Privileg Venusgeist
Gefährten konnte es nicht besser ergehen.
»Was denken Sie, wie sich das Geräusch angehört hätte, wenn die drei marsianischen Hyperschallbomben vor dem ungeschützten Schiff oder innerhalb der ›1418‹ hochgegangen wären? Meine Herren – ich muß gestehen, unverantwortlich lange gezögert zu haben! Das passiert mir nicht wieder.«
Es dauerte fast zehn Minuten, bis sich die Erregung gelegt hatte. Immerhin war man sich einig geworden, daß die weiblichen Wesen keine Frauen gewesen waren. Oder doch? Hatte es sich unter Umständen um suggestiv beeinflußte Überlebende der CAPELLA gehandelt?
Maykofts Videoanruf erlöste mich von den letzten Zweifeln.
»An Expeditionschef: Sir, wir haben die Explosion und den Sandsturm gut überstanden. Wir sind in der Kuppel. Hier liegen fünf Tote, drei Frauen und zwei Männer. Die Leichen sind mumifiziert, aber Dr. Tarescu scheint soeben eine unangenehme Entdeckung zu machen. Moment, ich schalte um.«
Ich hörte jemand laut schlucken. Es war Hannibal. Sein Kehlkopf bewegte sich ständig. Derart verstört hatte ich den Kleinen selten erlebt.
»Diese Bestien!« flüsterte er. »Das kann nicht wahr sein.«
»Dr. Phram Tarescu spricht«, klang eine Stimme auf. Gleichzeitig sahen wir auf einem Schirm die Aufnahme seiner Mikrokamera.
»Die fünf Menschen sind an Sauerstoffmangel gestorben. Die Männer scheinen den Freitod gewählt zu haben, als die Lage aussichtslos wurde. Die Schußverletzungen weisen darauf hin. Die Frauen gleichen den Geschöpfen, die sich uns als Dr. Gracand, Horace Pilgron und Louise Lebeau vorgestellt haben. Die sterblichen Überreste sind mumifiziert, jedoch müssen sie bis vor kurzer Zeit Venus-Raumanzüge getragen haben. Den Toten wurden die Druckpanzer erst kürzlich abgenommen! Da ist aber noch etwas.«
»Was?« erkundigte ich mich mit schwerer Zunge. Das Grauen drohte mich zu übermannen.
»Es fällt mir nicht leicht, meinen Verdacht zu äußern, aber ich habe in dieser Hinsicht gewisse Erfahrungen. Auch wir verwenden bei verschiedenen Versuchen abgestorben erscheinendes Gewebe, um mindestens eine Zelle reaktivieren zu können. In ihr sind alle Charakteristika als Mikrobausteine verankert und unter Umständen wieder aufbaubar.«
»Was haben Sie festgestellt, Doc?« unterbrach ich ihn schwer atmend.
»Wahrscheinlich des Rätsels Lösung. Aus den Körpern der Frauen wurden größere Gewebemassen herausgetrennt. Wenn es die soghmolische Wissenschaft versteht, daraus eine biologisch lebende Nachahmung herzustellen, haben Sie tatsächlich auf drei irdische Frauen geschossen; oder auf das, was von ihnen stammte und synthetisch aufgestockt wurde. Darüber sollten Sie sich aber keine Gedanken machen.«
»Bestatten Sie die sterblichen Überreste«, bat ich ihn niedergeschlagen.
»Dafür wird keine Zeit mehr sein«, dröhnte Maykofts Stimme dazwischen. »Hallo, Allison, das wird Sie interessieren! Im Hintergrund der Kuppel steht ein Gerät, das garantiert nicht auf der Erde gebaut wurde. Sehen Sie die pagodenartige Spirale? Ja …? Gut, dann zeichnen Sie das Bild auf, denn das Ding dürfte bald explodieren. Es glüht immer stärker auf. Gentlemen, wenn das nicht eine Art Sender ist, mit dem die Biokopien Anweisungen und Erinnerungen erhielten, will ich hierbleiben, bis das Gerät hochgeht. Wir verschwinden, Ende.«
Ich blickte auf den Zeitmesser. Es war 20:42 Uhr am 26. Oktober 2010.
Wir sahen Maykofts Gleiter mit hoher Fahrt das Energiegatter passieren. Er umfuhr die langsam abkühlende Einschlagmulde unserer Strahlbahn. Sie hatte eine einen Kilometer lange Schneise in den Boden
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