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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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und einsperren werde wie einen feigen Marquista-Hund, der er schließlich sei. In den Städten bewegten sich die Verhaftungen im dreistelligen Bereich.
    »Er wird in Hochstimmung sein, das dürfte uns zugute kommen.« Mike versuchte Zuversicht zu verbreiten, als der dreiminütige Countdown für den Uplink begann. »Der Geschmack von Blut an den Zähnen: Wenn wir ein bisschen Glück haben, glaubt er, er sei unbesiegbar. Mit der richtigen Dosis von zerknirschten Entschuldigungen, denke ich, müssten wir ihn rumkriegen.«
    Chris zog sich einen Stuhl heran und stützte sich gegen die Rückenlehne. »Und du bist sicher, dass du nicht mich da mit drinhaben möchtest statt Makin?«
    Bryant sah ihn nur an.
    »Was?«
    »Fängst du schon wieder an?«
    »Mike, ich bin ja nicht mal zuständig für den Mist. Letzten Endes ist es mir wirklich scheißegal. Aber du kannst mir nicht erzählen, dass das keine Absicht war.«
    »Ah, verschon mich bloß mit diesen Verschwörungstheorien, Chris. Warum akzeptierst du nicht einfach, dass es an eurer miserablen Kommunikation lag? Ist es so schwer, an grundsätzliche Inkompetenz zu glauben?«
    Im Konferenzraum hatte Makin sich ihnen zugewandt und klopfte ans Fenster.
    »Zwei Minuten, Mike.«
    Bryant beugte sich zu einem der Mikrofone und drückte auf Trans. »Bin gleich da, Nick. Schnallen Sie sich an, Ladies and Gentlemen.«
    Er ließ den Baseballschläger von der Schulter gleiten und stellte ihn in eine Ecke. Chris fasste ihn am Arm.
    »Mike, du hast sein Gesicht gesehen, als wir’s ihm am Donnerstag verklickert haben. Du warst dabei. Er war gegen die Kursänderung, und er hat verdammt noch mal dafür gesorgt, dass uns die Sache voll ins Gesicht explodiert ist. Er hat Diaz verraten, damit wir niemanden mehr haben, den wir einsetzen können, und das weißt du selber.«
    »Und dafür riskiert er, sein eigenes Geschäft zu ruinieren? Kostet ihn eventuell Tausende an entgangenen Prämien am Quartalsende. Chris, nun komm. Er sieht ganz schlecht aus dabei. Warum sollte er das tun? Was bringt ihm das?«
    Chris schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, aber…«
    »Genau.« Mike packte ihn an den Schultern. »Du weißt es nicht. Ich weiß es auch nicht. Es gibt da nichts zu wissen. Und jetzt lass ab.«
    »Mike, ich verfolge hier keine persönlichen Interessen. Ich bin…«
    Ein weiteres heftiges Klopfen gegen das Fensterglas. »Du kannst es noch schaffen, Michael.«
    »Ich bin nur mit eingestiegen, um dir zu helfen, und ich…«
    Noch festeres Drücken der Schultern. Mike sah ihm in die Augen. »Das weiß ich, Chris. Und ich bin dankbar dafür. Und ich mache dir keinerlei Vorwürfe für das, was passiert ist. Aber jetzt musst du wirklich locker lassen. Kümmere dich wieder um Kambodscha. Fang an, dir Gedanken um deinen eigenen Quartalsabschluss zu machen.«
    »Mike…«
    »Hab keine Zeit mehr, Chris.« Er drückte noch ein letztes Mal, eilte dann zur Tür. Chris beobachtete durch die Glasscheibe, wie er in den Sessel neben Makin schlüpfte, Sekundenbruchteile bevor der Uplink ertönte.
     
    Alle Conflict-Investment-Kunden, mit denen Chris je zu tun gehabt hatte, hatten eines gemeinsam: ihre Leidenschaft für das technische Spielzeug der entwickelten Welt. Es war eine grundlegende CI-Weisheit, überall im Gewerbe von den Partnern an die Analysten weitergereicht: Geizt nicht mit den Spielzeugen. Ganz oben auf der Hardware-Geschenkeliste standen dabei die jeweils allerneuesten Gerätschaften zum Zwecke der globalen Kommunikation. Angefochten allenfalls von den Privatjets. Dann erst kam der Militärkram. Immer in dieser Reihenfolge, es verfehlte seine Wirkung nie. Echevarrias Uplink-Hologramm hatte eine superscharfe Auflösung und war mit etwa einem Dutzend zusätzlicher Displaybildschirme verbunden.
    Natürlich kannte Chris sein Gesicht, aus den HM-Akten und von den gelegentlichen Nachrichtenbildern aus der ME. Allerdings war es schon eine Weile her, dass er ihn zuletzt leibhaftig gesehen hatte. Er rückte dicht an die Glasscheibe und studierte das schlaffe, ledrige Gesicht; die Augen mit den Tränensäcken, den verkniffenen Mund, den dürren, stocksteif gerade gehaltenen Hals, der im Kragen einer mit Medaillen und Orden schwer behangenen Ausgehuniform verschwand. Die noch inaktiven Peripheriedisplays waren hinter ihm aufgefächert wie eine schwarze Gloriole. Die auf der holografischen Tischplatte ruhenden Hände wirkten aufgedunsen.
    »Ah, General«, sagte Bryant mit Plastikcharme. »Da sind Sie ja.

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