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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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die mir der Funkservice auf die Rechnung setzte, kam sofort, ich will nur einen Bruc h teil davon zitieren.
    Du hättest das viel billiger haben können, liebe Philyra, den primitiven Grund-Boy bezahlt die Krankenkasse wie Kunstglieder, Gebisse, Brillengl ä ser, er läuft da unter seelische Prothesen. Mit meinem Krankenkassenboy lebe ich nun schon fünfzehn Jahre lang harmonisch, ich habe seine Eige n schaften aufgestockt, verfeinert, das hättest du mit einem Krankenkasse n boy auch machen können, wenn nicht fürs Seelische, dann eben für die Wissenschaft. Du hättest es der Kasse nicht zu sagen brauchen und vor Kontrollen die aufgestockten Eigenschaften entfernen können. Du würdest st aunen, was in dem Krankenkassen jungen für Möglichkeiten stecken. Einen Menschenmann noch auszubauen oder zu verfeinern gelingt nur selten und mit hohem Nervenaufwand, einen Boy kannst du ununterbr o chen verfeinern und verändern wie du willst. Im Gegensatz zu deinem hat meiner ein menschliches Design, bescheiden, um nicht zu sagen doof, aber wie dich das anregt, wenn so ein stumpf vor sich hinglotzendes Individuum zum ersten Mal in seiner industrie-rosa getönten Haut und seinem streng riechenden braunen Plastik-Anzug auf deinem Sofa sitzt! Da willst du den gleich in die kreative Mache nehmen, ihm nicht bloß Locken drehen und andersfarbige Linsen vor die Augen hängen, als von der Kasse mitgeliefert wurden. Sein inneres verändern und erweitern, das ist es! Ihn Sachen sagen lassen, die Menschenmänner zu feige sind zu sagen, bis du sie satt hast und neue in ihn reinstopfst. Seit ich den Boy besitze, kann ich die Männer so oft wechseln wie ich will, ich kann in kreativer Weise den schönsten Augenblick erleben, der für mich in der Liebe möglich ist: zu sehen, wie ein muffliges, schläfriges Etwas plötzlich aus sich herausgeht, lacht, zärtlich wird und genau sagt, was ich gerade von ihm hören will. Das ist die Offenbarung, auf die ich früher immer gewartet habe, jetzt programmiere ich sie selbst, denn diese ganzen Komponenten müssen ja optimal zusa m menspielen, das Lachen, die Worte, die er abläßt, der Duft, den er ausströmt, das Tempo des technischen Prozesses mit retardiere n den Momenten an optimalen Punkten, taktil-sensi ble Effekte… als Wisse n schaftlerin wirst du das alles genau benennen können, und das muß alles sitzen! Aus meinem Krankenkassenboy hole ich es präziser raus als aus dem Menschendingsbums. Natürlich kostet es eine Kleinigkeit, immer Ve r änderu n gen und Verfeinerungen bei meinem Boy einbauen zu lassen, ich habe aber meinen geschiedenen Mann, der jetzt als mein Bekannter öfter kommt, um meinen Boy nach meinen Wünschen zu verändern, er ist Boy-Elektroniker, er wechselt auch die Zellen, ich sehe ihm dabei nicht zu, es wäre desill u sionierend, wenn plötzlich aus dem Lebenspartner, wenn es auch nur ein menschogener von der Krankenkasse ist, die Zellen rausg e poltert kämen, ich kann dir darum diesen Vorgang nicht erklären, mein ehemaliger Mann und jetziger Bekannte sagt, er kann es leider auch nicht, es ist eine G e fühls-sowie Erfahrungssache, meint er, die sich mit Worten nicht beschreiben läßt…
    Nun hätte ich darauf kommen müssen, das Fachgeschäft um Hilfe anz u funken, ein innerer Widerstand muß es verhindert haben. Wenn ich mir heute vorstelle, daß sie mir nicht nur einen Service-Boy und eine bede u tende Rechnung zugeschickt, sondern sich beim Erscheinen meiner Tag e bücher ihres Einsatzes gerühmt und dadurch meine technische Unbedarf t heit hervorgehoben hätten, bin ich froh, daß ich sie nicht anfunkte, zumal ich in der Not noch meinen Kraft-Büchsenöffner fand, den ich unnötig mi t geschleppt zu haben glaubte, weil mein Boy sich das Büchsenöffnen vorbehielt.
    Hinterrücks, während er verbissen grub, setzte ich ihm den Offner an, so daß er einen Kreis um den sensiblen Punkt schnitt und ein Stück Blech herunterfiel. Die Zellen konnte ich leicht rausziehen, es waren sieben, ich ließ sie in der Hosentasche klimpern, als ich zum Haus ging, um einen starken Plastesack und Plaststricke zum Einpacken des Boys zu holen. Als ich zurückkam, glaubte ich, nicht klar im Kopf zu sein, der Boy grub weiter und wie mir schien noch ungehemmter als zuvor, er hatte, als ich die Ze l len rauszog, noch ein paar Grabstiche gemacht, die ich für letzte, abkli n gende Reflexe hielt, jetzt schien er viel mehr Kraft zu haben, als er mit Zellen hatte. Gab es hier

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