Private Games - Der Countdown des Todes
erhalten, der erklärte, wie Farrell einen Fehler im IT -System der Olympia-Verwaltung entdeckt und damit Zugang zum Wettkampf-Server und zur Anzeigetafel erhalten hatte.
Lancer sagte, der Fehler sei erkannt und behoben worden, und alle freiwilligen Helfer würden doppelt überprüft werden. Lancer hatte auch enthüllt, dass die Sicherheitskameras eine Frau in der Uniform der freiwilligen Helfer aufgenommen hätten, die Teeter kurz vor Beginn des Einzugs der Nationen eine Wasserflasche gegeben habe, doch wegen der Kappe, die alle freiwilligen Helfer trugen, habe man ihr Gesicht nicht erkennen können.
» Bitte, Knight«, bettelte Pope. » Ich brauche Infos.«
» Sie wissen mehr als ich«, erwiderte er, als die Turmspringerin aus Panama auf dem dritten Platz bei ihrem letzten Sprung überdrehte und dafür entscheidende Punkte einbüßte.
Dann taumelte die Südkoreanerin, die bisher auf dem ersten Platz war. Ihrem Sprung mangelte es an Kraft, was ihre gesamte Flugbahn beeinflusste und zu einem mittelmäßigen Ergebnis führte.
Nun stand die Tür für Pierce weit offen. Knight konnte den Blick durch sein Fernglas nicht von ihr abwenden, als sie den Zehnmeterturm zu ihrem fünften und letzten Sprung hinaufstieg.
Pope stupste ihn am Arm. » Jemand hat mir gesagt, Inspector Pottersfield sei Ihre Schwägerin«, sagte sie. » Sie müssen Dinge wissen, die ich nicht weiß.«
» Elaine redet nur mit mir, wenn es wirklich nicht anders geht«, erwiderte Knight und nahm das Fernglas nach unten.
» Wieso?«, fragte Pope skeptisch.
» Weil sie glaubt, ich wäre schuld am Tod meiner Frau.«
5 2
Als Pierce die drei Stockwerk hohe Plattform des Sprungturms erreicht hatte, wandte Knight den Kopf zu Pope, die ihn schockiert anstarrte.
» Sind Sie?«, fragte sie. » Schuld?«
Knight seufzte. » Kate hatte Probleme während der Schwangerschaft, wollte aber eine natürliche Geburt zu Hause. Ich kannte die Risiken – wir kannten sie beide –, aber ich gab nach. Im Krankenhaus hätte sie überlebt. Mit diesem Gedanken werde ich den Rest meines Lebens zu kämpfen haben, weil Elaine Pottersfield dafür sorgt, dass ich es nicht vergesse.«
Knights Offenheit verwirrte Pope und stimmte sie traurig. » Hat schon mal jemand gesagt, Sie seien kompliziert?«
Darauf erwiderte er nichts, weil er ganz eingenommen von Pierce war. Er betete, dass sie es schaffte. Er hatte sich nie sehr für Sport begeistert, doch was jetzt geschah, fühlte sich … nun ja, in gewisser Hinsicht monumental an. Eine achtunddreißigjährige Frau, Witwe und Mutter dreier Kinder, war dabei, ihren fünften Sprung zu absolvieren, den schwierigsten aus ihrem Repertoire.
Auf dem Spiel stand: Olympisches Gold.
Doch Pierce wirkte völlig entspannt, als sie sich bereit machte und mit zwei raschen Schritten am Rand der Plattform war. Sie sprang gehechtet nach vorne, wirbelte in einem Auerbach zurück Richtung Plattform, drehte sich und tauchte nach einem zweifachen Salto wie ein Messer ins Wasser.
Die Menge tobte. Pierce’ Kinder begannen zu tanzen und umarmten einander.
» Sie hat es geschafft!«, schrie Knight, dem Tränen in die Augen traten. Er wusste selbst nicht, warum er so emotional war, doch er bekam eine Gänsehaut, als Pierce unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer zu ihren Kindern rannte. Der Applaus wurde ohrenbetäubend, als die Anzeigetafel die Ergebnisse zeigte: Pierce hatte die Goldmedaille gewonnen.
» Okay, dann hat sie also gewonnen«, sagte Pope schnippisch. » Bitte, Knight. Helfen Sie doch einem armen Mädchen.«
Mit saurer Miene riss er sein Telefon aus der Tasche. » Ich habe eine Liste mit allen Gegenständen, die in Farrells Büro und Wohnung gefunden wurden.«
Pope riss die Augen weit auf. » Danke Knight. Ich schulde Ihnen was.«
» Nicht der Rede wert.«
» Dann ist es also echt vorbei«, stellte Pope mit etwas zu viel Traurigkeit in der Stimme fest. » Jetzt geht es nur noch um eine Großfahndung. Angesichts der verstärkten Sicherheitsvorkehrungen dürfte Farrell Probleme haben, noch einmal zuzuschlagen.«
Knight nickte, hatte aber nur Augen für Pierce, die gleichzeitig lächelnd und weinend ihre Kinder umarmte. Knight war durch und durch zufrieden. Mit der Goldmedaille der Amerikanerin war eine Art Gleichgewicht wiederhergestellt worden.
Natürlich hatten andere Sportler während der letzten vier Wettkampftage bereits bemerkenswerte Leistungen gezeigt. Ein Schwimmer aus Australien hatte sich im Jahr zuvor ein Bein
Weitere Kostenlose Bücher