Privileg Venusgeist
zum Öffnen seiner Energiepforten zu bewegen. Er muß – ich betone ›muß‹ – anders reagieren als NEWTON oder ZONTA. Das kann mit einer grundverschiedenen Programmierung erklärt werden, die nach Auffassung unserer Experten auf die Belange der gesellschaftlich hochstehenden Marsflüchtlinge in diesem Unterkunftsbereich abgestimmt war. Das wird Ihnen Dr. Burner bestätigen.«
Ich sah mich etwas fassungslos um. Relings Erklärungen waren so folgenschwer, daß sogar Allison seinen Optimismus verlor. Der für ihn anormale Zustand hielt aber nur wenige Sekunden an. Er fand schneller die Sprache wieder, als es mir lieb war.
»Wie lange stand der Kreuzer auf dem Planeten?« erkundigte er sich. »Doch bestimmt nicht volle vier Tage unserer Zeitrechnung?«
»Etwas mehr als dreieinhalb Tage, Doc.«
Relings Gesicht spannte sich. Als er schließlich sein berüchtigtes Lächeln zeigte, wußte ich, daß der Einsatz in dieser Form nicht mehr abzuwenden war; es sei denn, wir hätten gemeutert.
»Dreieinhalb Tage«, wiederholte Framus nachdenklich. »Das stimmt mit meinen Hypothesen überein, Sir. Man beschäftigte sich einige Zeit, um anschließend zu starten, im Vorbeiflug die zufällig auftauchende TITANIC zu vernichten und Kurs auf den Mars zu nehmen. Nur eine Stunde später brach NEWTON den diplomatischen Kontakt mit uns ab.«
»Nicht übel gesprochen«, schmunzelte Reling.
»So war es aber! Der Großkodator begann zu arbeiten. Also hat man bewußt auf eine frühere Anwendung des Geräts verzichtet. Daraus ergibt sich die Frage, was man auf der Venus für wichtig genug hielt, um uns eine Gnadenfrist von zirka vier Tagen einzuräumen. Das hätte für die Soghmoler durchaus unangenehm werden können – und das müssen sie gewußt haben! Wie ich Sie kenne, haben Sie sinnentsprechende Fragen an die Barstruler gerichtet, oder?«
»Selbstverständlich. Sie orteten eigentümliche Energieechos, mehr nicht. Sehen Sie sich unsere Auswertungen an. Konnat, wir können Sie von hier aus bestenfalls mit Ratschlägen und den neuesten Nachrichten unterstützen. Ich habe für den Fall der Fälle einen weiteren Venuskreuzer starten lassen, aber der Kommandant wartet in sicherer Entfernung die Ereignisse ab. Einen zweiten Abschuß wollen wir unbedingt verhindern. Das Schiff soll nur im extremen Notfall eingesetzt werden. Es hat einen Hyperdimsender an Bord. Melden Sie sich erst, wenn Sie keinen anderen Weg mehr sehen und wenn die ›1418‹ aus noch unbekannten Gründen nicht helfend eingreifen kann. Die Einsatzplanung überlasse ich Ihnen. Ich maße mir nicht an, von der Erde aus Anweisungen geben zu wollen. Sie wären garantiert falsch.«
Wir tauschten noch einige Vermutungen aus. Unterdessen liefen die stark gerafften Auswertungsergebnisse ein. Sie wurden von der Automatik gespeichert und auf Normallänge zurückgespielt.
Reling endete mit den Worten:
»Hinter Ihnen steht in erster Linie die GWA mit all ihren Möglichkeiten und Erfahrungen. Wie sich die Herren der Internationalen-Abwehrkoalition verhalten werden, ist ungewiß. Ich lasse mich nicht mehr auf langwierige und letztlich fruchtlose Besprechungen und Beschlußfassungen ein. Ihr Unternehmen wird zum GWA-Fall erklärt. Das verantworte ich.«
»Ich küsse Ihnen demnächst beide Spazier-Dufter«, erklärte der Zwerg erleichtert. »Klein-Arnold wird endlich vernünftig.«
»Über ›Klein-Arnold‹ reden wir noch, Utan«, versprach der Alte beinahe feierlich. »Ach ja – das wollte ich noch sagen: Konnat, da Sie es neuerdings vorziehen, den verräterischen und weltmachtlüsternen GWA-General zu schauspielern, von dem
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