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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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wahrt in harter Situation die Menschenwürde, Emil Erasmus zeigt uns den wahren Menschen.
    Nun fällt auch die Beleuchtung aus. Allein der Bildschirm glimmt, Hilf s psychologinnen und Bewährungstechnikerinnen infiltrieren das Gerücht, die Sauerstoffversorgung drohe auszufallen.
    Ich kümmere mich nicht darum, was die vier aufgeregten Versager m a chen, ich suche Emil Erasmus, der trostspendend durch die Kabinen gei s tert.
    Er hat uns durch sein Vorbild aufgerichtet, sagt Kapitänin Nord.
    War doch alles fiktiv, flüstere ich.
    Trotzdem, sagt sie, da können Sie jede fragen.
     
     
     
     
     
     
    9
     
    Und wie stand es mit mir? Bin ich die einzige Frau an Bord, die einen kl a ren Kopf behalten hat und unterscheiden kann, was wirklich ist und was fiktiv? Schade, daß ich nicht deprimiert und daher auch nicht trostbedürftig bin.
    Emil Erasmus scheint das nichts auszumachen; ich überraschte ihn, als er an meiner Kabinentür durchs Schließloch spähte.
    Ich bin nicht drin, rief ich.
    Er zuckte nicht zusammen. Dann gehst du eben rein.
    Und was willst du hier? fragte ich, die Tür aufschließend.
    Sirene, sagte er ein bißchen vorwurfsvoll, du weißt doch, ich leide an chronischer Gleichlaufangst, ich kann nicht dauernd in meinem eigenen Versagerbett zur vorgeschriebenen, immer gleichen Zeit den vorgeschri e benen Schlaf durchführen.
    Du meinst, wir sollen unsere Betten tauschen?
    Du weißt, Sirene, daß ich nicht nur Normalversager, sondern Multivers a ger bin. Ich habe manchmal auch die Vereinsamungs phobie, ich kann nicht dauernd allein in einem Bett sein.
    Bevor ich ihm entgegnen konnte, war er schon in mein Bett geschlüpft, zog aber keineswegs den grünen Schlafsack zu, lag lässig da, als sollte ich ihn für den teuren Damen-Almanach apollo fotofixieren: Herrenakt, weiß, in grüner Schale.
    Als ich ihn noch betrachtete, wirkte er plötzlich, als sei ihm etwas dri n gend. Ich kann den Sack nicht zuziehen, klagte er, ich bin allergisch gegen Eingeschlossensein.
    Ich leider auch, gestand ich.
    Aber wenn ich allein offen liege, befällt mich ein Gefühl des Ausgesetz t seins, ich fröstele und klappere mit den Zähnen.
    Das muß nicht sein, wir haben beide in diesem Bett und auch im Schla f sack Platz.
    Kaum hatten unsere beiden Häute sich berührt, fröstelte er nicht mehr. Sein silberblondes Hauthaar leitete knisternd Energie. Von wem zu wem? Ich kann es nicht mehr unterscheiden.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    10
     
    Merkwürdig finde ich, daß K. als lebensgefährliche Havarie im Plan stand, sich nicht als erster meldete, um die notwendigen Reparaturen außenbords durchzuführen. Die anderen Versager stiegen zwar an der sicheren Leine aus, wagten aber nicht, am Raumschiff etwas anzufassen. Wir sind keine Fachleute, wir könnten was kaputtmachen. Sie erhielten dafür knappe Halbnullen eingetragen.
    Erst als sie unverrichteterdinge zurückgekrochen waren und unsere Kap i tänin den K. dringend bat, sich wenigstens die Schadenstelle anzusehen, ließ er sich in den Raumanzug stecken und spazierte an der Leine hinaus. Er blieb länger im Raum als die anderen vor ihm. Er umschwebte das ga n ze Schiff, wobei er jeden Quadratmillimeter des Mantels zu untersuchen schien. Ich habe leider versagt, gab er, zurückgekehrt zu, ich habe den Defekt nicht gefunden.
    Um die Fiktion zu erhalten, begab sich eine unserer Technikerinnen a u ßenbords und tat, als repariere sie.
    Was haben wir noch auf dem Plan? Ach, Meteoritenalarm. Den Einflug in ein Gebiet, wo unser Schiff, wie die Kapitänin uns weismachen will, zu einem Perpetuum mobile zu werden droht. Es könnte geschehen, sagte sie, daß wir aus dem Gebiet nicht mehr herauskommen. Ich habe die ganze Fiktionswirtschaft satt. Es wundert mich aber, daß Emil Erasmus bei dieser Schauernachricht höhnisch den Mund verzog.
    Freust du dich etwa?
    Ich amüsiere mich. Ist das Versagen?
    Wir wollen Dr. Freund befragen.
    Friedlinde erklärte, Versagen sei das nicht, im Gegenteil, es sei ein Ze i chen von Charakterstärke.
    Emil Erasmus K. kann sich verhalten, wie er will, Friedlinde findet es großartig. Er ist unser Erfolgspatient, sagte sie, ich bin gespannt, wie er sich bei der letzten Probe bewähren wird, wenn die Versager auf dem Schreckensplanetoiden landen müssen. Es dauert bis dorthin einige Mon a te. In der Zeit lautet die Heilaufgabe: sich in der Langeweile des Raums

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