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Privileg Venusgeist

Privileg Venusgeist

Titel: Privileg Venusgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hef­tig ges­ti­ku­lie­ren­den Ar­me ver­rie­ten mir, daß er ei­ne neue Idee aus­ge­brü­tet hat­te, und sein ge­röte­tes Ge­sicht ließ kei­nen Zwei­fel dar­an, daß er ent­schlos­sen war, ein be­stimm­tes Vor­ha­ben durch­zu­set­zen.
    An­ne Bur­ner folg­te ihm auf dem Fuß. Nis­hi­mu­ra stand noch vor sei­nem hoch­wer­ti­gen Kom­pakt­rech­ner und ver­such­te, ihn mit der mar­sia­ni­schen Bord­po­sitro­nik zu syn­chro­ni­sie­ren. Ei­ni­ge Ma­le war das schon ge­lun­gen, aber da­bei hat­te es sich um kos­mo­nau­ti­sche Auf­ga­ben­be­rei­che ge­han­delt.
    »Kon­nat, hö­ren Sie«, sprach mich Fra­mus leb­haft an.
    Bei Auf­trit­ten die­ser Art pfleg­te er skur­ril wir­ken­des Ide­en­gut preis­zu­ge­ben. In­fol­ge­des­sen fand er bei Leu­ten, die ihn we­ni­ger gut kann­ten als ich, grund­sätz­lich kein Ge­hör. Er hat­te sich we­gen sei­nes un­or­tho­do­xen Be­neh­mens schon man­che Sym­pa­thi­en ver­scherzt.
    Er rüt­tel­te mich an den Schul­tern und at­me­te er­regt.
    »Fra­mus, Sie stin­ken wie­der«, be­gehr­te ich auf. »Wie ma­chen Sie das nur? Wir ha­ben ge­nug Frisch­was­ser und au­ßer­dem ei­ne Re­ge­ne­rie­rungs­an­la­ge an Bord, die aus fau­li­ger Me­than­gas-Schlamm­brü­he kris­tall­kla­res Quell­was­ser macht. Las­sen Sie mei­nen Arm los!«
    »Ich ha­be die Lö­sung!« schrie er mir aus nächs­ter Nä­he ins Ohr. »Hö­ren Sie mir doch zu! Wir müs­sen hin­un­ter.«
    Er deu­te­te mit dem Dau­men über die Schul­ter. Mir wur­de klar, daß er dort ir­gend­wo den Pla­ne­ten Ve­nus ver­mu­te­te.
    »Hin­un­ter«, wie­der­hol­te er mit dröh­nen­der Stim­me. »Die TI­TA­NIC ist den So­gh­mo­lern tat­säch­lich zu­fäl­lig über den Weg ge­kro­chen. Ent­kom­men konn­te sie nicht.«
    »Klar, nach dem letz­ten Wol­ken­bruch war er ver­sumpft. Der Weg!« warf Han­ni­bal ein. »Da drau­ßen gießt es ja dau­ernd.«
    Al­li­son starr­te un­will­kür­lich auf die Bild­schir­me. Sie zeig­ten nichts an­de­res als die Schwär­ze des Wel­ten­raums. Weit weg, von der Nor­ma­l­op­tik nur als ball­großer Leucht­punkt ein­ge­fan­gen, zog die Ve­nus auf ih­rer Or­bit­bahn um die Son­ne.
    »Wer­fen Sie den Zwerg über Bord, oder ich ver­wen­de ihn als Loch­strei­fen­pro­gramm«, droh­te Fra­mus. Er hat­te sei­nen Hu­mor ver­lo­ren.
    »Kon­nat, ich mei­ne es ernst. Die So­gh­mo­ler ha­ben sich nicht grund­los zur Ve­nus ge­wandt. Sie wuß­ten, wie ge­fähr­lich das für sie wer­den kann. Sie, Kon­nat, gel­ten zwar nicht mehr als Dr. Nang-Tai, aber für die So­gh­mo­ler sind Sie nach wie vor ein Ab­trün­ni­ger und An­ar­chist. Die­ser Auf­tritt ist, wie ich zu­ge­ben muß, noch bes­ser durch­dacht als das Nang-Tai-Schau­spiel.«
    »Kom­men Sie zur Sa­che, Fra­mus. Ich möch­te mit dem Haupt­quar­tier Kon­takt auf­neh­men.«
    Er schlug mir mit sei­ner kräf­ti­gen Hand auf den Rücken und lach­te mich an.
    »Groß­ar­tig, Kon­nat! Sie kön­nen al­so noch den­ken. Das woll­te ich ge­ra­de vor­schla­gen. Un­se­re schar­fe Richt­strahl­sen­dung wird nie­mals auf­ge­fan­gen und de­chif­friert wer­den. Fra­gen Sie Re­ling, ob sich un­ter­des­sen die Bar­stru­ler ge­mel­det ha­ben. Das zu wis­sen, ist wich­tig für mein Vor­ha­ben. Ih­re letz­te Po­si­ti­ons­mel­dung kam aus ei­nem Ve­nu­sor­bit. Wo sind sie ge­blie­ben? In­fol­ge ih­rer phan­tas­ti­schen Or­tungs­ge­rä­te und De­fen­siv-Schutz­schir­me ha­ben sie sich be­stimmt nicht aus­ma­chen las­sen. Sie sind beim ers­ten Kon­takt­piep­ser ver­schwun­den, und der Schwe­re Kreu­zer stieß ins Lee­re.«
    Ich hol­te tief Luft, schob ihn zur Sei­te und ging auf das Zen­tra­le­schalt­pult zu. Er folg­te mir dicht auf den Fer­sen.
    »Den­ken Sie dar­an, daß die über­le­ben­den So­gh­mo­ler erst die Ve­nus an­flo­gen, ehe sie sich an ih­ren Groß­ko­da­tor er­in­ner­ten. Was be­weist das?«
    »Gar nichts.«
    »Oh, das mei­ne ich aber doch«, trumpf­te er auf. »Man hat­te hier et­was zu er­le­di­gen, was kei­nen Auf­schub dul­de­te. Oder warum – mei­nen Sie – ließ man uns vier Ta­ge lang in Ru­he? So tief kann kein Schock sit­zen. Sie gin­gen auf Si­cher­heit, denn die

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