Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
ausführen muss, was der Verstand beschloss. »Hör auf zu rauchen, treib Sport, iss Joghurt statt Schweinshaxe, verkaufe mehr Autos, arbeite die Nacht durch!« Das geht oft schief. Die emotional Intelligenten wiederum haben ein Herz, das nicht direkt will, sondern sich etwas wünscht: »Ich möchte den Menschen klar sagen können, dass sie netter sein sollen. Ich will im Meeting anmahnen, dass wir uns mehr helfen.« Aber es geschieht nichts.
Beides liegt daran, dass zum Tun nicht nur das Befehlen gehört, sondern auch das Gehorchen. Der Verstand befiehlt, der Körper tut nichts. Das Herz wünscht, der Körper tut nichts. Er will nicht. Da zwingt der Verstand den Körper durch Regeln, Gesetze, Radarfallen und Strafen – oder er verführt ihn durch Belohnungen und Anreize. Da überredet das Herz den Körper … IQ und EQ haben alle Mühe, etwas in Gang zu setzen!
Etwas ganz anderes ist es, wenn der Körper selbst etwas will. »Ich erobere diese Frau!« – »Ich gewinne Gold!« – »Ich will Rennen fahren!« Wenn der Körper selbst etwas will, gehorcht er sofort.
Das ist jetzt meine Erklärung. Ich kann auch Arthur Schopenhauer zitieren, der den Primat des Willens propagierte und in Die Welt als Wille und Vorstellung schrieb:
Jeder wahre Akt seines Willens ist sofort und unausbleiblich auch eine Bewegung seines Leibes: er kann den Akt nicht wirklich wollen, ohne zugleich wahrzunehmen, daß er als Bewegung des Leibes erscheint. Der Willensakt und die Aktion des Leibes sind nicht zwei objektiv erkannte verschiedene Zustände, die das Band der Kausalität verknüpft, stehn nicht im Verhältniß der Ursache und Wirkung; sondern sie sind Eines und das Selbe, nur auf zwei gänzlich verschiedene Weisen gegeben: ein Mal ganz unmittelbar und ein Mal in der Anschauung für den Verstand. Die Aktion des Leibes ist nichts Anderes, als der objektivirte, d.h. in die Anschauung getretene Akt des Willens.
Und später weiter im selben Werk:
Dieses Alles nun aber beweist, wie sehr sekundär, physisch und ein bloßes Werkzeug der Intellekt ist.
Schopenhauer selbst hatte eine ungeheure Vitalität, lesen Sie ein bisschen über sein Leben! Er beschreibt, dass der Wille im Leib den »bloßen« Intellekt als Werkzeug sieht. Das empfinden alle Jedi-Ritter bestimmt ebenso. Wir, die meisten anderen Menschen, sehen aber die Herrschaft im Verstand. Der muss dann kämpfen, dass der Körper mit seiner Energie mitzieht, also gehorcht. Damit er das tut, wird beim Kinde schon der Wille unterdrückt und oft auch aus Überzeugung, für das Kind das Beste zu wollen, geradezu gebrochen. Dann herrscht der Verstand allein, aber der Körper hat wahrscheinlich kaum noch Energie.
Friedrich Nietzsche hat über Schopenhauer nachgedacht, ich zitiere aus Jenseits von Gut und Böse, Kapitelchen 19 nur einen Satz aus einem Abschnitt, der sich der Zweiteilung des Wollens in Befehlen und Gehorchen widmet:
Bei allem Wollen handelt es sich schlechterdings um Befehlen und Gehorchen, auf der Grundlage, wie gesagt, eines Gesellschaftsbaus vieler »Seelen«: weshalb ein Philosoph sich das Recht nehmen sollte, Wollen an sich schon unter den Gesichtskreis der Moral zu fassen: Moral nämlich als Lehre von den Herrschafts-Verhältnissen verstanden, unter denen das Phänomen »Leben« entsteht.
Nietzsche (bitte lesen Sie etwas über sein Leben!) sieht eben den Kopf über dem Leib, Schopenhauer den Primat des Willens im Leib. Ich würde behaupten: Nietzsche hat kaum VQ, Schopenhauer vor allem VQ.
Unternehmer oder Entrepreneurs haben oft VQ im Sinne von Schopenhauer. Sie wollen und handeln im gleichen Zuge. Wenn sie etwas Gutes wollen, hilft VQ der Sache besser als alles andere. Wenn aber jemand etwas will, was nicht sein sollte? Dann ist VQ hochgefährlich. Viele Diktatoren haben einen enormen VQ und viele zu Alleingängen fähige Präsidenten. George W. Bush oder Silvio Berlusconi auch, verstehen Sie?
VQ ist absolut durchdringend und wirkungsvoll. Leider ist der unmittelbare Wille so stark, dass er sich oft über Bestimmungen, Regeln oder vorgeschriebene Entscheidungsprozesse hinwegsetzt. VQ entscheidet oft autonom. Das ist im guten Falle verantwortlich und heldenhaft, im schlechteren Falle selbstherrlich und obrigkeitsverachtend. VQ ist also zweischneidig. Wir wollen Leader, die sich auch im Ungewissen etwas trauen, wir mögen Helden, die die Verantwortung im Wagnis übernehmen. Aber der Wille ist oft sehr egoistisch und will, dass etwas für ihn selbst gelingt,
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