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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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unmanipulierbar Unheimliche, das einen plötzlich und überraschend anfällt. Unmanipulie r bar, sage ich. Er gab Brallke die Mappe wieder, bedauere, ich kann nicht.
    Der Zufall wollte es, daß Brallke auf dem Gartenweg zu seiner Haustür dem Sohn begegnete. Robert trug einen schwarzen Hut, dessen überbreite Krempe sein Gesicht beschattete, sein schwarzer Mantel schleifte fast den Boden, vor der Brust hielt er einen schwarzlackierten Aktenkoffer, in dem der Weg sich spiegelte. Tag, Vater, rief der Sohn. Ein schwaches Echo kam von der Hauswand wieder. Die Schritte Roberts zogen reibend und zischend über den Weg. Als er die Gartentür ins Schloß warf, zückte Brallke zusammen.
    Dann sah er, wie mehrere Ratten mit schleifenden Füßen und trotzdem flink das Haus verließen, er konnte sich nicht erklären warum. Robert hatte wieder einmal den Plattenspieler nicht abgestellt, dort lief seine Musik, deren Töne für die Ohren von Ratten qualvoll waren, was jedoch niemand wußte.
    Brallke selbst zögerte, den Plattenspieler abzustellen.
    Durfte er das überhaupt?
     
     
     
     
     
    Mein Boy
     
    Als ich das mir empfohlene Fachgeschäft betrat, kam mir sofort ein Boy entgegen und biederte sich an, welche Ausführung von seiner Sorte ich freundlichst haben möchte. Ich antwortete kühl, für wissenschaftliche B e lange, denn schon sah ich im Hintergrund die dummen, vulgär-nützlichen Strukturen, die ihre Fähigkeiten im Putzen, Waschen, Kochen und derlei anödenden Machereien vorführten, und als ich auf dem Band ins obere Stockwerk fuhr, sprang mir ein funkeläugiger Lackaffe entgegen, benutzen Sie mich, gnädige Frau, Sie werden voll befriedigt sein, und er fing an mich zu befummeln, wobei er mir gleichzeitig seinen Bruder anpries, wie elegant der Teller auf den Tisch setze, total geräuschlos, nie würde er Soße auf den Teppich gießen, beim Essen bringe er Witze zu Gehör, auch scharfe, je nach Wunsch.
    Bei allen diesen Boys schien u nverkennbar, daß sich Charakter eige n schaften eingeschlichen hatten, die mir die heutigen Vertreter des männl i chen Geschlechts so widerwärtig machen: das unbedingte Funktioniere n wollen und eine domestikenhafte Unterwürfigkeit, die ich mit Falsc h heit und Hinterhältigkeit gleichsetzen muß; ich dachte, der untere Laden führt die gängige Ware, doch in der oberen, der wissenschaftlichen Spezialabte i lung tönte mich gleichfalls eine Lakeienstimme an: gestatten Sie mir, Sie um eine Aufgabe aus mathe-phy-chem-bio zu ersuchen, ich löse sie im gle i chen Augenblick, in welchem Sie sie nennen. Ich fragte ärgerlich, warum nicht schon, bevor ich sie genannt habe? Er haspelte, im gleichen Auge n augenaugaugaug… ein Boy trat hinter ihm hervor, von dem ich a n nahm, daß er menschlich sei. Ihm konnte ich erklären, welchen Typ ich brauchte. Ich stand vor meiner Expedition in das Gebiet, wo sich einst jenes versu n kene gus, das Große Unbekannte Staatswesen, befunden h a ben sollte, und dabei konnte ich keinen menschlichen Begleiter brauchen.
    Ohnehin wäre nie ein Mann von eignem Charakter freiwillig mit mir losg e fahren, ich gelte als rechthaberisch und manchmal soll ich zänkisch sein, aber wie soll ich mich mit einem Menschen (noch dazu männlich) vertragen können, der seine privaten Bedürfnisse sowie Skurrilitäten in eine wisse n schaftliche Expedition einfließen läßt und massig Geld dafür verlangt, daß er ein Unternehmen durch Widerrederei zum Scheitern bringt. Verzichtet er auf Geld, verlangt er Ruhm, er will ein Buch schreiben, und plötzlich war es er, nicht ich, der trotz der übermenschlichen Anstrengung nichts finden konnte, und er begründet es damit, daß die Zusammenarbeit schlecht gewesen sei. Ein fader Bravling, der alles widerspruchslos durchführt, nicht reinmeckert und die Versehen meinerseits, die auch vorkommen, als die genialsten Einfalle behudelt, würde noch teurer kommen als ein Eigenkopf, der Geld verlangt. Der Bravling ist der Totengräber jedes Unternehmens.
    Ich legte dem Fachmann also dar, daß mein Boy einen Orientierungssinn besitzen, graben und dabei tief ins Erdreich dringen können müsse, er müsse archäologische Fundstücke erkennen, bergen, fotografieren und architektonische Gebilde erfassen sowie messen können, ansonsten solle er die Fähigkeiten eines Expeditionsteilnehmers in wüsten unbewohnten G e genden aufweisen, er müsse Wasserquellen auf Gifte, Radioaktivität, Keime prüfen und Trinkwasser entgiften können. Fehler,

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