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Privileg Venusgeist

Privileg Venusgeist

Titel: Privileg Venusgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vor uns. Ich ge­be zu, daß ich an Stel­le der Frau­en nicht aus­schließ­lich an die ›1418‹ und die Ver­hal­tens­wei­se ih­rer Be­sat­zung den­ken wür­de, son­dern auch an an­de­re Din­ge. Es kann aber durch­aus mög­lich sein, daß die Frau­en so er­schöpft sind, daß sie zu kei­nen an­de­ren Re­gun­gen mehr fä­hig sind.«
    Ob­wohl mein In­stinkt im­mer drin­gen­der warn­te, wur­de ich un­si­cher. Han­ni­bal, der in­fol­ge sei­ner gleich­ar­ti­gen Schu­lung auch zu ei­nem psi-emo­tio­nel­len Er­eig­ni­sah­ner ge­wor­den war, fühl­te sich eben­falls nicht wohl.
    »Ab­war­ten, Großer«, riet er. »Zwei­fel­los sind die Frau­en in Not. Ich fra­ge mich je­doch, in wel­cher Not! Es wür­de mich in­ter­es­sie­ren, wie hoch der Sau­er­stoff­druck in ih­ren Le­bens­er­hal­tungs­sys­te­men ist und wie­viel Flüs­sig­keit sie tat­säch­lich mit sich füh­ren. Ich ge­he auf die Pa­ra­spur zu­rück, En­de.«
    Als ich mei­ne Kon­zen­tra­ti­ons­pha­se auf­hob, be­fand sich nicht nur Tronss­kij am Ran­de der Meu­te­rei. So­gar Lobral, der stets be­herrscht und aus­ge­gli­chen war, warf mir vor­wurfs­vol­le Bli­cke zu.
    Do­gen­dal war zum Ner­ven­bün­del ge­wor­den, und Al­li­son gab end­gül­tig sei­ne Aus­wer­tungs­ver­su­che auf.
    Er schlug mit der Faust auf den Me­tall­rand des Rech­ners und kam nä­her.
    »Be­en­den Sie die Pro­ze­dur, Kon­nat«, for­der­te er schroff. »Seit wann läßt man drei Frau­en in der Wüs­te um­kom­men? Ich fin­de über­haupt kei­ne Wor­te für Ihr Ver­hal­ten. Als sie plötz­lich er­schie­nen, war ich eben­falls ge­schockt, jetzt aber nicht mehr. Sie sind wirk­lich in To­des­not.«
    Ich lausch­te mit hal­ber Auf­merk­sam­keit auf die im­mer drin­gen­der wer­den­den Ru­fe der Frau­en.
    Al­li­son hat­te recht, wenn er be­haup­te­te, sie hät­ten nicht mehr viel Zeit.
    Ich ent­schloß mich zu ei­ner Maß­nah­me, die je­der­mann so­fort be­ru­hig­te. Lobral at­me­te er­leich­tert auf, als ich zur gelb­leuch­ten­den Kon­takt­plat­te der Ton­auf­nah­me griff.
    Vor­her gab ich an die Be­sat­zung durch:
    »HC-9 an al­le: Ich wer­de die Frau­en an­ru­fen. Mei­ne Be­fürch­tun­gen schei­nen grund­los zu sein. Ma­schi­nen­leit­stand, bit­te mel­den …«
    Dr. Ing. Sno­fer, GWA-Wis­sen­schaft­ler und Spe­zia­list für mar­sia­ni­sche Trieb­wer­ke und Ul­trastrom-Er­zeu­ger, er­schi­en au­gen­blick­lich auf ei­nem Bild­schirm.
    »Doc, fah­ren Sie Ih­re Strom­re­ak­to­ren auf Not­leis­tung hoch. Schal­ten Sie auf Ener­gie­schirm­ver­sor­gung um. Ich möch­te, daß die Ab­wehr­fel­der not­falls im Bruch­teil ei­ner Se­kun­de ak­ti­viert sind.«
    »Ver­stan­den. Ich tue Ih­nen den Ge­fal­len – wenn es Sie be­ru­higt!« ent­geg­ne­te er iro­nisch.
    Das Don­nern der Um­for­mer­bän­ke be­ru­hig­te mich tat­säch­lich. Mei­ne Au­gen schie­nen sich an den Bild­schir­men fest­sau­gen zu wol­len.
    Mein Ver­stand emp­fahl Maß­nah­men der Mensch­lich­keit; mein Ge­fah­renspür­sinn ru­mor­te un­ter­schwel­lig. Ich wur­de von ei­ner Ge­fühls­wo­ge in die an­de­re ge­ris­sen.
    Als ich die Kon­takt­plat­te nie­der­drück­te, eil­ten die drei Frau­en be­reits wei­ter auf das Lan­de­feld hin­aus. Sie hat­ten das Don­nern ver­nom­men und pa­nik­ar­tig rea­giert.
    »Sie den­ken an einen be­vor­ste­hen­den Start«, in­for­mier­te mich Ki­ny.
    Ich nick­te un­will­kür­lich. Auch die­se Re­ak­ti­on er­schi­en ver­nünf­tig. Aber – hät­te ich an Stel­le der Hil­fe­su­chen­den eben­falls die Flucht er­grif­fen? Wä­re ich nicht ein­fach ste­hen­ge­blie­ben, um es dar­auf an­kom­men zu las­sen.
    Wenn man dem Er­sti­ckungs­tod be­reits ins Au­ge sieht und glau­ben muß, daß die Ret­ter kei­ne Ret­ter sind – flieht man dann vor ei­nem ato­ma­ren Trieb­werkss­trom, der al­le Lei­den se­kun­den­schnell be­en­den wür­de?
    »Ja, da­für sorgt der über­mäch­ti­ge Selbs­t­er­hal­tungs­trieb«, be­lehr­te mich Ki­ny. »Sir, die Frau­en ge­ben aber trotz­dem nicht auf. Sie blei­ben wie­der ste­hen.«
    Ich be­ob­ach­te­te je­de Sze­ne auf den Bild­schir­men. Ei­ni­ge Din­ge fie­len mir auf, aber

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