Professionelle Intelligenz - worauf es morgen ankommt
Alle Ausbildung ist jederzeit kinderleicht zu stoppen, wenn die Kostenbremse getreten wird. Es gibt kaum Anstrengungen, die sich ohne kurzfristige Nebenwirkungen so gut vermeiden lassen wie das Kümmern um Menschen. Deshalb wird es regelmäßig getan.
»Langfristig zahlt sich Bildung aus!« Jeder wiederholt das wie eine Gebetsmühle. Keiner will kurzfristig dafür »zahlen«. Das Gerede um mehr Bildung ist nur ein regelmäßig geübtes Ritual.
Die Unternehmen wissen schon, dass sich die Mitarbeiter beruflich auf der Höhe halten müssen. Sie fordern das aber nur von den Mitarbeitern als Ziel, ohne ihnen dafür Ressourcen zu lassen. Insbesondere Leistungsträger arbeiten heute so viel, dass sie keine Zeit dafür haben. Auf deren berufliches Können kommt es aber am meisten an! Das Wort Employability kam nach Deutschland. Ich höre es auf Tagungen – überall. In der deutschen Wikipedia wird es mit Beschäftigungsfähigkeit übersetzt. Dort heißt es: So wurde im Rahmen der Lissabon-Strategie der Europäischen Union 2000 vereinbart, die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit zum Bestandteil der europäischen Beschäftigungsstrategie zu machen. Die Lissabon-Strategie (auch Lissabon-Prozess oder Lissabon-Agenda) ist ein auf einem Sondergipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs im März 2000 in Lissabon verabschiedetes Programm, das zum Ziel hat, die EU innerhalb von zehn Jahren, also bis 2010, zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen.
Nun haben wir ja 2011. Haben Sie etwas davon gemerkt? Man hat uns allen gesagt, wir müssten die Eigenverantwortung für unsere Employability übernehmen und uns beschäftigungsfähig halten (zynisch: wahrscheinlich bereit sein, zum halben Gehalt zu arbeiten). Was sollen wir dafür tun? Ich zitiere weiter aus dem Wikipedia-Artikel zu Beschäftigungsfähigkeit:
»Empirische Untersuchungen haben bei Unternehmen folgende Anforderungsmerkmale identifiziert, die eine individuelle Beschäftigungsfähigkeit beeinflussen können:
• Fachliche Kompetenz
• Initiative und Aktivität, das Erkennen und Nutzen von Chancen
• Eigenverantwortung für Entwicklung und Ziele
• Zielorientiertes Handeln
• Engagement und Ausdauer
• Lernfähigkeit und Lernbereitschaft
• Teamfähigkeit
• Kommunikationsfähigkeit und Wirksamkeit in Kommunikation
• Empathie, Einfühlungsvermögen
• Belastbarkeit, Fähigkeit zum Umgang mit ungewohnten Situationen
• Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz
• Aufgeschlossenheit und Offenheit gegenüber neuen Sachverhalten, Ideen, Prozessen und Erfahrungen
• Fähigkeit zur Selbstreflexion
Das ist die Wunschliste an uns alle! Aber es bleibt eine rituell vorgetragene Wunschliste wie eine aus der Bibel, wie Gott uns gerne hätte. Die Bildung zu unseren anderen Teilintelligenzen fehlt, niemand engagiert sich für unsere professionelle Bildung.
Warum gibt es diese Wunschliste? Weil darin das steht, was die Unternehmen an uns vermissen. Im Großen und Ganzen sind unsere anderen Teilintelligenzen und damit auch unsere Professionelle Intelligenz verkümmert. Man hat sie wegindustrialisiert!
Nun sieht man aber immer stärker, dass in den nicht industrialisierten Berufen alle diese Fähigkeiten immer stärker gebraucht werden. Was tut man? Man legt uns einfach die Wunschliste ans Herz, und zwar mit der impliziten Drohung, dass wir dann eben nicht beschäftigungsfähig sind, wenn wir nicht alles wie gewünscht mitbringen.
Verschüttende Erziehung
Woher aber sollen wir das alles haben? Es scheint eine völlige Verwirrung darüber zu herrschen, was ein Mensch leisten kann. Um normale Wissensbildung zu erwerben, lernen wir zehn, zwölf oder bis zu zwanzig Jahre inklusive Studium – aber die anderen Bildungen hat man wohl schon automatisch nach einer zweistündigen Belehrung.
Mangelndes Verständnis für die Notwendigkeit einer professionellen Bildung
»Sei freundlich, zuversichtlich, optimistisch, begeistert, druckvoll, energisch, kreativ!« Wer das nicht gleich am nächsten Tag ist, strengt sich wahrscheinlich nicht genug an. In der Wikipedia heißt es im Artikel » Beschäftigungsfähigkeit« :
Nicht selten ruft das Anforderungsprofil der Beschäftigungsfähigkeit Verwunderung hervor, da das Vorhandensein der überfachlichen Kompetenzen als selbstverständlich angesehen wird. Empirische Untersuchungen zeichnen jedoch ein gegenteiliges Bild. Es ist durchaus nicht
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