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Privileg Venusgeist

Privileg Venusgeist

Titel: Privileg Venusgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich.«
     
    Re­lings eis­graue Haa­re ho­ben sich deut­lich von der Bräu­ne sei­nes mar­kan­ten Ge­sichts ab. Un­ser obers­ter Chef war sicht­lich ge­al­tert, aber sei­ne In­itia­ti­ve hat­te er nicht ver­lo­ren.
    Die Ver­bin­dung war aus­ge­zeich­net. An­ders war es auch nicht zu er­war­ten ge­we­sen. Für uns war aber der mar­sia­ni­sche Hy­per­dim­funk noch im­mer ein Buch mit sie­ben Sie­geln.
    Der ova­le Groß­bild­schirm zeich­ne­te je­de Nu­an­ce in räum­li­cher Tie­fe, völ­lig na­tur­ge­treue Far­ben und oh­ne Ver­zer­rungs­er­schei­nun­gen. Es war, als stän­den wir Ar­nold G. Re­ling in der Wa­shing­to­ner GWA-Zen­tra­le ge­gen­über.
    »Ich hat­te Sie im Ge­gen­satz zu an­de­ren Leu­ten noch nicht ab­ge­schrie­ben, HC-9«, be­ton­te er. Sei­ne Stim­me klang laut und ver­ständ­lich aus der leuch­ten­den Ener­gie­spi­ra­le, die bei die­ser Art ei­ner Funk­ver­bin­dung den Laut­spre­cher er­setz­te.
    »Es wur­de je­doch höchs­te Zeit für Ih­re nächs­te Po­si­ti­ons­mel­dung«, fuhr er fort. »Sind Sie si­cher, daß man Ih­ren Richt­strahl nicht an­zap­fen kann?«
    Dr. Kenji Nis­hi­mu­ra, der ne­ben mir stand, er­hob Auf­merk­sam­keit hei­schend die Hand.
    »Die Mög­lich­keit lä­ge bei eins zu zehn hoch drei­ßig Mil­lio­nen, Sir«, be­ru­hig­te er den Al­ten. »Der Scharf­strahl ver­läßt un­se­re An­ten­nen in der Bün­del­stär­ke ei­nes Schreib­stifts und er­reicht Sie mit ei­nem Ra­di­us von knapp drei Ki­lo­me­tern. Die Au­to­ma­ti­ken fah­ren die RiS-An­ten­ne mit un­vor­stell­ba­ren Feinst­kor­rek­tu­ren nach, sonst wä­re Ihr HQ in­fol­ge der Erd­ge­schwin­dig­keit und der pla­ne­ta­ri­schen Ro­ta­ti­on jetzt schon aus dem Emp­fangs­be­reich aus­ge­wan­dert. Ih­re Ant­wor­ten kom­men auf dem glei­chen Bün­del­strahl zu uns zu­rück, al­ler­dings auf der zwei­ten See­len­pha­se. Wir ha­ben her­aus­ge­fun­den, daß auf die­sem Lei­ter-Bün­del gleich­zei­tig drei­tau­send Vi­deo­ge­sprä­che mit Far­be und drei­di­men­sio­na­lem Räum­lich­keits­ef­fekt lau­fen kön­nen. Bei ei­nem Ver­zicht auf die­se voll­kom­me­ne Ver­bin­dung könn­ten in rei­ner Ge­spräch­form zir­ka acht­zig­tau­send Kon­tak­te her­ge­stellt wer­den und bei ei­ner Mor­se-Durch­ga­be bis zu zwei­hun­dert­tau­send. Wir sind nach mensch­li­chem Er­mes­sen we­der zu or­ten noch ein­zu­pei­len. Ihr HQ-Sen­der stellt kei­ne Ge­fah­ren­quel­le dar; nicht bei ei­ner mög­li­chen Zu­falls­quo­te von eins zu ei­ner Zehn mit drei­ßig Mil­lio­nen Nul­len.«
    »So ge­nau woll­te ich das gar nicht hö­ren«, brumm­te Re­ling. Er schi­en an­ge­strengt zu über­le­gen.
    »Kon­nat, wapp­nen Sie sich mit Ver­ständ­nis. Sie er­hal­ten hier­mit einen Ein­satz­be­fehl, den ich al­ler­dings nicht so sorg­sam un­ter­mau­ern kann, wie Sie es ge­wohnt sind. Ha­ben Sie an die Bar­stru­ler ge­dacht?«
    Ich warf Al­li­son einen iro­ni­schen Blick zu. Sein Ge­sicht rö­te­te sich noch hef­ti­ger, der ab­weh­ren­de Wink un­ter­strich sei­ne be­gin­nen­de Re­si­gna­ti­on.
    »Na­tür­lich, Sir. Ich ha­be al­ler­dings auch mit Ih­rer Ak­ti­vi­tät in die­ser Rich­tung ge­rech­net. Da­her mein An­ruf. Wo­hin ha­ben sich die klei­nen Leu­te zu­rück­ge­zo­gen?«
    »Wie­der in ei­ne son­nen­na­he Um­lauf­bahn, die je­doch als ›ver­frem­dungs­si­cher‹ be­zeich­net wird. Kön­nen Sie da­mit et­was an­fan­gen?«
    Al­li­son konn­te sein Tem­pe­ra­ment nicht mehr zü­geln. Er zwäng­te sich durch die Män­ner der kos­mo­nau­ti­schen Be­sat­zung hin­durch, leg­te sein Kinn auf mei­ne Schul­ter und starr­te in die mar­sia­ni­sche Feld­lin­sen-Auf­nah­me.
    »Oh, die Son­ne geht auf«, stöhn­te Re­ling. »Wie­so sind Sie von mei­nen Män­nern noch nicht ge­stei­nigt wor­den, Dok­tor?«
    Fra­mus lach­te – fröh­lich und un­be­küm­mert. Ob er ver­ges­sen hat­te, daß es an Bord der »1418« ei­gent­lich nichts zu la­chen gab? Oder hat­ten nur Han­ni­bal und ich nichts zu la­chen?
    »Ich be­grü­ße Sie noch herz­li­cher, be­hal­te den In­halt der Wor­te aber für mich, Ge­ne­ral«, be­gann Fra­mus laut­stark.

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