Private Games - Der Countdown des Todes
einen Schritt auf sie zu, umfasste seine Beretta mit beiden Händen, sodass er sie durch sein Visier sah. » Ich habe hinlegen gesagt!«, rief er.
Marta legte sich flach auf den Boden und hob die Hände hinter den Kopf.
» Kronos?«, fragte Knight mit Blick auf Daring.
Darings Blick verschwamm, bevor Knight hinter sich ein dumpfes Geräusch hörte und etwas Hartes gegen seinen Kopf knallte.
Knight hatte das Gefühl, ein Gewitter tobte in seinem Kopf. Der Donner machte ihn taub, die zuckenden Blitze blendeten ihn, bis alles um ihn herum schwarz wurde.
SONNTAG , 12. AUGUST 2012
9 7
Das Zischen einer sich öffnenden hydraulischen Tür und das Schlappen von Schuhen auf Fliesen holten Karen Pope aus einem Schlaf, der an Bewusstlosigkeit grenzte.
Sie lag auf einem Sofa im Labor von Private London, erschöpft vor Müdigkeit und Sorge. Niemand hatte von Knight gehört, seit er sein Haus über den Hinterausgang verlassen hatte. Weder Pottersfield, Hooligan, Pope oder Morgan noch sonst jemand von Scotland Yard oder Private.
Sie hatte bis kurz nach Einbruch der Dunkelheit bei ihm zu Hause gewartet, als Pottersfield gegangen war, um die Leichen der beiden Frauen zu untersuchen, die in der verlassenen Fabrik gefunden worden waren. Pope und Hooligan waren ins Büro von Private gegangen, um die Fingerabdrücke aus Knights Haus mit der Kriegsverbrecherdatenbank abzugleichen.
Sie hatten ins Schwarze getroffen: Senka, die älteste der Brazlic-Schwestern, hatte überall ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Hooligan hatte Pottersfield darüber informiert und bei der Gelegenheit von ihr erfahren, dass die Fingerabdrücke der abgetrennten Hände zu Nada gehörten, der mittleren Schwester.
Um acht Uhr am Sonntagmorgen hatte sich Pope erschöpft aufs Sofa gelegt und sich mit einem von Hooligans Laborkitteln zugedeckt. Wie lange hatte sie geschlafen?
» Hooligan, wachen Sie auf«, hörte sie Jack. » Da draußen steht ein ramponierter Rasta-Typ und verlangt nach Ihnen. Er sagt, er hätte was für Sie von Knight, das er nur Ihnen aushändigen darf. Deswegen will er es mir nicht geben.«
Pope öffnete die Augen. Jack stand an Hooligans Schreibtisch und versuchte, Hooligan zu wecken. Die Uhr über ihm zeigte 10:20 an.
Zwei Stunden, zwanzig Minuten? Benommen stand sie auf und wankte hinter Jack und Hooligan zum Empfang, wo neben dem Fahrstuhl ein Jamaikaner saß. Auf seiner dick geschwollenen Wange klebte ein Verband, sein Arm steckte in einem Gips und war mit einer Schlinge fixiert.
» Ich bin Hooligan«, stellte sich Hooligan vor.
Der Rasta-Typ hatte Mühe aufzustehen und reichte Hooligan die unverletzte Hand. » Ketu Oladuwa. Ich fahre Taxi.«
Hooligan deutete auf den Gips und den Verband. » Unfall?«
Oladuwa nickte. » Echt heftig, Mann. Auf dem Weg nach Heathrow. Von einem Kastenwagen gerammt. War die ganze Nacht im Krankenhaus.«
» Was ist mit Knight?«, wollte Pope wissen.
» Ach ja, Mann.« Der Rasta-Typ kramte ein iPhone aus seinen Taschen. » Hat mir das da gestern Abend gegeben und gesagt, ich soll’s nach Heathrow und wieder zu ihm nach Hause fahren und Ihnen oder so einem Inspector von der Polizei geben. Bei Knight zu Hause hat mir die Polizei heute Morgen, als ich aus dem Krankenhaus gekommen bin, erzählt, Sie wären weg, also bin ich hierhergekommen.«
» Um uns ein kaputtes Telefon zu bringen?«, fragte Jack.
» Vor dem Unfall war’s aber nicht kaputt«, erwiderte der Rasta-Typ empört. » Er hat gesagt, irgendwas auf dem Telefon würde euch helfen, seine Kinder zu finden.«
» Mist«, brummte Hooligan. Er schnappte sich die Überreste von Knights Telefon und rannte, dicht gefolgt von Pope und Jack, in sein Labor.
» Hey!«, rief ihnen Oladuwa hinterher. » Der hat gesagt, ich krieg ’ne Belohnung.«
9 8
Nur langsam tauchte Knight aus seiner Bewusstlosigkeit auf, als der Geruch von gebratenem Fleisch in seine Nase stieg. Zuerst hatte er keine Ahnung, wer oder wo er war. Nur diesen Geruch nahm er wahr.
Schließlich wurde ihm klar, dass er mit dem Bauch auf etwas Hartem lag. Als Nächstes kehrte sein Gehör zurück. Das Geräusch, das nach brandenden Wellen klang, ging in statisches Rauschen und dann in Stimmen über. Stimmen aus dem Fernseher. Jetzt wusste Knight, wer er war, und langsam erinnerte er sich, dass er sich mit seinen Kindern, Marta und Daring im Schlafzimmer befunden hatte, bevor alles um ihn herum schwarz geworden war. Er wollte sich bewegen. Ging aber nicht. Seine Hände waren
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