Privileg Venusgeist
heftig gestikulierenden Arme verrieten mir, daß er eine neue Idee ausgebrütet hatte, und sein gerötetes Gesicht ließ keinen Zweifel daran, daß er entschlossen war, ein bestimmtes Vorhaben durchzusetzen.
Anne Burner folgte ihm auf dem Fuß. Nishimura stand noch vor seinem hochwertigen Kompaktrechner und versuchte, ihn mit der marsianischen Bordpositronik zu synchronisieren. Einige Male war das schon gelungen, aber dabei hatte es sich um kosmonautische Aufgabenbereiche gehandelt.
»Konnat, hören Sie«, sprach mich Framus lebhaft an.
Bei Auftritten dieser Art pflegte er skurril wirkendes Ideengut preiszugeben. Infolgedessen fand er bei Leuten, die ihn weniger gut kannten als ich, grundsätzlich kein Gehör. Er hatte sich wegen seines unorthodoxen Benehmens schon manche Sympathien verscherzt.
Er rüttelte mich an den Schultern und atmete erregt.
»Framus, Sie stinken wieder«, begehrte ich auf. »Wie machen Sie das nur? Wir haben genug Frischwasser und außerdem eine Regenerierungsanlage an Bord, die aus fauliger Methangas-Schlammbrühe kristallklares Quellwasser macht. Lassen Sie meinen Arm los!«
»Ich habe die Lösung!« schrie er mir aus nächster Nähe ins Ohr. »Hören Sie mir doch zu! Wir müssen hinunter.«
Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. Mir wurde klar, daß er dort irgendwo den Planeten Venus vermutete.
»Hinunter«, wiederholte er mit dröhnender Stimme. »Die TITANIC ist den Soghmolern tatsächlich zufällig über den Weg gekrochen. Entkommen konnte sie nicht.«
»Klar, nach dem letzten Wolkenbruch war er versumpft. Der Weg!« warf Hannibal ein. »Da draußen gießt es ja dauernd.«
Allison starrte unwillkürlich auf die Bildschirme. Sie zeigten nichts anderes als die Schwärze des Weltenraums. Weit weg, von der Normaloptik nur als ballgroßer Leuchtpunkt eingefangen, zog die Venus auf ihrer Orbitbahn um die Sonne.
»Werfen Sie den Zwerg über Bord, oder ich verwende ihn als Lochstreifenprogramm«, drohte Framus. Er hatte seinen Humor verloren.
»Konnat, ich meine es ernst. Die Soghmoler haben sich nicht grundlos zur Venus gewandt. Sie wußten, wie gefährlich das für sie werden kann. Sie, Konnat, gelten zwar nicht mehr als Dr. Nang-Tai, aber für die Soghmoler sind Sie nach wie vor ein Abtrünniger und Anarchist. Dieser Auftritt ist, wie ich zugeben muß, noch besser durchdacht als das Nang-Tai-Schauspiel.«
»Kommen Sie zur Sache, Framus. Ich möchte mit dem Hauptquartier Kontakt aufnehmen.«
Er schlug mir mit seiner kräftigen Hand auf den Rücken und lachte mich an.
»Großartig, Konnat! Sie können also noch denken. Das wollte ich gerade vorschlagen. Unsere scharfe Richtstrahlsendung wird niemals aufgefangen und dechiffriert werden. Fragen Sie Reling, ob sich unterdessen die Barstruler gemeldet haben. Das zu wissen, ist wichtig für mein Vorhaben. Ihre letzte Positionsmeldung kam aus einem Venusorbit. Wo sind sie geblieben? Infolge ihrer phantastischen Ortungsgeräte und Defensiv-Schutzschirme haben sie sich bestimmt nicht ausmachen lassen. Sie sind beim ersten Kontaktpiepser verschwunden, und der Schwere Kreuzer stieß ins Leere.«
Ich holte tief Luft, schob ihn zur Seite und ging auf das Zentraleschaltpult zu. Er folgte mir dicht auf den Fersen.
»Denken Sie daran, daß die überlebenden Soghmoler erst die Venus anflogen, ehe sie sich an ihren Großkodator erinnerten. Was beweist das?«
»Gar nichts.«
»Oh, das meine ich aber doch«, trumpfte er auf. »Man hatte hier etwas zu erledigen, was keinen Aufschub duldete. Oder warum – meinen Sie – ließ man uns vier Tage lang in Ruhe? So tief kann kein Schock sitzen. Sie gingen auf Sicherheit, denn die
Weitere Kostenlose Bücher