Privileg Venusgeist
ich Trottel natürlich nur das Allerbeste annehme, werden wir auf dem Planeten Erde ein kleines Psychoschauspiel zur Unterstützung Ihrer unverschämten Diskriminierung meiner Person starten. Ich möchte, daß die Soghmoler verstärkt den Eindruck gewinnen, Sie können jederzeit auf die militärische Macht der Menschheit zurückgreifen. Unmittelbar nach Abbruch dieser Sendung wird die Nachricht von Nang-Tais angeblichem Tode verbreitet. Entsprechende Filme – teils echt, teils im Trick – werden über World Television ausgestrahlt. Sie sind der ruhmreiche Held. Ich schätze, das wird Ihnen gelegen kommen.«
Ich hüstelte peinlich berührt. Bei Hannibal schienen die Worte des Alten Schluckbeschwerden verursacht zu haben.
Nachdem Reling uns noch einige Sekunden beobachtet hatte, schaltete er ab.
Ich starrte auf den verblassenden Bildschirm und fragte mich erneut, welcher Ungeist mir den Rat eingeflüstert hatte, ein GWA-Schatten zu werden.
4.
Außer mir schien an Bord der »1418« nur Captain Graham G. Maykoft nicht bestürzt zu sein.
Er stand im Hintergrund der Zentrale unter einem Kontrollbildschirm. Das grelle Licht spiegelte sich auf seiner Stirnglatze und hob die Falten in seinem harten Gesicht überdeutlich hervor.
Ich hatte ihn wegen seiner Haltung nicht telepathisch getestet, denn ich wußte, warum dieser alte, erfahrene GWA-Mann nicht ebenfalls auf mich eindrang, schnellstens auf der Venus zu landen.
Maykoft dachte ähnlich wie ich; also in den Bahnen eines ZBV-Schattens, der jede Gegebenheit auf ihren psycho-kriminalistisch fundierten Hintergrund abzuwägen hatte.
Hannibal schien diese Regel vergessen zu haben. Er war unruhig, verbittert und von Zorn erfüllt. Dazu hatten wir auch allen Grund; zum Zorn und zur Trauer!
Wir standen mit der »1418« in einer 48-Stunden-Orbitbahn über dem zweiten Planeten des Sonnensystems.
Vor etwa zwei Stunden, um 16:06 Uhr, hatte ich den bereits erteilten Landungsbefehl widerrufen.
Selbst Anne Burner schien meine Gedankengänge nicht mehr mitverfolgen zu können.
Hannibal hatte einige Male einen Psi-Überfall versucht, war aber infolge meiner Konstantblockade abgeprallt.
Der Grund für die jedermann überraschende Maßnahme waren die Hyperdimnotrufe gewesen, die wir um 16:06 Uhr aufgefangen hatten.
Diesmal hatte nicht nur ein Ortungsfunker seine Todesangst in die Mikrophone geschrien. Es mußten etwa fünfzig Mann gewesen sein, die ihre Visiphongeräte gleichzeitig auf die beiden marsianischen Hyperdimsender an Bord der Laherty-Flotte geschaltet hatten.
Wäre es nicht so gewesen, hätten wir einen solchen Stimmenwirrwarr niemals vernehmen können.
Die Notrufe hatten knapp drei Minuten angehalten – dann war eine tödliche Stille eingetreten.
Unsere Plasmakreuzer unter dem Kommando von Generalleutnant Miron Laherty hatten zu existieren aufgehört. Aus den letzten Nachrichten ging eindeutig hervor, daß der Schwere Kreuzer der KASHAT-Klasse überraschend angegriffen hatte.
Unsere vierundsechzig Plasmaschiffe waren innerhalb von drei Minuten in den Atomgluten der Marsgeschütze zerplatzt.
Der KASHAT-Kreuzer hatte demzufolge mit dem schnellen und berüchtigten Breitseitentakt der alten Marsflotte gefeuert. Gut abgeschirmte Hochenergiegeschütze konnten diese Schußfolge bis zu fünf Minuten aushalten, ohne wegen thermischer Überlastung auszufallen.
Je nach Mentalität hatten wir getobt, unsere Empörung herausgeschrien, fassungslos auf die Kommunikationsspirale gestarrt oder geweint.
Es war grauenhaft gewesen,
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