Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
nichts beständig ist und ewig wertvoll bleibt.
Nachhaltig handelt, wer das Wertvolle durch Wandel bewahrt.
Durch Wandel bewahren – mit dieser Formulierung ist der Spagat auf den Punkt gebracht. Wandel und Verharren müssen auf einer Metaebene zusammenkommen!
In meiner täglichen Arbeit spielt das stetige Neuerfinden des Unternehmens eine wichtige Rolle. IBM wird in diesem Jahr hundert Jahre alt, eben weil IBM sich immer wieder neue Geschäftsfelder erschloss. Der Großrechnerhersteller mutierte seit 1995 zum Servicegiganten und weitete gleichzeitig sein Geschäft entschlossen besonders nach Asien, Brasilien und Russland aus. IBM eröffnete den Markt des »E-Business« und mutierte selbst zu einem globalen Unternehmen (»Globally Integrated Enterprise«). Heute arbeiten mehr als 130.000 Mitarbeiter allein bei der IBM India! Dagegen sanken die Beschäftigungszahlen in Europa und Nordamerika. 2008 entschloss sich die IBM, unter dem Motto »The Smarter Planet« den weiten Einsatz der IT in Energie-, Wasser-, Verkehrsnetzen zu beginnen und das Gesundheitswesen zu revolutionieren. Können Sie sich vorstellen, wie viel Wandel wir täglich erleben? Es gibt die andere Seite »unserer« schrecklichen Fehler: IBM unterschätzte die Bedeutung von PCs und der Software für Computer. Sie ließ Chips von Intel bauen und das Betriebssystem von Bill Gates. Es tat weh, zu sehen, wie das als gering Eingeschätzte später zu größtem Business für andere wurde …
Der Weg im Wandel ist gar nicht klar! Trotzdem muss man entschlossen handeln. Es geht! Unternehmen können auch in der schnelllebigen Zeit zweihundert Jahre alt werden! Es geht sogar bei steigenden Gewinnen und Prosperität!
(Das ist jetzt kein Werbeblock für IBM. Ich will nur sagen, dass ich selbst in einem Positivbeispiel der steten Neuerfindung unter allgemeinem Gedeihen lebe – es geht also im Prinzip!)
Professionelle Unternehmen müssen beim steten Bewahren im Wandel trotzdem noch glücklich arbeiten und prosperieren! Wandel und eigentliches Arbeiten müssen integrativ Hand in Hand zusammenwirken. So weit sind unsere Management-Methoden leider noch nicht! Es gibt keine wirklichen Rezepte, wie das Divergierende integriert wird. Umso mehr brauchen wir Professionals der Zukunft, die diese Integration in ihrem Umfeld schaffen! Je größer das Umfeld, umso fruchtbarer die Wirkung. Noch einmal: Gute Professionals glänzen als Zentrum des Gelingens. Dies ist der Kern des folgenden Abschnittes über »Keystones«.
Die »Keystone«-Persönlichkeit und der T-Shape-Spezialist
Die neuen Anforderungen an die Professionalität von morgen möchte ich nun zu Begriffen verdichten. Wir haben gesehen, dass wir in Netzwerken arbeiten, dass die Unterschiede zwischen Mitarbeitern und Führungskräften verschwinden und dass wir einen guten Teil unserer Arbeitszeit verwenden, um die Arbeit, die Bedingungen, das Unternehmenssystem und unsere eigenen Fähigkeiten ständig weiterzuentwickeln. Wissen um den Umgang mit Menschen und Systemen hat Priorität gegenüber reinem Fachwissen (das ist brauchbar gut im Internet). Wer allerdings noch als Experte gutes Geld verdienen will, muss sehr viel mehr als bisher glänzen können und es auch verstehen, sich zu vermarkten, sich also mit seinem Umfeld im Markt auseinanderzusetzen. Ich möchte zwei Arten von erfolgreichen Professionals der Zukunft hervorheben:
• Die »Schlüsselpersönlichkeit« im Netz, die »Keystone«-Persönlichkeit: Keystones kümmern sich um das Pulsieren, Werden, Prosperieren, Gedeihen und Entwickeln des Ganzen. Die Arbeit am System bzw. die Metaarbeit nehmen einen großen Raum ein.
• Der T-Shape-Spezialist: Das ist der Experte der Zukunft, der mit seinem Wissen aktiv im System beiträgt und sich gut verkauft – der also nicht wie früher »nur am Schalter oder am Telefon« wartet, bis man bei ihm anfragt. Er hat tiefes Wissen und eine breite Vernetzung. Das Tiefe und Breite wird durch den Buchstaben T symbolisiert, daher die gängige Bezeichnung »T-Shape«. Solche Experten arbeiten mehr im System, verstehen aber auch die Aspekte des Ganzen, das sich ständig weiterentwickelt.
Die Bezeichnung »Keystone« für einen wichtigen Platz in Wirkungsnetzen habe ich in einem beeindruckenden Buch über Systeme von Unternehmen gefunden: The Keystone Advantage: What the New Dynamics of Business Ecosystems Mean for Strategy, Innovation, and Sustainability von Roy Levien und Marco Iansiti, Mcgraw-Hill Professional (2004).
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