Privileg Venusgeist
Automaterfassung hat die Ankömmlinge immer noch im Schußkreis. Die kann ich jetzt wohl abschalten, oder?«
Als ich antwortete, kniff Kenji Nishimura die Augen zusammen. Sonst regte sich kein Muskel in dem breiten, knochigen Gesicht.
»Unterlassen Sie das vorerst! Warten Sie gefälligst ab, bis die Überprüfung beendet ist. Ihre Kanonen werden gewiß nicht von allein losgehen.«
»Wenn Sie nicht auf den Zentrale-Notschalter drücken, bestimmt nicht. Okay, Sir. Die Zielerfassung läuft weiter«, murrte er.
Allison lachte leise.
»Freundliche Worte klingen aber anders. Wie lange wollen Sie den Unsinn noch beibehalten? Normaler als die drei Frauen kann sich kein Mensch verhalten. Kommen Sie – lassen Sie Listerman abschalten.«
»Wenn Maykoft mit dem Gleiter weit genug entfernt ist. Ich gehe kein Risiko ein.«
»Der Nachschub für die Frauen liegt bereits auf dem Gelände. Das Fahrzeug verschwindet hinter dem Prallgitter, das der Venuskommandeur offensichtlich zur Abschirmung des Landeplatzes aufgebaut hat. Ich frage mich, wieso Maykoft unangefochten durchfahren kann! Er scheint schon draußen im Orkan zu sein.«
»Wirklich?« fragte ich spröde, obwohl ich es mit eigenen Augen sah. Maykofts Videobericht klang ebenfalls gut. Das Energiegitter konnte ohne weiteres durchfahren werden. Demnach hatten es auch die Kosmonautinnen durchschreiten können.
Sie liefen auf die weit entfernten Sauerstoffflaschen zu. Als sie sie erreicht hatten, drückte ich blitzschnell auf den Hauptschalter der Einmann-Kontrollen.
Ich starrte direkt in Allisons vor Entsetzen aufgerissenen Mund, vernahm aber keinen Schrei.
Jeder denkbare Laut wurde vom infernalischen Donnern eines Backbordgeschützes überlagert.
Allison, Stepan Tronsskij und alle anderen ungeschützt stehenden Männer wurden wie welke Blätter durch die Zentrale gewirbelt. Nur Kenji Nishimura hatte sich rechtzeitig auf sein Konturlager gelegt und angeschnallt.
Der violette Glutstrom durchpeitschte die Luft und schlug etwa zwei Meter entfernt an der Stelle ein, wo sich die drei Frauen soeben nach dem rettenden Sauerstoff bückten. Listermans Automatik arbeitete wirklich vorzüglich.
Ehe die enorme Druckwelle das Schiff erreichen konnte, standen die voraktivierten Schutzschirme. Ein Glutstrom umheulte uns, aber er wurde von den E-Feldern gebrochen und abgelenkt.
Weit draußen verflüssigte sich der Metallbelag des Landefelds. Eine Glutsäule stieg kilometerhoch in den Himmel, riß dort die treibenden Sandwolken auf und tauchte sie in tief rotes Licht.
Der Einschlag glich einer Atomexplosion. Sie hätte die ›1418‹ ohne die abwehrenden Schutzschirme fraglos vernichtet.
Gewalten, die einen Marskreuzer verdampfen konnten, waren phänomenal. Trotzdem waren sie nicht stark genug, um eine andere Waffe neutralisieren zu können.
Wir vernahmen ein singendes Geräusch, das sich zum Kreischen einer überbeanspruchten Säge steigerte.
Gleichzeitig zuckten aus der Atomglut drei grünleuchtende Energiespiralen hervor. Sie wiegten sich anscheinend unangefochten in dem Gasball des Wirkungstreffers, eilten hin und her, bis sie schließlich langsam in sich zusammensanken und verlöschten.
Erst in dem Augenblick ließ das Kreischen nach. Kurz darauf trat Stille ein.
Ich drehte benommen den Kopf. Meine Hand schwebte über dem Manuellschalter.
Allison hatte sich infolge seiner Bärenkräfte an meinem hochlehnigen Sessel festklammern können. Sein Gesicht war verzerrt.
»Das tat sehr weh, nicht wahr?« erkundigte ich mich so laut, daß man mich verstehen konnte. In meinem Kopf schienen Wasserfälle zu rauschen. Den
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