Private Games - Der Countdown des Todes
hinaufklettern können? Plötzlich wurde das Licht hinter der Balkontür des Nachbargebäudes eingeschaltet. Jemand war zu Hause.
Knight hatte sofort einen Plan parat. Er wollte am Nachbarhaus klingeln, erklären, um was es ging, und den Bewohner bitten, von seinem Telefon aus Pottersfield anrufen und vom Balkon aus die verdächtige Wohnung beobachten zu dürfen. Doch zunächst wollte er an der Rückseite der Gebäude prüfen, ob noch andere Lichter brannten. Das war in drei Minuten erledigt. Keine anderen Lichter. Er kehrte in dem Moment an die Vorderseite zurück, in dem eine Frau das Nachbargebäude verließ.
Mit einem Lächeln, als wären sie alte Freunde, stürmte Knight an ihr vorbei und rannte die Treppe hinauf, bevor die Tür ins Schloss fiel. Jetzt würde er einfach hochgehen und an die Tür der Wohnung klopfen, von deren Balkon aus er die verdächtige Wohnung beobachten wollte. Mit seinem Dienstausweis von Private würde man ihn mit Sicherheit reinlassen.
Er rannte die zwei Stockwerke hinauf. Oben, wo sich vier Wohnungen befanden, roch es nach gebratenen Würstchen. Knight ging zur Wohnung 3B. Ein Fernseher war eingeschaltet. Knight klopfte kräftig und hielt seinen Dienstausweis vor den Spion.
Von innen näherten sich Schritte. Nach einer Pause wurden Schlösser gedreht und Riegel geschoben. Michael Lancer öffnete verdutzt die Tür. » Knight? Was machen Sie denn hier?«
95
Lancer, mit einem Trainingsanzug bekleidet, schien sich tagelang nicht rasiert zu haben. Und den tief liegenden Augen nach zu urteilen hatte er wenig geschlafen, seit er seines Amtes beim Londoner Organisationskomitee enthoben worden war.
» Sie wohnen hier?«, fragte Knight skeptisch.
» Seit zehn Jahren«, antwortete Lancer. » Was ist los?«
» Darf ich reinkommen?«, fragte Knight verwirrt.
» Äh, klar.« Lancer trat zur Seite. » Sieht ziemlich chaotisch aus, aber … warum sind Sie hier?«
Knight ging einen Flur entlang in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Bierflaschen und Schachteln mit chinesischem Essen stapelten sich auf dem Beistelltisch. Vor einer Backsteinwand stand ein offener Schrank mit einem Fernseher, in dem auf BBC die Spiele des letzten Tages zusammengefasst wurden.
Daneben stand ein Tisch mit einem eingeschalteten Laptop. Ein blaues Kabel führte zu einer Buchse in der Wand.
Auf einmal ergab für Knight alles einen Sinn.
» Was wissen Sie von Ihren Nachbarn auf der anderen Seite dieser Wand?«, fragte er und sah zur Balkontür.
» Sie meinen in dem anderen Gebäude?«, fragte Lancer verwirrt.
» Genau.«
Michael Lancer schüttelte den Kopf. » Nichts. Die Wohnung steht seit fast einem Jahr leer, glaube ich. Also zumindest habe ich fast ein Jahr lang niemanden auf dem Balkon gesehen.«
» Jetzt ist aber jemand drin«, sagte Knight und deutete auf das blaue Kabel. » Ist das die Internetverbindung?«
Lancer schien nicht zu verstehen, worauf Knight mit seinen Fragen hinauswollte. » Ja, natürlich.«
» Kein WLAN ?«, fragte Knight weiter.
» Der Kabelanschluss ist viel sicherer. Warum sind Sie an der Nachbarwohnung so interessiert?«
» Weil ich glaube, dass Kronos oder eine seiner Furien sie gemietet hat, um Ihre Internetverbindung anzuzapfen.«
» Was?«, rief er.
» So konnten sie das Sicherheitssystem knacken«, fuhr Knight fort. » Sie haben Ihre Leitung angezapft, Ihre Passwörter gestohlen, und schon waren sie drin.«
Lancer blickte blinzelnd zu seinem Rechner. » Woher wissen Sie das alles? Woher wissen Sie, dass sie nebenan sind?«
» Weil meine Kinder da drin sind.«
» Ihre Kinder?«, fragte Lancer schockiert.
Knight nickte, hatte die Hände zu Fäusten geballt. » Eine Frau, die sich Marta Brezenova nennt und die ich vor Kurzem als Kindermädchen eingestellt habe, hat sie im Auftrag von Kronos entführt. Sie weiß nicht, dass die Zwillinge Schmuck tragen, der mit GPS -Sendern ausgestattet ist. Die Signale stammen aus dieser Wohnung.«
» Jesus Maria.« Lancer war wie vor den Kopf gestoßen. » Die waren die ganze Zeit direkt neben … wir müssen Scotland Yard und den MI 5 anrufen.«
» Das übernehmen Sie«, sagte Knight. » Ich versuche von Ihrem Balkon aus einen Blick in die Nachbarwohnung zu werfen. Sagen Sie denen, die sollen leise anrücken. Ich will nicht, dass meine Kinder getötet werden, nur weil die Entführer in Panik geraten.«
Lancer nickte mitfühlend, zog sein Mobiltelefon heraus und tippte eine Nummer ein, während Knight ans Geländer des
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