Private Games - Der Countdown des Todes

gebrochen, jetzt aber Gold im Vierhundertmeter-Freistil der Männer gewonnen. Ein Fliegengewichtboxer aus Niger, der in elender Armut aufgewachsen und lange Zeit unterernährt gewesen war, hatte ein Löwenherz entwickelt, das es ihm ermöglicht hatte, seine ersten beiden Kämpfe durch K.o. in der ersten Runde zu gewinnen.
    Doch Pierce’ Geschichte und ihr öffentlich erklärter Widerstand gegen Kronos schienen das widerzuspiegeln und zu verstärken, was an den modernen Olympischen Spielen immer noch richtig war. Pierce hatte unter unglaublichem Druck gestanden, dabei aber Würde bewiesen. Sie hatte Teeters Tod von sich abgeschüttelt und gewonnen. Jetzt waren die Spiele nicht mehr befleckt. Jedenfalls für Knight nicht.
    Sein Telefon klingelte. Es war Hooligan.
    » Hey, Kumpel, was weißt du, was ich nicht weiß?«, fragte Knight beschwingt. Pope grinste nur höhnisch.
    » Es geht um die Hautpartikel, die wir im zweiten Brief gefunden haben.« Hooligan klang erschüttert. » Drei Tage lang fand ich keine Übereinstimmung, bis ich über einen alten Freund vom MI 5 Zugang zu einer NATO -Datenbank in Brüssel erhielt. Jetzt habe ich ein Ergebnis, aber das ist niederschmetternd.«
    Knights gute Laune wegen Pierce’ Sieg schwand. » Schieß los«, verlangte er, als er sich von Pope abwandte.
    » Die DNS passt zu einer Haarprobe, die Mitte der Neunzigerjahre im Rahmen eines Drogentests durchgeführt wurde für Menschen, die sich als Berater der NATO -Friedenstruppen beworben haben, um in den Balkan zu reisen und den Waffenstillstand zu erzwingen.«
    Knight war verwirrt. Farrell war irgendwann in den Neunzigern auf dem Balkan gewesen. Doch Hooligan hatte gesagt, die erste Untersuchung der Hautzellen im zweiten Brief von Kronos deute auf einen Mann hin.
    » Wessen DNS ist es?«, drängte Knight.
    » Indiana Jones«, antwortete Hooligan, klang aber enttäuscht. » Voll krass, aber du hast richtig gehört: unser Museumsdirektor alias Indiana Jones.«

53
    Acht Kilometer entfernt, in Greenwich, gingen Petra und Teagan unter einem bleigrauen Himmel auf das Sicherheitstor der O 2 -Arena zu, einem ultramodernen Bauwerk mit weißer Kuppel, das mehrere Hundert Meter südlich der Themse am nördlichen Ende einer Halbinsel stand. Die Kuppel wurde von gelben Balken durchbohrt und von diesen gestützt. Normalerweise wurden hier Konzerte und große Theaterproduktionen aufgeführt, doch für die Olympischen Spiele war sie als Austragungsort für die Wettkämpfe im Turnen umfunktioniert und in North Greenwich Arena umbenannt worden.
    Petra und Teagan trugen die offizielle Uniform der freiwilligen Helfer und waren mit den offiziellen Ausweisen ausgestattet, mit denen sie Zugang zum lang erwarteten Ereignis dieses Abends hatten: Finale der Turnerinnen im Mehrkampf.
    Teagan wirkte hart, konzentriert und entschlossen, als sie auf die Reihe der freiwilligen Helfer und Konzessionäre zugingen, die am Sicherheitsdurchgang warteten. Doch Petra schien unsicher zu sein, wie ihr zögernder Gang vermuten ließ.
    » Ich habe gesagt, es tut mir leid«, sagte Petra.
    » So handelt wohl kaum ein überlegenes Wesen«, erwiderte Teagan eisig.
    » Ich war mit den Gedanken woanders«, versuchte es Petra.
    » Wieso woanders? Dies ist der Moment, auf den wir gewartet haben!«
    Petra zögerte. » Das ist nicht wie bei den anderen Aufgaben, die Kronos uns gegeben hat«, flüsterte sie. » Mir kommt es wie eine Selbstmordmission vor. Das Ende zweier Furien.«
    Teagan blieb stehen und funkelte ihre Schwester an. » Zuerst der Brief und jetzt noch Zweifel?«
    » Was ist, wenn wir geschnappt werden?«, fragte Petra vehementer.
    » Werden wir nicht.«
    » Aber …«
    » Willst du wirklich, dass ich Kronos anrufe und sage, dass du jetzt, in letzter Minute, die Sache mir überlässt?«, schnitt sie ihr das Wort ab. » Willst du ihn wirklich provozieren?«
    Petra blinzelte, bis sie ihr Gesicht besorgt zusammenzog. » Nein, nein. So was habe ich nie gesagt. Bitte. Ich … ich werde es tun.« Sie richtete sich auf und strich ihre Jacke glatt. » Ich hatte nur kurz Zweifel. Mehr nicht. Auch überlegene Wesen werden von Zweifeln geplagt, Schwester.«
    » Nein, werden sie nicht«, hielt Teagan dagegen.
    » Impulsiv« – hatte Kronos ihre jüngere Schwester nicht mit diesem Wort beschrieben? Er hatte eindeutig recht. Petra hatte es gerade bewiesen.
    Als sie auf einem Bürgersteig in der Nähe des King’s College gewartet hatten, dem einzigen Stopp auf dem Weg zur Arena,