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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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ich sehr ausführlich die Leistungen meines Boys gewürdigt, es ist nicht seine Schuld, daß ich die Expedition mit einem nicht ganz haargenau fixierten Ergebnis auslaufen ließ, im Gegenteil, mein Boy hat ausgegraben, gemessen, erfaßt, fotogr a fiert, was er nur konnte, und alles in seinen Fähigkeiten Liegende nicht nur bearbeitet, sondern oft selber aufgespürt.
    Am letzten Abend, als wir in meinem Expeditionshaus, bei dessen Selbs t aufrichtung er mitgeholfen hatte, zusammensaßen, fühlte ich sachliche Sympathie für diesen Burschen, ich sagte ihm in vielleicht etwas leutsel i gem, doch nettem Ton, daß sich das Haus nun wieder abbauen und un ser Schiff so gegen vieruhrdrei ßig kommen und einen Hubschrauber entse n den würde, mit einem Rest von saurem roten Wein trank ich auf die G e sundheit meines Boys. Nach meiner Rückkehr wollte ich ihn sofort verkaufen, ich hatte ihn schon rechnen lassen, was ich für ihn verlangen konnte. Vielleicht war das von mir nicht taktvoll, aber ich klopfte ihm kamera d schaftlich die Schulter, dann suchte ich in der Gebrauchsanweisung den Zusammenkla p per, der tüchtige Junge hatte die ganze Zeit in Arbeitsha l tung zugebracht, daran lag es vielleicht, daß der Zusammenklapper sich nicht sofort bewe g te. Auch als ich ihn herunterdrückte und Schieber nn I zog und in Punkt I einrasten ließ, legte mein Boy sich nicht zusammen.
    Ich war in Eile, zu Hause wollte ich meine Tagebücher für den Druck vo r bereiten, ich mußte sie rausbringen, solange noch Interesse an meiner großen Expedition bestand; ich gab ihm den Befehl sich selbst zusamme n zulegen, so liberal war ich, er tat es aber nicht, blieb auf der Sitzbank h o cken, das obere seiner drei Hinteraugen warf einen lila Lichtschein an die Wand, der unruhig zuckte.
    Ich sagte freundlich, die Arbeit ist beendet, Boy, wir fahren nach Hause. Er rutschte von der Bank, ließ seine Stirnlampe aufscheinen, fuhr seinen Sucher aus, stellte sich zur Tür.
    Wer meine Tagebücher liest, wird hoffentlich erkennen, daß ich mein Vorhaben nach menschlichen Ursachen des Untergangs des mutmaßlichen GUS zu forschen, so gut erfüllt habe, als es nur ging. Mit Hilfe des Spü r sinns meines technischen Begleiters, wie ich den Boy dort nenne, ihm kommen hohe Verdienste zu. Einmal muß aber Schluß sein, und als er in die Nacht hinausstelzte, lief ich ihm nach, legte ihm hinterrücks die Hand auf seine Schulter und sagte eindringlich, die Arbeit ist beendet, und als er ungerührt weiter ausschritt, sagte ich, daß er stehenbleiben und graben möge, was er dann, völlig sinnlos, tat. Aber er rannte wenigstens nicht weiter, und ich konnte versuchen, ihm, während er sich seiner Graberei hingab, heimlich die Zellen rauszunehmen; ich lief ins Haus, wo die G e brauchshinweise lagen, und als ich mit dem dicken Wälzer bei ihm ankam, hatte der Boy bereits ein großes Viereck umgegraben. Ich las mühselig in den Hinweisen, die seine Stirnlampe beleuchtete, und kriegte dann beim besten Willen das Zellenfach nicht auf. Es sollte sich bei sanftem tastdruck auf den sensiblen fleck oo von selber öffnen sowie die Zellen auswerfen, und als es das nicht tat, versuchte ich den Fleck oo ganz unsensibel zu durchstoßen, um dann die Klappe rauszuheben; dabei zerbrach ich zwei Haarspieße und eine Nagelfeile, schwache Werkzeuge, zugegeben, aber die wirksameren trug mein Boy in sich, und ich versuchte dann ihn zu ermu n tern, die Stelle selber aufzubrechen.
    Ich will nicht sagen, daß er sich nicht bemühte; sein Arm gelangte aber nicht dorthin, er war dafür zu kurz und unbiegsam, ein alter Konstruktion s fehler, denn auch der Mensch hat auf dem Rücken sensible Punkte, die er mit seinen Armen nicht erreichen kann, er müßte schon artistisch vorgebi l det sein, was ja nicht zu den Fähigkeiten meines Boys gehörte, da hätte er ein künstlerischer Boy sein und ich beim Zirkus mit ihm arbeiten müssen.
    Ich war nun so verzweifelt, daß mir der Einfall kam, meinen geschied e nen Mann, Professor Hähnel, anzufunken, obwohl ich wußte, daß er von der vulgär-technischen Seite der Elektronik nichts verstand, wie etwa dem Entfernen von Energie-Zellen und solchen anödenden Machereien; so wü r de ihm mein Hilferuf noch nicht einmal Genugtuung bereitet haben, und ich entsann mich meiner Schulfreundin Elida, von der erzählt wurde, sie lebe mit einem Boy zusammen, sie wußte sicher, wie man seine Zellen rau s nahm. Ich funkte über Notruf hin, ihre geschwätzige Antwort,

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