abgeebbt, weil die Olympischen Spiele in London fortgesetzt und Goldmedaillen gewonnen wurden.
Am Samstag beherrschten wir praktisch alle Fernsehkanäle und Zeitungen, die über die Eröffnungsfeier berichteten. Am Sonntag waren die Artikel über die Bedrohung, die von uns ausging, schon kürzer. Sie konzentrierten sich auf die Überlegung, wie das Computersystem geknackt worden sein könnte, und auf die unbedeutende Trauerfeier, die spontan von den US -Sportlern für dieses Schwein Teeter abgehalten wurde.
Gestern fanden wir nur insofern Erwähnung, als dass man sich freute, dass die Spiele trotz des Mordes an Teeter tadellos über die Bühne gingen. Heute Morgen schafften wir es nicht mehr auf Seite eins. Die wurde nämlich von der Durchsuchung von Serena Farrells Wohnung und Büro beherrscht, wo Beweismaterial gefunden worden war, das sie mit den Kronos-Morden in Verbindung bringt. Scotland Yard und MI 5 haben eine landesweite Großfahndung nach der Professorin eingeleitet.
In gewisser Hinsicht sind diese Nachrichten beunruhigend, sie kommen aber nicht unerwartet. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass es mehr als eines Toten oder zweier Toter bedarf, um die moderne olympische Bewegung zu zerstören. Das wusste ich seit dem Abend, an dem London den Zuschlag für die Austragung erhielt. Meine Schwestern und ich hatten seitdem sieben Jahre Zeit, um unseren verzwickten Racheplan auszuarbeiten; sieben Jahre, um das System zu durchdringen und zu unserem Vorteil zu nutzen; und sieben Jahre, um genügend falsche Spuren zu legen und die Polizei im Nebel wandern zu lassen, unfähig, unser eigentliches Ziel vorherzusehen, bis es zu spät sein wird.
Noch immer mit Schürze und Handschuhen bekleidet, schiebe ich den Umschlag in eine Reißverschlusstüte, die ich Petra reiche. Sie steht neben Teagan. Beide Schwestern sind als fette Frauen verkleidet und für niemanden außer mir und ihrer ältesten Schwester wiederzuerkennen.
» Denkt an die Gezeiten«, erinnere ich sie.
Petra wendet den Blick ab, ohne etwas zu erwidern, als föchte sie einen inneren Streit mit sich aus. Damit weckt sie ein ungutes Gefühl in mir.
» Wir denken dran, Kronos«, sagt Teagan und setzt sich eine dunkle Sonnenbrille zu ihrer offiziellen Kappe der freiwilligen Helfer auf.
Ich gehe zu Petra hinüber. » Alles in Ordnung, Schwester?«
Sie nickt, auch wenn ihre Augen etwas anderes sagen.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und drehe mich wieder zu Teagan, meiner kalten Kriegerin. » Die Fabrik?«, frage ich.
» Heute Morgen«, antwortet sie. » Lebensmittel und Medikamente für vier Tage.«
Ich umarme sie. » Pass auf deine Schwester auf«, flüstere ich in ihr Ohr. » Sie ist impulsiv.«
Als wir uns trennen, ist Teagans Gesicht ausdruckslos. Meine kalte Kriegerin.
Während ich mir Schürze und Handschuhe ausziehe, blicke ich den Schwestern hinterher. Meine Hand wandert zu der krabbenförmigen Narbe an meinem Hinterkopf. Beim Kratzen entzündet sich fast im selben Moment der Hass in mir. Wie gerne wäre ich an diesem Abend anstelle einer der beiden Frauen. Doch mein Trost ist, dass der letzte Racheakt allein mir gebührt.
Das Wegwerftelefon in meiner Tasche klingelt. Es ist Marta.
» Ich konnte eine Wanze in Knights Mobiltelefon installieren, bevor er zur Arbeit gegangen ist«, informiert sie mich. » Seinen Rechner zu Hause verwanze ich, wenn die Kinder schlafen.«
» Hat er dir heute Abend freigegeben?«
» Ich habe ihn nicht gefragt«, antwortet Marta.
Stünde diese dumme Gans jetzt vor mir, würde ich ihr den hübschen kleinen Hals umdrehen. » Was heißt das, du hast ihn nicht gefragt?«, frage ich mit angespannter Stimme.
» Immer mit der Ruhe. Ich werde genau dort sein, wo ich gebraucht werde, wenn es so weit ist. Die Kinder werden schlafen. Sie werden nicht merken, dass ich fort bin. Ebenso wenig wie Knight. Er hat gesagt, er komme nicht vor Mitternacht zurück.«
» Und woher willst du wissen, dass die Blagen schlafen werden?«
» Woher? Weil ich ihnen was gebe, damit sie es tun.«
5 1
Einige Stunden später schnellte die US -Turmspringerin Hunter Pierce im Wassersportzentrum des Olympiaparks rückwärts vom Zehnmeterturm. Nach einer zweifachen Schraube durch die nach Chlor riechende Luft teilte sie mit einem zischenden Geräusch das Wasser, auf dem sich kaum mehr als ein kleiner Strudel bildete.
Knight johlte, klatschte und pfiff mit den anderen Zuschauern. Doch niemand freute
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