Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt

Manager der Zukunft könnten das Ineinanderwirken von Arbeit und Umbau professioneller gestalten. Dazu muss Meta-Management betrieben werden.
    Wenn ich jetzt mehrfach die heutige Situation mit dem Wort »unprofessionell« belege, werden viele von Ihnen etwas zucken oder sich gar empören. Sie könnten denken: »Bei den vielen Konflikten ist es ganz natürlich, dass immer wieder Schwierigkeiten auftreten. Eine heile Welt wird es nicht geben. So ist die Welt nicht!«
    Ich möchte mich ganz strikt gegen die resignative Haltung wenden! Sie ist für mich eine Art Ausrede, nicht hart daran zu arbeiten, dass die Konflikte eben nicht auftreten! Ich habe Ihnen ja die Liste der hauptsächlichen Projektprobleme oben aufgeschrieben. Ist es zu viel verlangt, diese elementaren Dauerbrennerfehler einzustellen?
    »Dumme und Gescheite unterscheiden sich nur dadurch, dass der Dumme immer wieder dieselben Fehler macht und der Gescheite immer neue.« (Kurt Tucholsky)
    Dass bei einem Umbau neue Fehler gemacht werden, die man noch nicht kannte, muss als Risiko hingenommen werden. »Fehler muss man zulassen!«, raten deshalb die Managementgurus. Sie vergessen meist hinzuzufügen, dass es im Sinne von Tucholsky wirklich nur neue Fehler sein sollten.
    Wir sollten also zunächst das Zusammenspiel von normalem Arbeiten und dem umbauenden Metaarbeiten professionell regeln, dann wäre ein großes Konfliktpotenzial beseitigt.
    Ob dann die Welt immer noch unheil sein muss, sehen wir ja dann.
    Mich persönlich ärgert es, wenn Manager auf Mitarbeiterklagen über die unsinnige Systembürokratie resigniert antworten: »Das System ist komplex. Die Welt ist komplex. Man kann nichts tun.« Ich finde: Entweder sind sie dann unfähig, gute Strukturen zu bilden – oder sie sind keine »Leader«, also keine Führungspersönlichkeiten, die es schaffen, verschiedene Interessen zur Konzentration auf das Ganze zu vereinen.
    In der neuen Zeit brauchen wir also entweder bessere beziehungsweise »einfachere« Systeme oder zahlenmäßig sehr, sehr viel mehr wirkliche professionelle Führungspersönlichkeiten. Die werden in einem weltweiten Netz von Abhängigkeiten gebraucht, um den Kurs zu halten und vor allem die Richtung zu bestimmen.
    Charismatische Energie unter allgemeinem Stress
    Wie gesagt: Die vernetzte und hoch verdichtete Arbeit bei widersprüchlichen Zielen verlangt trotzdem eine Konzentration auf das Wesentliche und Nachhaltige. Bei aller Ablenkung durch vieles andere muss die Richtung stimmen. Genau in diesem Punkt sehen wir heute, dass Unternehmen Mühe haben, nachhaltig auf Kurs zu bleiben. Es ist eine eher seltene Kunst, mitten im gefühlten Chaos mit unzersplittertem Willen zu agieren – wie ein Fels in der Brandung zu stehen. Der wahre Professional hat diese fast körperlich spürbare Aura der Energie. Er brennt. Dem Körper kommt im digitalen Zeitalter ein neuer Stellenwert zu. Es ist nicht mehr der physische Körper des Möbelpackers, sondern der des »Jedi-Ritters« oder des »Unternehmers«. Der Körper wird als Träger des wuchtigen Kraftstroms wichtig, nicht so sehr als einer der bloßen Kraft. »May the force be with you!«, heißt es in den Star-Wars-Filmen. Die Führungspersönlichkeit der neuen Zeit kann Energien bündeln und den Willen einen.
    Das verlangt mindestens eine gute Gesundheit – körperlich und seelisch. Die Seele leidet ja auch, nicht nur der Körper. Der vernetzte Charakter der Arbeit wird von Mitarbeitern und Chefs als extrem stressend, überlastend und überfordernd empfunden – wenn sie nicht durch und durch professionell sind. »Kann ich zaubern? Soll ich alles gleichzeitig können?« Ja! Aber ja! Es stellt sich das neue Problem, wie Menschen mit dieser psychischen Belastung vieler gleichzeitiger Aufgaben umgehen. Früher war um 16:30 Uhr Dienstschluss, die Entspannung im Schrebergarten vor dem Grill war zu hundert Prozent garantiert. Das war einmal. Die Psyche kann sich nun wegen dauernder Blackberry-E-Mail-Erreichbarkeit bis in die Nacht nicht mehr von allein regenerieren. Der wahre Professional sorgt erfolgreich für seine »seelische Wellness« .
    Das wird gepredigt! Aber wir sehen heute, dass viele dem Stress im und am System unter chronischem Overload und ständigen unprofessionellen Konflikten nicht mehr gewachsen sind. Die Konflikte setzen sich oft im Zwischenmenschlichen fort. Depressionen und Burn-outs nehmen ständig zu. Wir sind von verschiedensten Verpflichtungen hin- und hergerissen.
    Es fällt